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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Persönlichkeiten, darunter auch Politiker in den höchsten Staatsämtern, die sich unvorstellbar grausamen satanischen Orgien verschrieben hätten. Bei den nicht näher bekannten Riten würden Geschlechtsteile verwendet, die man den Opfern herausgerissen habe.
    Ein weiterer Beleg für die enge Verbindung zwischen Gabriella Carlizzi und Giuliano Mignini ist die Tatsache, dass die Römerin bereits im Vorhinein über alle weiteren Geschehnisse informiert gewesen ist. Dies erschließt sich aus den E-Mails, die sie Douglas Preston im Jahr 2006 schickte und in denen sie ihm meine unmittelbar bevorstehende Verhaftung ankündigte – ein Sachverhalt, der normalerweise streng geheim hätte bleiben müssen.
    In einer langen, umständlichen E-Mail schrieb sie: »Du wirst schon noch merken, dass sich das echte Monster ganz in deiner Nähe aufhält, dass du mit ihm gearbeitet hast und es beruflich schätzt. Und dass du nie gedacht hättest, in einer so kultivierten, sensiblen und höflichen Person könnte sich eine labyrinthische, abgründige Bestie verbergen, die danach trachtet, ihr Großes, Tödliches Werk zu Ende zu bringen. Ein Monster, das respektiert wird, das es schafft, jeden zum Narren zu halten. Meinst du nicht, lieber Preston, dass dies die erschütterndste Erfahrung deines Lebens wäre? Danach wirst du garantiert den originellsten Thriller aller Zeiten schreiben können.«
    Gabriella Carlizzi zögerte nicht, ihre »Gemeinde« auch von meiner bevorstehenden Verhaftung, die in Perugia angeordnet worden war, in Kenntnis zu setzen und diese auf ihrem Blog anzukündigen: »Denn nicht einmal die florentinische Staatsanwaltschaft kann der mit einem Stift bewaffneten Person hineinreden … Doch macht euch keine Sorgen, in wenigen Tagen wird die Wahrheit ans Licht kommen …«
    Gabriella Carlizzi und kein Ende: Über zehn Jahre hinweg war sie völlig besessen von dem Fall und von dem Bestreben, die Ermittler aus Perugia mit den Einzelheiten ihrer abwegigen, bizarren »Wahrheiten« zum Monster von Florenz zu versorgen.
    Die Morde von Florenz sind das schrecklichste und blutigste Kapitel der italienischen Kriminalgeschichte: Zwischen 1968 und 1985 wurden acht junge Paare umgebracht, während sie in ihren Autos miteinander schliefen. Die letzten fünf Doppelmorde wurden in dem kurzen Zeitraum zwischen 1981 und 1985 verübt, und zwar stets in einer Samstagnacht, wenn der Mond hinter den Hügeln rund um Florenz kaum oder gar nicht sichtbar war. Nachdem der Mörder die Paare mit einer alten Beretta, Kaliber . 22 , getötet hatte, entfernte er mit nur drei energischen Schnitten die Vulva der jungen Frauen. Die letzten zwei Male schnitt er ihnen in einer Eskalation des Wahnsinns auch die linke Brust ab und nahm sie mit.
    Die Jagd nach dem Täter war die aufwendigste und teuerste, die Italien bis dahin erlebt hatte, und das folgende, über 2007 hinausreichende Ermittlungsverfahren war das längste, das es je gegeben hatte. Im Laufe der Jahrzehnte stellten die aufeinander folgenden Ermittler und Staatsanwälte Untersuchungen zu mehr als hundert Personen an, von denen nach und nach ungefähr ein halbes Dutzend verhaftet wurde. Und jedes Mal schlug das Monster von Florenz erneut zu und bewies damit die Unschuld der Tatverdächtigen. Eines Tages schließlich, im Jahr 1992 , als der Serienmörder schon seit sieben Jahren nicht mehr aktiv geworden war, beschloss der Oberstaatsanwalt von Florenz, Piero Luigi Vigna, der wegen seines Einsatzes gegen den Terrorismus und die Mafia wahrscheinlich bekannteste Chefankläger, einen alten Bauern ins Visier zu nehmen, gegen den ein paar dürftige Hinweise und jede Menge Verleumdungen vorlagen.
    Nachdem er trotz fehlender Beweise zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, legte der Bauer Pietro Pacciani 1996  Berufung ein. Er konnte mit ziemlicher Sicherheit damit rechnen, freigesprochen zu werden, und so geschah es.
    Für den Chefankläger Vigna bedeutete dies eine vernichtende Niederlage, vor allem aber verbaute sie ihm den Aufstieg in noch wichtigere Ämter, besonders in das des leitenden Antimafia-Generalstaatsanwalts, die höchste Position der italienischen Justiz. Da die Niederlage jedoch schon einige Monate vorher abzusehen war, hatten Vigna und sein Stellvertreter den römischen Polizeichef gebeten, ihnen einen Kommissar an die Seite zu stellen, den sie mit den Untersuchungen zum Monster von Florenz betrauen konnten – zu jener Zeit bereits ein Fall für die Akten,
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