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Der ewige Gartenkalender: August

Der ewige Gartenkalender: August

Titel: Der ewige Gartenkalender: August
Autoren: Christina Zacker
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den berühmten „blauen Turm“. Dort ging er seiner Leidenschaft nach: der Astrologie, der Kunde von den Sternen. Nacht für Nacht verfolgte er den Lauf der Gestirne, um aus den immer neuen Konstellationen Hinweise für das irdische Leben zu ziehen. Sie waren für Abt Knauer „Fingerzeige Gottes“. Denn: „Die Figuren des Himmels waren vor allen übrigen erschaffenen Dingen da. Deshalb haben sie Einfluss auf alles, was nach ihnen entstanden ist“.
    Mauritius Knauer blickte nicht zu den Sternen auf, um das Schicksal oder die Zukunft einzelner Menschen zu deuten. Das lehnte er sogar als „sündhaft, verwerflich und unerlaubt“ ab. Knauer war vielmehr der festen Überzeugung, dass es einen Zusammenhang zwischen den Rhythmen im weltumspannenden Kosmos und dem Geschehen auf der Erde gebe, dass man also auch den Erfolg von Aussaat und Ernte, Unwetter und Katastrophen, Regen, Sonne und Schnee, mildem und extremem Wetter aus den Konstellationen der Sterne ablesen könne.
    Ein immerwährender Kalender fürs Bauernleben
    Abt Mauritius begann deshalb, einen neuen Kalender zu erstellen. Sieben Jahre führte er sorgfältigst Tagebuch über das Wetter. Sieben Jahre, in denen sich Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn abwechselten. In dieser Zeitspanne war jeder Planet ein Jahr „an der Reihe“ gewesen, hatte „sein“ Jahr bestimmend geprägt. Danach begann nach astrologischer Lehre der Kreislauf von vorne. Knauers Bestreben war es, den Bauern der Region seines Klosters und im weiteren Umkreis Hinweise zu geben, nach denen sie sich bei ihrer Arbeit richten könnten. Mit seinem Galendarjum Oeconomicum Practicum Perpetuum wollte der Abt von Langheim keine auf den Tag genaue Wettervorhersage geben. Sein Anliegen war vielmehr, den richtigen Zeitpunkt für Saat und Ernte zu finden. Er versuchte vielen Krankheiten bei Mensch und Vieh beizukommen, die seiner Meinung nach von Wind und Wetter verursacht worden waren.
    Als Mauritius Knauer am 9. November 1664 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb, waren seine Wetterbeobachtungen weit über seine Heimat Franken hinaus bekannt. Sogar außerhalb Deutschlands wurden sie beobachtet und befolgt. Jedoch konnten sie hier wegen der geographischen Lage nicht mehr ganz genau stimmen. Dennoch blieb der „Hundertjährige“ ein Erfolg – seit nunmehr 300 Jahren. Sein Wettertagebuch hat Abt Mauritius Knauer einen „immerwährenden praktischen Wirtschaftskalender“ genannt. Immerhin: Die Planetenberechnungen reichten bis in das Jahr 1912.
    Der „Hundertjährige“
    Die Bezeichnung „Hundertjähriger Kalender“ entstand erst lange nach seiner Zeit. Etwa 40 Jahre nach Knauers Tod erschienen die ersten Ausgaben seines Kalenders unter dieser Bezeichnung. In Erfurt verwandelte der Arzt Dr. Hellwig im Jahre 1701 den „immerwährenden“ in einen „hundertjährigen“, indem er die Planetentafeln bis ins Jahr 1800 verkürzte. Wohl weil er als Verleger ahnte, dass die Zahl 100 für viele Menschen viel endloser klang als die ursprüngliche Bezeichnung, und dass sich der Erfolg deshalb umso nachhaltiger einstellen würde. Der Arzt und Verleger hat Recht behalten – 1720 erschien das Werk zum ersten Mal unter dem Titel „Hundertjähriger“: Selbst wenn der Kalender immer umstritten war und oft als Aberglaube und Unfug abgetan wurde – alleine bis zum Jahre 1860 gab es mehr als 180 Auflagen.
    Die sieben Planetenjahre
    Oft zeigt sich: Alte Wettersprüche haben zumindest einen wahren Kern, in manchem Fall treten die Prognosen sogar sehr zuverlässig ein. Die „Eisheiligen“ im Mai und die „Schafskälte“ im Juni zum Beispiel kommen in jedem Jahr beinahe pünktlich zur überlieferten Zeit. Abt Knauer ließ viele seiner Grundsätze und Überzeugungen in seinen „immerwährenden Kalender“ einfließen. So glaubte er fest an die Einwirkung der Planeten auf jegliches Geschehen auf der Erde: „Weil alles Untergeordnete vom Einfluss des Übergeordneten bestimmt wird, ist alles Leben und Wachsen auf der Erde vom Walten des Himmels und der Gestirne abhängig“. Seiner Meinung nach mussten sogar zweierlei Einflüsse beachtet werden: die der zwölf Tierkreiszeichen einerseits und die der Planeten andererseits. Die einflussreichere Wirkung – da war der Abt sicher – geht jedoch immer von den sieben Planeten aus. Als Planeten bezeichnete man damals in der Astrologie alle Himmelskörper. Die wissenschaftlich falsche Bezeichnung soll uns aber nicht in die Irre führen.
    Dabei
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