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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt
Autoren: Katherine McLean
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verwirrte ihn. Es war eine fremdartige Doppelsensation für ihn, gleichzeitig ich und er selbst zu sein.
    Der Techniker sagte: „Sie glauben, daß der Bursche weder krank noch einer der üblichen Verbrecher ist? Ist es das, was Sie meinen?“ Er wandte kurz den Kopf und musterte den Gesichtsausdruck des Arztes mit einem ernsten Blick. „Und deswegen geben Sie ihm eine Überdosis, stimmt’s? Damit Sie gut dastehen, damit jeder Patient irgendwas von Ihren Bemühungen hat. Wer krank eingeliefert wird, wird als geheilt entlassen; wer gesund eingeliefert wird, geht krank! Was sind Sie doch für ein großartiger Arzt.“ Er fuhr fort damit, den Schalter in den Rotbereich hinaufzuschieben.
    „Ich werde dafür sorgen, daß Sie rausgeschmissen werden“, sagte der Arzt mit erstickter Stimme und bekämpfte das Verlangen, dem Mann seine eigenen Kabel um den Hals zu wickeln und ihn an einem elektrischen Schlag sterben zu lassen.
    „Ich befolge Ihre Anweisungen ja, Doc“, sagte der Techniker. „Ich erhöhe die Spannung ja. Sie haben überhaupt keinen Grund, sich über meine Arbeit zu beschweren. Und was Sie gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung haben, tragen Sie am besten meiner Gewerkschaft vor.“
    Der Arzt entschloß sich, die Vorschriften gegen diesen Techniker auszuspielen. Vielleicht konnte er ihm sogar eine Gehirnwäsche verpassen lassen.
    Mann, welche Schlechtigkeit. Stimm’ dich auf das Böse ein, George. Wie viele von denen, die Leute einsperren und dirigieren, gehören zu jener Sorte Mensch, die insgeheim Spaß daran haben, es für die anderen noch schlimmer zu machen? Ich erinnerte mich an den „gesetzlichen Verteidiger“, erinnerte mich an heimliches Gelächter. Ich erinnerte mich gut daran. Ich erinnerte mich auch an diese väterliche Stimme. Ich stimmte mich auf ihn ein und er fing an zu brennen. (Schock.) G ELÄCHTER . Brennen. Ich ließ meinen Geist herumschweifen und stimmte mich auf ihre Gedanken ein. „Macht über andere ist Rache.“ Je mehr, desto besser. Der Strom brachte meine Muskeln zum Zittern und zum Zucken. Gib es weiter, gib es durch. Schick’s zu den anderen. Sie sollen nicht mir die Schocks verpassen, sondern den anderen.
    Die meisten von denen, die ich berührte und auf die ich mich einstimmte, fingen an, sich in zunehmendem Maße in Feuerlohen aus schmerzerfüllter Freude und Haß, Stärke und Pein zu entwickeln. Viele dieser Geister waren neurotisch entflammbar; wie viele es waren, zählte ich nicht. Da waren viele flammende und kreisende Gedanken, die irgendwelchen Leuten gehörten. Die nächste kurze Ewigkeit war sehr übel – als würde man in Gesellschaft einer Dämonenhorde in die Sonne stürzen.
    Ich ließ mich treiben, war nicht ich. Erfasse das Böse, George. Wenn viele Menschen sich an den Händen halten und einer von ihnen einem Schock ausgesetzt wird, wird der Schlag nicht kleiner; alle fühlen das gleiche, und die mit den schwachen Herzen sterben.
    Das Netz aus den Kettengliedern einander ähnlicher Geister und Schuldgefühle flammte hell auf und erlosch – wie stromgespeiste Weihnachtskerzen nach einem Kurzschluß.
    Stille. Ich saß mit geschlossenen Augen ruhig in einem stillen Raum.
    Auf irgendeiner Bergspitze war es kühl und etwas neblig. Die Sonne stand noch im Osten. Das Meer im Westen war dunkelblau und machte einen kühlen Eindruck. Eine Reihe von Leuten waren damit beschäftigt, einen Garten zu pflegen, und bauten zwischen einigen kleinen Hütten ein Haus. Plötzlich hörten sie auf zu arbeiten. Jemand mit einer Hacke sagte sehr deutlich: „Was war das?“
    „Eine Art Blitz. Fühlte sich wie eine Überladung an.“
    „Aber er war gesteuert, kontrolliert. Jemand setzt Energie ein.“
    „Gedankentätigkeit einstellen, die Spur verfolgen.“
    „Es fühlt sich an wie dieser Mann mit der Kontrollfähigkeit.“
    „Gedankentätigkeit einstellen.“
    Sie nahmen in Meditationsstellung auf dem Boden Platz und schlossen die Augen.
    Sie verschwanden aus meinem Blickfeld. Die Augen, durch die ich sie gesehen hatte, waren geschlossen. Die Augen eines anderen!
    Ich machte meine Augen auf und versuchte aufzustehen. Ich war in einem kleinen Raum, in einem kleinen, weißen Raum. Ich war an einen Stuhl gefesselt. An meiner Stirn baumelten Kabel herab, und eine Leitung in meinem Nacken versetzte mir einen leichten Schlag, der aber nicht besonders weh tat. Nichts, auf das er ansprechen konnte. Keine Gedanken.
    Ich ließ meinen Geist herumtasten. Alle, auf die ich mich
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