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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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Gerichtssaal eiskalt knallharte Kreuzverhöre durchführte, brachte in seinem Schlafzimmer kaum einen zusammenhängenden Satz über die Lippen. Hin und wieder übrigens aus ausgesprochen erfreulichen Gründen. Denn dieser Mann war ein wahrer Meister der Erotik.
    »Verträumt, Mädchen? Oder überlegst du nur, wie du mich haben willst?«
    Katherine befeuchtete ihre Lippen. Wie sie ihn haben wollte?
    Sie wollte ihn aus ihrem System hinauskatapultieren und hoffte inständig, dass der Sex mit ihm beim nächsten Mal nicht so rauschhaft und betörend sein möge. Der Mann war viel zu gefährlich, um sich emotional mit ihm einzulassen. Erst gestern hatte Katherine in der Messe gesessen und voller Inbrunst gebetet. Bitte lieber Gott, mach, dass ich meine Abhängigkeit von ihm bald überwinden kann. Ja, er brachte ihr Blut zum Kochen; aber etwas an ihm erzeugte auch Kälte in ihrer Seele.
    Mittlerweile - sie war eben hoffnungslos von ihm fasziniert - wusste sie genau, wie sie ihn haben wollte. Die Begierde einer starken Frau wurde von der Kraft eines dominanten Mannes geweckt. In dieser Nacht würde sie ausgestreckt auf seinem Ledersofa enden. Er würde seine Hand in ihrem langen Haar zur Faust ballen, von hinten in sie dringen und sie in den Nacken beißen, wenn sie kam.
    Sie sog die Luft ein und trat einen Schritt vor. Im Nu war er bei ihr und zog sie neben sich auf den dicken Teppich. Feste, sinnliche Lippen schlössen sich mit einer Spur von Grausamkeit um die ihren, und seine goldenen Augen wurden schmal.
    Er ist Angst einflößend, dachte sie, als er ihre Hände auf den Boden drückte und sich über sie erhob - viel zu schön und voll düsterer Geheimnisse, die man als Frau nicht kennen sollte. Und gerade das, die Nähe zur Gefahr, machte den Sex nur köstlicher.
    Es war für lange Zeit ihr letzter zusammenhängender Gedanke.
     
    Dageus MacKeltar drückte die Handflächen gegen die verglaste Wand und starrte in die Nacht. Nur die Scheibe bewahrte ihn vor dem Sturz aus dem dreiundvierzigsten Stock in die Tiefe. Das leise Brummen des Fernsehers wurde vom Regen übertönt, der unermüdlich gegen die Fenster trommelte. Zu seiner Rechten spiegelte sich der Sechzig-Inch-Bildschirm im glänzenden Glas, und David Boreanaz, der den Angel spielte, den gequälten Vampir mit Seele, wanderte grübelnd umher. Dageus sah lange genug hin, um sicherzugehen, dass es eine Wiederholung war; dann ließ er den Blick wieder in die Nacht schweifen.
    Der Vampir fand immerhin teilweise Erlösung, und Dageus fürchtete, dass es für ihn selbst bald keine mehr gab. Niemals mehr.
    Außerdem war sein Problem ein bisschen komplizierter als das von Angel. Der Vampir hatte es nur mit einer einzigen Seele zu tun, Dageus aber mit einer ganzen Legion.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blickte über die Stadt, die sich unter ihm ausbreitete. Manhattan. Nur zweiundzwanzig Quadratmeilen mit fast zwei Millionen Einwohnern. Und dann die Metropole an sich - sieben Millionen Menschen zusammengedrängt auf dreihundert Quadratmeilen.
    Für einen Highlander aus dem sechzehnten Jahrhundert waren diese Größenverhältnisse grotesk. Nach seiner Ankunft in New York war er stundenlang um das Empire State Building herumgegangen. Einhundertundzwei Stockwerke, zehn Millionen Ziegelsteine, über vierhundert Meter hoch. In die Blitzableiter dieses Gebäudes schlug im Durchschnitt jährlich fünfhundert Mal der Blitz ein.
    Was sind das für Menschen, die so monströse Städte und Häuser bauen?, hatte er sich gefragt. Für ihn war das der pure Irrsinn.
    Und gleichzeitig ein ausgezeichneter Ort, um sich niederzulassen.
    New York City sprach die Dunkelheit in ihm an. Er schlug sein Lager im pulsierenden Herzen dieses Ungeheuers auf.
    Er war ein Mann ohne Clan, ein Ausgestoßener. Ein Nomade. Er legte seine Persönlichkeit aus dem sechzehnten Jahrhundert ab wie ein abgetragenes Plaid und nutzte seinen Druiden-Intellekt, um sich an das einundzwanzigste Jahrhundert anzupassen: an die Sprache, die Bräuche, die unglaubliche Technologie. Es gab zwar noch eine Menge Dinge, die er nicht verstand; manche Worte und Ausdrücke verblüfften ihn, und oft dachte er noch in altem Gälisch, Latein oder Altgriechisch und musste dann hastig im Geiste übersetzen. Aber insgesamt fand er sich erstaunlich gut zurecht.
    Er besaß das esoterische Wissen, um ein Tor zu einer anderen Zeit zu öffnen, und er hatte damit gerechnet, dass sich die Welt in fünfhundert Jahren enorm verändert
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