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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt
Autoren: Katherine McLean
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ja. Sie ha­ben über­haupt kei­nen Grund, sich über mei­ne Ar­beit zu be­schwe­ren. Und was Sie ge­gen das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung ha­ben, tra­gen Sie am bes­ten mei­ner Ge­werk­schaft vor.“
    Der Arzt ent­schloß sich, die Vor­schrif­ten ge­gen die­sen Tech­ni­ker aus­zu­spie­len. Viel­leicht konn­te er ihm so­gar ei­ne Ge­hirn­wä­sche ver­pas­sen las­sen.
    Mann, wel­che Schlech­tig­keit. Stimm’ dich auf das Bö­se ein, Ge­or­ge. Wie vie­le von de­nen, die Leu­te ein­sper­ren und di­ri­gie­ren, ge­hö­ren zu je­ner Sor­te Mensch, die ins­ge­heim Spaß dar­an ha­ben, es für die an­de­ren noch schlim­mer zu ma­chen? Ich er­in­ner­te mich an den „ge­setz­li­chen Ver­tei­di­ger“, er­in­ner­te mich an heim­li­ches Ge­läch­ter. Ich er­in­ner­te mich gut dar­an. Ich er­in­ner­te mich auch an die­se vä­ter­li­che Stim­me. Ich stimm­te mich auf ihn ein und er fing an zu bren­nen. (Schock.) G ELÄCH­TER . Bren­nen. Ich ließ mei­nen Geist her­um­schwei­fen und stimm­te mich auf ih­re Ge­dan­ken ein. „Macht über an­de­re ist Ra­che.“ Je mehr, de­sto bes­ser. Der Strom brach­te mei­ne Mus­keln zum Zit­tern und zum Zu­cken. Gib es wei­ter, gib es durch. Schick’s zu den an­de­ren. Sie sol­len nicht mir die Schocks ver­pas­sen, son­dern den an­de­ren.
    Die meis­ten von de­nen, die ich be­rühr­te und auf die ich mich ein­stimm­te, fin­gen an, sich in zu­neh­men­dem Ma­ße in Feu­er­lo­hen aus schmerz­er­füll­ter Freu­de und Haß, Stär­ke und Pein zu ent­wi­ckeln. Vie­le die­ser Geis­ter wa­ren neu­ro­tisch ent­flamm­bar; wie vie­le es wa­ren, zähl­te ich nicht. Da wa­ren vie­le flam­men­de und krei­sen­de Ge­dan­ken, die ir­gend­wel­chen Leu­ten ge­hör­ten. Die nächs­te kur­ze Ewig­keit war sehr übel – als wür­de man in Ge­sell­schaft ei­ner Dä­mo­nen­hor­de in die Son­ne stür­zen.
    Ich ließ mich trei­ben, war nicht ich. Er­fas­se das Bö­se, Ge­or­ge. Wenn vie­le Men­schen sich an den Hän­den hal­ten und ei­ner von ih­nen ei­nem Schock aus­ge­setzt wird, wird der Schlag nicht klei­ner; al­le füh­len das glei­che, und die mit den schwa­chen Her­zen ster­ben.
    Das Netz aus den Ket­ten­glie­dern ein­an­der ähn­li­cher Geis­ter und Schuld­ge­füh­le flamm­te hell auf und er­losch – wie strom­ge­speis­te Weih­nachts­ker­zen nach ei­nem Kurz­schluß.
    Stil­le. Ich saß mit ge­schlos­se­nen Au­gen ru­hig in ei­nem stil­len Raum.
    Auf ir­gend­ei­ner Berg­spit­ze war es kühl und et­was neb­lig. Die Son­ne stand noch im Os­ten. Das Meer im Wes­ten war dun­kel­blau und mach­te einen küh­len Ein­druck. Ei­ne Rei­he von Leu­ten wa­ren da­mit be­schäf­tigt, einen Gar­ten zu pfle­gen, und bau­ten zwi­schen ei­ni­gen klei­nen Hüt­ten ein Haus. Plötz­lich hör­ten sie auf zu ar­bei­ten. Je­mand mit ei­ner Ha­cke sag­te sehr deut­lich: „Was war das?“
    „Ei­ne Art Blitz. Fühl­te sich wie ei­ne Über­la­dung an.“
    „Aber er war ge­steu­ert, kon­trol­liert. Je­mand setzt Ener­gie ein.“
    „Ge­dan­ken­tä­tig­keit ein­stel­len, die Spur ver­fol­gen.“
    „Es fühlt sich an wie die­ser Mann mit der Kon­troll­fä­hig­keit.“
    „Ge­dan­ken­tä­tig­keit ein­stel­len.“
    Sie nah­men in Me­di­ta­ti­ons­stel­lung auf dem Bo­den Platz und schlos­sen die Au­gen.
    Sie ver­schwan­den aus mei­nem Blick­feld. Die Au­gen, durch die ich sie ge­se­hen hat­te, wa­ren ge­schlos­sen. Die Au­gen ei­nes an­de­ren!
    Ich mach­te mei­ne Au­gen auf und ver­such­te auf­zu­ste­hen. Ich war in ei­nem klei­nen Raum, in ei­nem klei­nen, wei­ßen Raum. Ich war an einen Stuhl ge­fes­selt. An mei­ner Stirn bau­mel­ten Ka­bel her­ab, und ei­ne Lei­tung in mei­nem Nacken ver­setz­te mir einen leich­ten Schlag, der aber nicht be­son­ders weh tat. Nichts, auf das er an­spre­chen konn­te. Kei­ne Ge­dan­ken.
    Ich ließ mei­nen Geist her­um­tas­ten. Al­le, auf die ich mich ein­ge­stimmt hat­te, wa­ren ver­schwun­den. Es war still in dem großen Saal, wo der Tech­ni­ker mit lee­rem Blick auf die Schal­ter starr­te. Er hat­te sei­nen Teil ab­be­kom­men; ei­ne klei­ne Stel­le in sei­nem Kopf war aus­ge­brannt; lang­sam fing er an, sei­nen
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