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Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)

Titel: Der einsame Radler: Auf dem Weg von Bremen zum Bodensee (German Edition)
Autoren: Günter W. Hohenester
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dieser Campingplatz jede Menge Luxus bot und auch von der zwischenmenschlichen Seite her sehr sympathisch war, bin ich heute weitergefahren. Das menschlich Sympathische bestand nicht nur in meiner Traumfrau sondern auch in einer etwas älteren Dame, die mich kurz vor meinem Aufbruch besuchte und ganz enttäuscht fragte, ob ich denn wirklich schon abreisen wolle, denn ihr Mann und sie, hätten mich gerade zum Frühstück einladen wollen – der Kaffee wäre frisch aufgebrüht und die Brötchen vom Bäcker noch warm. Leider musste ich absagen, denn ich hatte meinen Cappuccino schon getrunken und den Quark schon im Bauch.
    »Schade«, sagte sie und sah dabei so traurig aus, dass ich fast ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich schon so früh weiter fahren wollte.
    Gegen Mittag kam ich an einen Ort, an dem man neben der Straße, bei einem riesigen alten Mühlstein zwei Bänke aufgestellt hatte. Damit war ein ebenso origineller wie bequemer und anheimelnder Rastplatz geschaffen worden, den ich nicht ungenutzt lassen konnte.
    Danach kam eine Abzweigung, die zu einer Burg und einem Café mit Terrasse und schöner Aussicht führen sollte. Es war ein heißer Tag, meine Wasserflasche schon geleert und die Aussicht auf eine schöne kalte Cola einen Umweg wert. Also schob ich mein Rad erwartungsvoll zur Burg Hornburg dem ehemaligen Wohnsitz, des durch Goethes Drama berühmt gewordenen Herrn Götz von Berlichingen hinauf. Leider erfüllte sich meine Erwartung nicht.
    Die schöne Aussicht aufs Neckartal war zwar vorhanden, die Aussicht auf eine erfrischende Cola aber musste ich begraben. Das Café hatte geschlossen. Es war Ruhetag. Ich dachte also die drei Punkte die in meiner Schulausgabe für die groben Worte des Herrn von Berlichingen gestanden hatten im Klartext und setzte noch einige Ausdrücke hinzu, die man anständigerweise auch nur mit jeweils drei Punkten niederschreiben sollte.
    Der Blick ins Tal, auf Weinberge und Fluss jedoch, war den Weg wert gewesen und nachdem mich ein älterer Herr, der genauso getäuscht worden war wie ich, gefragt hatte, ob er denn ein Foto von mir mit meiner Kamera machen sollte und das auch zustande brachte, versöhnte ich mich wieder mit meinem Schicksal und machte mich auf den Weiterweg.
    Ein Stück ging es auf der Landstraße am Neckar entlang danach nahmen mich Radwege auf. Manchmal ist es vorteilhaft auf Landstraßen zu fahren, denn an Landstraßen gibt es Tankstellen und an Tankstellen kann man Trinkwasser kaufen. Das ist zwar teuer aber an heißen Tagen lebenserhaltend.
    Irgendwann kam ich an eine riesige unbebaute Fläche, die sich bis zum Horizont dehnte. Nur Raps- und Maisfelder waren zu sehen. In der Ferne aber drohte - zuerst schattenhaft, dann finster im Gegenlicht, das zweite Atomkraftwerk auf meinem Weg. Der Weg selbst war gut zu befahren, einsam und eigentlich schön. Er bog auch bald seitlich ab, sodass ich die Bedrohung aus den Augen verlor und nur noch dem Abend entgegen fuhr.
    Mitten in dieser kultivierten Einöde kam ich dann doch noch an einem Haus vorbei. Breit und ebenerdig stand es da umgeben von einem gepflegten Garten, der sorgfältig eingezäunt war. Sicher hatte sich da ein Angestellter des Kraftwerkes des billigen Baulands bedient. Um dort zu arbeiten, durfte man die Sicherheit solcher Einrichtungen nicht anzweifeln, sonst wurde man seines Lebens in der Gegenwart nicht mehr froh, weil die Zukunft voller Schrecken sein konnte.
    In solchen Gedanken befangen strampelte ich munter drauflos, bis ich aufschreckte, weil ein gelbes Schild vor mir auftauchte, welches mir mitteilte, dass ich schon beinahe Heilbronn erreicht hätte. Da wollte ich aber gar nicht hin. Ich wollte zu einem Campingplatz. Also hielt ich bei einem jungen Paar, das einen kleinen Hund ausführte, an und fragte nach dem nächsten Campingplatz.
    »Da«, sagte der junge Mann und deutete mit dem Arm die Richtung an. »Da bei Erlenbach, da ist, unser Campingplatz. Sie können ihn gar nicht verfehlen.«
    Und dann mit Skepsis und Mitgefühl im Gesicht:
    »Wenn das denn überhaupt so ein richtiger Campingplatz ist.«
    Er sah jetzt richtig besorgt aus.
    Ich bedankte mich, ohne Fragen zu stellen. Vor Ort würde sich schon herausstellen, was da nicht so ganz richtig war. Das tat es dann auch.
    Der Platz bestand aus einer langen schmalen Wiese. Auf der rechten Seite standen einige Wohnwagen. Links in der Rezeption saß niemand. Aber etwas erhöht auf einer kleinen begrünten Terrasse saßen etwa sechs Leute an
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