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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose
Autoren: Beatrix Mannel
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sie mich, dann werden sie euch beide vergewaltigen, dein Kind und meine Mutter töten und dich zu Ludwig verschleppen. Und auf dieser Reise wirst du ihnen oft zu Diensten sein müssen. Deshalb müssen wir sie besiegen!« John biss sich auf seine spröden, aufgeplatzten Lippen.
    »Woher willst du das alles wissen?« Er übertrieb, warum sollten sie denn derart grausam sein, dafür hatte Ludwig sie doch nicht bezahlt.
    John zögerte und wich ihrem Blick aus. Dann gab er sich einen Ruck. »Hermann führt diese Söldner an.«
    »Hermann!« Entsetzt drückte Fanny ihre Tochter an sich. »Er hasst mich, und er wird sich an mir rächen. Warum hast du mir das nicht schon viel früher verraten? Ich hätte auf jede Pause verzichtet und wäre noch schneller gerannt.«
    »Und ich wollte, dass du noch schlafen kannst. Los, hilf mir, wir müssen den Karren umkippen, damit wir ihn als Schutzschild benutzen können.«
    Fanny übergab Lottchen Zahaboo, schirrte die Pferde ab, band sie an dem einzigen Baum weit und breit fest und packte zusammen mit John den Wagen an. Sie stemmten sich voller Kraft dagegen, aber es brauchte drei Anläufe, bis er sich endlich mit einem lauten Krachen ergab. Und die ganze Zeit hörten sie das Trampeln von Pferdehufen, die unaufhaltsam näher kamen.
    Als die Söldner in Sichtweite waren, erkannte Fanny Hermann, der ganz vorne ritt, zusammen mit drei weiteren Männern. Sie wirkten viel weniger mitgenommen von der langen Reise durch die Wüste als Fanny und ihre Gefährten, was sicher daran lag, dass sie noch drei Packpferde dabeihatten, voll beladen mit Wasser, Waffen und Munition. Immerhin war es Hermann nicht gelungen, seinen Kaiser-Wilhelm-Bart in der Wüste in Form zu halten, sodass nun blondes, schlaff herunterhängendes Gestrüpp seine fischigen Lippen bedeckte, und dieses winzige, lächerliche Detail gab Fanny etwas Hoffnung.
    Die Söldner ritten durch den trockenen Fluss auf sie zu und hielten etwa zwanzig Meter vor ihrem umgekippten Karren an.
    »Ihr seid in der Falle!«, jubelte Hermann. »Gnädigste«, seine Stimme troff von bösartiger Genugtuung, »es hat keinen Sinn mehr, kommt alle raus. Ich bin entzückt, endlich die Hure wiederzusehen, die sich als Charlotte von Gehring ausgegeben hat. Und ich habe mir auch schon genau ausgemalt, was wir zur Feier dieses Moments alles mit ihr tun werden. Denn wirklich, wir möchten sie richtig gut kennenlernen!« Hermann lachte polternd, und seine Männer grölten zustimmend.
    Fanny merkte, wie ihr Körper letzte Kräfte mobilisierte. Sie würde sich diesem widerwärtigen Dreckskerl niemals ergeben. Lieber wollte sie sterben. Aber da war Lottchen – sie musste vorsichtig sein.
    »Wir könnten jede Menge Munition verschwenden, aber das wollen wir nicht, und wir sind auch keine Unmenschen. Also ergebt euch am besten gleich, dann muss keiner sterben.«
    Was für ein Lügner Hermann war. Fanny erinnerte sich daran, wie er Martha und Grace zugerichtet hatte, und ihr Hass angesichts seiner lächerlichen Lügen wuchs.
    »Ich habe dir ein Angebot zu machen, Schlampe. Du gibst uns den Vater von deinem Balg jetzt gleich heraus, dann lasse ich dein Kind am Leben.«
    »Franziska«, flüsterte John, »wenn ich euch retten könnte, indem ich mein Leben opfere, dann würde ich es tun. Aber das ist nur ein Trick, sie werden genau das tun, was ich dir gesagt habe. Ich bin ihr stärkster Gegner, mit euch Frauen haben sie leichteres Spiel.«
    »Ich weiß«, sagte Fanny, »ich kenne Hermann, deshalb werden wir kämpfen. Gemeinsam siegen oder sterben.«
    Fanny gab sich einen letzten Ruck, atmete tief durch, legte die Waffe an und schoss ohne ein warnendes Wort auf Hermann. Du sollst nicht töten, dachte sie, aber was soll ich sonst tun, freiwillig sterben?
    Ihr Schuss streifte Hermanns linkes Ohr. Verblüfft griff sich Hermann an den Kopf, und als er das Blut an seinen Händen sah, stieß er wütend »Angriff!« aus.
    Seine Männer sprangen ab und suchten Deckung, was sich als schwierig herausstellte, denn sie konnten sich nur hinter ihren Pferden verstecken. Und wenn sie die opferten, würden sie aus der Sandhölle niemals mehr herauskommen.
    Johns Kugel verfehlte ebenfalls sein Ziel und traf einen der großen Wasserschläuche auf dem Rücken eines Packpferds. Sofort rann Wasser aus dem Loch. Beim Anblick des klaren Wassers, das sinnlos im Sand versickerte, musste Fanny alle Kräfte aufbieten, nicht hinzurennen und davon zu trinken.
    »Wie viele Kugeln hast du noch?«,
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