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Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Titel: Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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klar war, aber durch mein Hilfsangebot stieg ich in ihrer Sympathie.– Setz dich doch zu uns rüber, schlug sie vor und zeigte in den hinteren Teil.
    – Is Olly da?
    – Schon, is aber kein Problem, irgendwie.
    – Welche von ihren Freunden da?
    Tina bestätigte es mit einem geringschätzigen Hochziehen der Augenbraue.
    – Weiß nich. Ich hatte gedacht, ich geh mal in den Pelican, um Sidney und den SCHIZO zu treffen.
    Ich war gar nicht unbedingt entschlossen, in den Pelican zu gehen, aber dann hörte ich ne Stimme von Ollys Tisch: – UND SIE IST EINE FREIE JOURNALISTIN, DIE HIER UND DA MAL WAS FÜR THE LIST GESCHRIEBEN HAT. SIE GEHT ERST SEIT EIN PAAR MONATEN MIT TONY, ABER SIE HATTE FURCHTBAREN ÄRGER MIT DIESER WOHNUNG, IN DIE SIE GEZOGEN IST, ALSO WAR ES IRGENDWIE DIE NATÜRLICHSTE ENTSCHEIDUNG DER WELT …
    Ich war wild entschlossen, in den Pelican zu gehen. Tinakam auch mit. Als wir ankamen, war der SCHIZO mit nem Mädchen da, das n bisschen irre aussah; irre in dem Sinn, dass sie nicht ganz da war. Der SCHIZO gab offen zu, dass die Gemeindefürsorge-Politik der Regierung das Beste war, was seinem Sexleben je passieren konnte. Sidney redete mit einer Frau, die desinteressiert bis zu Tode gelangweilt aussah.– Alles klar, Jungs? Kein Roxy heute Abend?
    Er war aber doch da, an der Theke, und laberte mit irgendnem kleinen Kerl.
    Wir saßen einfach rum, tranken und quatschten. Sidney und Tina schienen sich zu mögen. Als es Zeit für den Rausschmiss war, leckten sie sich schon das Gesicht ab. Der SCHIZO und seine fertige Begleiterin verschwanden in die Nacht, und ich ging mit Roxy.
    – Ich werd dir was zeigen, sagte er.– Ziel: geheim.
    Wir stiegen in ein Taxi. Es fuhr Richtung Leith, aber dann fuhren wir weiter nach Portobello. Wir hielten in der Sealfield Road und stiegen aus: am Arsch der Welt.
    – Scheiße, wo sind wir hier? Hä? fragte ich.
    – Komm mit.
    Das tat ich. Wir gingen an der Rückseite des Sealfield Krematoriums vorbei und kletterten über eine Mauer. Es war ein tiefer Fall hinunter in die Dunkelheit auf der anderen Seite, und ich verstauchte mir beim Sprung böse den Knöchel. Ich war zu betrunken, um große Schmerzen zu spüren, dafür würde ich sie morgen umso mehr spüren, so viel war sicher.
    – Was zum Teufel ist das hier? fragte ich, als er mich an den Gräbern vorbeiführte. Einige der Grabsteine waren jüngeren Datums.– Wieso begraben sie hier Leute? Ich dachte, das wär n Krematorium.
    – Nee, es gibt auch n paar Grabstellen. Für Familien und so. Kennste den hier?
    CRAIG GIFFORD
    – Nee …
    – Guck dir das Datum an.
    GEBOREN 17. 5. 1964
    GESTORBEN 21. 12. 1993
    – Das ist … der Junge … ich brachte es nicht raus.
    – Blindfisch, meinte Roxy.– Das is dem Arsch sein Grab. Wird langsam Zeit, die Erinnerung an die Fotze endgültig zu exorzieren …
    Er hatte seinen Schwanz rausgeholt und pisste. Auf Bli… auf Craigs Grab.
    DER GELIEBTE SOHN VON ALEXANDER UND
JOYCE GIFFORD
WIR WERDEN DICH NIE VERGESSEN
    – SCHWEIN ! brüllte ich. Ich verpasste ihm eins an die Schläfe.
    Er packte mich, aber ich konnte mich aus seinem Griff befreien und trat und boxte weiter auf ihn ein. Das war keine gute Idee. Er nahm seine Brille ab und drosch los. Die Schläge, die ich austeilte, schienen kaum Wirkung zu haben, während alle, die er mir versetzte, mich in meine Einzelteile zu zerlegen drohten. Meine Nase platzte auf, aber glücklicherweise schien der Anblick meines Bluts ihn zu stoppen.
    – Tut mir leid, Bri, sagte er.– Aber keiner schlägt mich ungestraft. Keiner.
    Ich versuchte mit einer Hand das Blut zu stoppen, während ich ihn mir mit der anderen respektvoll vom Leib hielt.Roxy ist ein schwerer Brocken, aber ich hatte ihn immer für nen freundlichen Riesen gehalten. Solche Schränke wirken immer so, bis dich einer von ihnen plattmacht. Na immerhin, wenigstens war ich betrunken. Dann ging mir eine perverse und grässliche Wahrheit auf: Von irgendner Fotze verprügelt zu werden ist schlimmer, als irgendne andere Fotze umzubringen. Die hässliche Tatsache ist, dass das für zu viele Menschen zum Leitprinzip geworden ist. Hätte ich n Messer dabeigehabt, hätte ich es gegen Roxy benutzt. Ich hätte vielleicht nur für Sekunden so empfunden, aber länger braucht es auch nicht. Was für ein beschissener Gedanke. Sind wir vielleicht eine kranke Spezies.
    Craig Gifford.
    Wenn Roxy wüsste.
    Wenn Roxy wüsste, wär ich derjenige, der dran glauben muss. Wahrscheinlich würde er noch
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