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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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Rickards, der immer noch wegen Debbie Kerr lamentierte und behauptete, sein Leben sei ruiniert. Er teilte sich einen Schreibtisch in der Mitte des Raumes mit Rennie, der aussah, als gäbe er sich allergrößte Mühe, das Gejammer zu ignorieren und den Stapel Papierkram abzuarbeiten, den Logan ihm gestern aufs Auge gedrückt hatte. »Morgen«, sagte Logan und sah sich im Büro um. »Irgendjemand frei?«
    Sofort streckte Rennie den Finger aus und zeigte auf Rickards. »John ist frei, nicht wahr, John? Ja, nehmen Sie John. Wird ihm guttun, mal aus dem Büro rauszukommen.«
    Logan warf einen Blick auf das Häufchen Elend auf der anderen Seite des Schreibtischs. »Äh …«, setzte er an, doch da blickte Rickards schon auf, seufzte und raffte sich schwerfällig auf. »Ach, wissen Sie«, sagte Logan betont beiläufig und trat vom Schreibtisch zurück, »so wichtig ist es auch nicht, Sie sind ja beschäftigt; ich wollte nur einen Gefangenen vernehmen, das kann ich ja auch …« Aber Rickards nahm schon seine Jacke von der Stuhllehne und zog sie über das zerknitterte weiße Uniformhemd.
    Dann stand er da mit seiner Weltuntergangsmiene und sagte mit tonloser Stimme: »Sie wollen, dass ich Kaffee hole.« Keine Frage, eine Feststellung.
    »Na ja … ich …«
    »Gut.« Und damit schlurfte er davon.
    Rennie sackte auf seinem Stuhl zusammen, bis sein Kopf auf der Schreibunterlage ruhte. »Oh, bitte , ich flehe Sie an – bringen Sie ihn nicht wieder her!«
    Im Vernehmungsraum 3 war es wie in einer Sauna. Die Sonne knallte durch die Schlitze der Jalousie herein, fiel auf Jimmy Duffs Kopf und zauberte einen Heiligenschein um seine zerzausten Haare – wahrscheinlich das einzige Mal in seinem Leben, dass ihn so etwas wie eine Aura des Göttlichen umgab. Gestern hatten die Blutergüsse schon schlimm ausgesehen, aber heute war es noch übler: Violette, dunkelblaue, grüne und gelbe Flecken bedeckten den größten Teil seines Gesichts wie eine farbenfrohe Tarnbemalung. Der Wachbeamte hatte Duffs kaputte Brille konfisziert, sodass er die blutunterlaufenen Augen zusammenkneifen musste, um etwas zu sehen. Er beklagte sich, dass man ihm für seine Schmerzen nur Paracetamol gegeben habe. »Ich brauche Morphium! Oder irgendwas, was ein bisschen … Sie wissen schon. Sie haben doch sicher Stoff hier, oder?«
    »Zum letzten Mal, nein – kapiert? Wir sind die Polizei, nicht Ihr Dealer.« Logan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zielte mit der Fernbedienung auf den Fernseher, den Rickards in der Ecke aufgebaut hatte. Unter Summen und Knistern baute sich das Bild von der DVD auf. »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
    Duff starrte auf den Bildschirm und sah zu, wie Jason Fettes auf einen Tisch gebunden und geschlagen wurde. »Sie, ich hab echt totale Schmerzen. Ich brauche Medikamente.«
    »Erkennen Sie das da wieder?«
    Ein Schulterzucken, das in ein gequältes Stöhnen mündete. »Nie gesehen.«
    »Nein? Wie kommt es dann, dass Ma Stewart behauptet, Sie hätten es ihr gegeben – als Sicherheit für einen Kredit?«
    Bei der Erwähnung von Mas Namen schrak Duff zusammen. »Ah«, sagte er und leckte sich die aufgeplatzten, geschwollenen Lippen, »wenn Ma das sagt, dann stimmt’s wohl. Ich erkenn es wieder. Hab ich ihr gegeben. Mmh.« Jimmys unverletzte Hand strich über den Gips, in dem sein linker Arm steckte. »Wenn Ma das sagt.«
    »So, so. Hat sie Sie so zugerichtet, Jimmy? Sie haben ihr einen falschen Namen genannt, nicht wahr?«
    »Nein! Da hat sie gar nix mit zu tun gehabt. Ich … Ich … Das waren so ein paar Typen im Pub. Ich hab ihr Bier verschüttet, und sie … na ja.«
    »Klar.« Schon das zweite Mal für diese Woche, dass jemand Logan mit der Ausrede kam, es sei bloß eine Pubschlägerei gewesen. Nur dass Jackies Geschichte wesentlich überzeugender geklungen hatte. »Die DVD. Wo haben Sie die her?«
    »Sind Sie sicher, dass ich nicht irgendwas gegen die Schmerzen kriegen kann, hm? Es ist echt …«
    »Die DVD, Jimmy. Wo – haben – Sie – sie – her?«
    »… bloß ’n bisschen DHC, oder ’n paar Jellies … damit’s wenigstens ’ne Weile nicht mehr so saumäßig wehtut.«
    Logan ließ die flache Hand auf den Tisch krachen. Duff zuckte wieder zusammen und saß dann stumm und zitternd da, während Logan ihn anherrschte: »Wenn Sie mir nicht sagen, wo Sie die verdammte DVD herhaben, Jimmy, dann gehe ich zu Ma Stewart und sage ihr, dass Sie sie wegen Körperverletzung angezeigt haben. Und wegen Kreditwuchers.«
    Entsetzen
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