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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker
Autoren: Monika Feth
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sind doch gerade erst hier angekommen.«
    »Jette! Bitte!« Er konnte nicht klar denken. Wie sollte man sich da für das Richtige entscheiden?
    »Wenn dir so viel daran liegt.« Jette sah sich noch einmal um. Als wollte sie sich von all dem verabschieden, was sie sich gern noch angeschaut hätte.
    Er spürte, dass sie sich Gedanken machte. Aber sie behielt sie für sich. Einerseits mochte er das an ihr, diese Verschwiegenheit. Andrerseits machte sie ihn damit verrückt. Er wollte wissen, was sie dachte. Er wollte wissen, was sie fühlte. Es gab zu viele Nischen in ihrem Kopf, in die sie sich zurückziehen konnte. Und dann war sie allein. Unerreichbar für ihn.
    Auf dem Weg zum Wagen nahm er ihre Hand. Damit sie bei ihm blieb und nicht wieder in ihren Gedanken verschwand.
    Sie durfte ihn niemals verlassen.
     
    Sie waren in der Wohnung geblieben. Um telefonisch erreichbar zu sein. Imke hatte sich ans Fenster gesetzt und starrte auf die Straߟe hinunter. Merle hatte beschlossen, einen Kuchen zu backen. Wenn Jette nach Hause kam, wollte sie den Tisch decken und den Kuchen anschneiden. Jette liebte ߜberraschungen.
    Die Katzen tollten durch die Zimmer. Sie knurrten und fauchten und jagten einander. Merle war froh darüber, dass sie da waren und Geräusche machten. Imke hatte nichts mehr gesagt, seit der Kommissar gegangen war. Und Stille war eine Brutstätte für Gespenster.
    Dreihundertfünfundsiebzig Gramm Mehl, ein Päckchen Backpulver, Eier. Zum Süߟen hatte Merle Honig genommen. Der war schwer und ging schlecht auf. Sie rührte die Mandelstifte unter den Teig und lieߟ die Kirschen abtropfen. Beruhigende Handgriffe.
    Aber die Gedanken lieߟen sich nicht abstellen. Sie dachte an Caro. An ihr Lachen. Und dann an ihr totes Gesicht. Sie dachte an Jette und den letzten Streit. Jettes Brief hatte sie in die Hosentasche gesteckt. Es war gut zu wissen, dass sie ihn jederzeit lesen konnte.
    Dann schob sich der Gedanke an diesen Gorg dazwischen. Ein dunkler, bedrohlicher Gedanke, genau wie der Mann selbst. Rasch schob Merle ihn beiseite.
     
    Vielleicht sollte er versuchen, mit ihr zu sprechen. Jetzt. Sofort. Er hatte doch gar keine Wahl. Er konnte nicht weiterleben wie bisher und alles auf sich zukommen lassen.
    Aber wie sollte er anfangen? Und wie weit durfte er gehen? Die Wahrheit würde Jette nicht verkraften. Noch nicht.
    Er könnte es mit einem Vorwand versuchen. Ihr ein Abenteuer vorschlagen.
    Nein. Es würde nicht funktionieren. Sie würde nicht sämtliche Brücken abbrechen und mit ihm fortgehen, ohne vorher mit ihrer Mutter und dieser Merle zu reden. Sie war nicht wie Caro. Der hätte so ein Spiel gefallen.
    Die Zeit lief ihm davon. Was sollte er tun?
     
    Etwas stimmte nicht mit Gorg. Seine Hände zitterten, und er fuhr zu schnell. Ich hätte ihn gern gefragt, was los war, aber ich traute mich nicht. Er wirkte ganz anders als sonst, streng und abweisend, richtig fremd.
    Ich wagte auch nicht, das Radio anzumachen. Ich saߟ nur da und guckte auf die Straߟe. Ab und zu sah er mich an, ohne zu lächeln. Wo war die Zärtlichkeit in seinen Augen geblieben?
    Noch nie hatte ich so lange überlegt, wie ich reagieren sollte. Noch nie war ich so unsicher gewesen. Ich sehnte mich danach, ihn zu umarmen, aber ich hatte höllische Angst davor, abgewiesen zu werden.
    Sei wieder gut, dachte ich. Hab mich wieder lieb.
    Früher hatte ich mich oft so gefühlt. Mein Vater hatte die Angewohnheit, mir seine Liebe zu entziehen, um mich zu bestrafen. Meistens wusste ich nicht mal, was ich getan hatte, um ihn zu verärgern.
    Ich setzte mich gerade hin. Holte tief Luft. Und dann sah ich ihn an und fragte: »Gorg, was ist los?«
     
    Die Fahndung war angekurbelt. Alles lief auf Hochtouren. Zwei Polizeibeamte in einem neutralen Wagen überwachten die Pension, in der Georg Taban sich eingemietet hatte, um ihn abzufangen, falls er zurückkäme. Auch vor dem Haus, in dem Jette und Merle ihre Wohnung hatten, war ein Wagen postiert.
    Bert faxte den Kollegen in Norddeutschland eine Personenbeschreibung Georg Tabans und das amtliche Kennzeichen seines Fiat Punto zu und bat um eine ܜberprüfung.
    Wenige Minuten später rief ein Kollege zurück. Ein Fahrzeug mit diesem Kennzeichen sei mit keinem der Saisonarbeiter auf ihren Listen in Verbindung zu bringen. Um die ܜberprüfung der Personenbeschreibung werde er sich sofort kümmern.
    Das hatte Bert sich schon gedacht. Der Fiat tauchte in den Unterlagen über die Saisonarbeiter aus
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