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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei
Autoren: King Stephen
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die seinen Namen riefen.
    Roland… komm… Roland… komm… komm… komm…
    »Ich komme«, flüsterte er, und als er erwachte, saß er kerzengerade aufrecht und schwitzte und zitterte, als wäre das Fieber immer noch in seinem Körper.
    »Roland?«
    Eddie.
    »Ja?«
    »Schlechter Traum?«
    »Schlecht. Gut. Dunkel.«
    »Der Turm?«
    »Ja.«
    Sie sahen zu Susannah, doch die schlief ungestört weiter. Einst hatte eine Frau mit Namen Odetta Susannah Holmes existiert; später eine Frau mit Namen Detta Susannah Walker. Jetzt gab es eine dritte: Susannah Dean.
    Roland liebte sie, weil sie kämpfen und niemals aufgeben würde; er hatte Angst um sie, weil er wußte, er würde sie opfern – und Eddie –, ohne eine Frage oder einen Blick zurück.
    Für den Turm.
    Den gottverdammten Turm.
    Den gottverdammten Dunklen Turm.
    »Zeit für eine Tablette«, sagte Eddie.
    »Ich will sie nicht mehr.«
    »Nimm sie und sei still.«
    Roland schluckte sie mit einem Schluck kalten Wassers aus einem der Schläuche, dann rülpste er. Es machte ihm nichts aus. Es war ein fleischiger Rülpser.
    Eddie fragte: »Weißt du, wohin wir gehen?«
    »Zum Turm.«
    »Nun, schon«, sagte Eddie, »aber das ist, als würde ein Dummkopf aus Texas sagen, daß er ohne Karte nach Achin’ Asshole, Alaska, geht. Wo ist er? In welcher Richtung?«
    »Bring mir meine Tasche.«
    Eddie gehorchte. Susannah regte sich, und Eddie hielt inne; sein Gesicht bestand im erlöschenden Licht des Lagerfeuers aus roten Flächen und schwarzen Ebenen. Als sie wieder ruhig schlief, kam er zu Roland zurück.
    Roland kramte in der Tasche, in der jetzt schwer die Patronen aus der anderen Welt lagen. Es dauerte nicht lange, und er hatte in dem, was ihm noch von seinem Leben verblieben war, gefunden, was er suchte.
    Den Kieferknochen.
    Den Kieferknochen des Mannes in Schwarz.
    »Wir werden eine Weile hier bleiben«, sagte er. »Und ich werde wieder gesund werden.«
    »Weißt du, wann das sein wird?«
    Roland lächelte ein wenig. Das Zittern ließ nach, der Schweiß trocknete in der kühlen Nachtluft. Aber in Gedanken sah er immer noch die Gestalten, die Ritter und Freunde und Geliebten und Feinde alter Zeiten, die immer nach oben gingen, die er flüchtig in den Fenstern gesehen hatte, ehe sie verschwunden waren; er sah den Schatten des Turms, in dem sie gefangen waren, schwarz und lang und gnadenlos über eine Ebene des Blutes und des Todes und der unbarmherzigen Prüfungen fallen.
    »Ich nicht«, sagte er und nickte zu Susannah. »Aber sie wird es wissen.«
    »Und dann?«
    Roland hielt Walters Kieferknochen hoch. »Der hier hat gesprochen.«
    Er sah Eddie an. »Er wird wieder sprechen.«
    »Es ist gefährlich.« Eddies Stimme war tonlos.
    »Ja.«
    »Nicht nur für dich.«
    »Nein.«
    »Ich liebe sie, Mann.«
    »Ja.«
    »Wenn du ihr weh tust…«
    »Ich werde tun, was ich tun muß«, sagte der Revolvermann. »Und wir sind unwichtig. Ist es so?«
    »Ich liebe euch beide.«
    Der Revolvermann sah Eddie an, und Eddie stellte fest, daß Rolands Wangen im vergehenden Bernsteinlicht des Lagerfeuers feucht glitzerten.
    Der Revolvermann weinte.
    »Das beantwortet nicht meine Frage. Du wirst weitermachen, nicht?«
    »Ja.«
    »Bis zum bitteren Ende.«
    »Ja. Bis zum bitteren Ende.«
    »Was auch geschieht.« Eddie sah ihn voller Liebe und Haß und voll des schmerzenden Eifers eines Mannes an, der sterbend und hoffnungslos nach dem Verstand, dem Willen und den Bedürfnissen eines anderen Mannes greift.
    Der Wind ließ die Bäume stöhnen.
    »Du hörst dich an wie Henry, Mann.« Eddie hatte selbst angefangen zu weinen. Er wollte nicht. Er haßte es zu weinen. »Auch er hatte einen Turm, aber der war nicht dunkel. Erinnerst du dich, wie ich dir von Henrys Turm erzählt habe? Wir waren Brüder, und ich schätze, wir waren Revolvermänner. Wir hatten diesen Weißen Turm, und er bat mich auf die einzige Weise, die er konnte, mit ihm dorthin zu gehen. Also habe ich gesattelt, weil er mein Bruder war, kapierst du das? Wir sind auch dort angekommen. Wir haben den Weißen Turm gefunden. Aber er war Gift. Er hat ihn umgebracht. Er hätte mich auch umgebracht. Du hast mich gesehen. Du hast mehr als nur mein Leben gerettet. Du hast meine verfluchte Seele gerettet.«
    Eddie hielt Roland und küßte seine Wange. Schmeckte seine Tränen.
    »Also? Wieder satteln? Wieder losziehen und auf den Mann warten?«
    Der Revolvermann sagte kein Wort.
    »Ich meine, wir haben nicht viele Menschen gesehen, aber sie sind
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