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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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schrie sie voller Panik, dann brach sie bewusstlos zusammen.
    Abbey eilte zu Meg und kniete sich neben sie. Im gleichen Moment sprang die Pumpe wieder an.
    »Danke, lieber Gott«, flüsterte Abbey. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie glaubte fest daran, dass ihr Vater und Neal noch am Leben waren und in einem Lufteinschluss im Stollen auf Rettung warteten. Sie ergriff Megs schlaffe Hand.
    »Alles wird gut, Meg, du wirst sehen, jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis Dad und Neal in Sicherheit sind.« Abbey war überzeugt, dass sie gerettet würden. Es konnte nicht anders sein. Es durfte nicht anders sein. Sie hatte ihre Mutter, ihren Bruder, ihre Schwester verloren. Sie konnte nicht auch noch ihren Vater verlieren.
     
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Wasser endlich aus dem Stollen gepumpt war und die Helfer hinabsteigen konnten, um nach den Vermissten zu suchen. Abbey, die immer noch neben der bewusstlosen Meg kniete, stand auf und trat dicht an den Eingang des Schachts heran. Sie wollte da sein, wenn ihr Vater herauskam. Sie wollte der erste Mensch sein, den er zu Gesicht bekam. Fiebernd vor Angst und Aufregung nahm sie sich vor, ihm gehörig den Kopf zu waschen, weil er ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte, und ihn zu drängen, die Arbeit in der Mine aufzugeben.
    Die Minuten verstrichen, und noch immer gab es keine Spur von den Vermissten oder ihren Rettern.
    Abbey wandte sich an einen Minenarbeiter neben ihr. »Wo bleiben sie denn? Wieso dauert das so lange?«
    »Sie müssen vorsichtig sein, die Stollen dürften durch das Wasser instabil geworden sein.«
    Sein besorgter Ton entging Abbey nicht. Ihre Anspannung wuchs erneut, aber sie weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Ihrem Vater und Neal war nichts geschehen. Sie wusste es in ihrem tiefsten Inneren. Gott konnte nicht so grausam sein und ihr die beiden letzten Menschen nehmen, die sie auf der Welt noch hatte. Nein, das würde er bestimmt nicht tun.
    Die Zeit schien endlos, das Warten wurde unerträglich. Dann endlich kamen die Männer zurück, vollständig durchnässt und erschöpft. Abbeys Herz machte einen freudigen Hüpfer. Erwartungsvoll ließ sie ihre Blicke über die schlammbespritzten Gesichter gleiten.
    »Wo ist mein Dad?«, rief sie einem der Retter zu. »Finlay Scottsdale. Habt ihr ihn oder Neal Tavis gefunden?«
    Der Mann stapfte zu ihr, legte ihr eine Hand auf die Schulter und sagte mit ernster Stimme: »Ja, wir haben sie gefunden.«
    Grenzenlose Erleichterung durchflutete Abbey. »Wo sind sie? Sie sind doch nicht verletzt, oder?«
    Der Minenarbeiter schwieg. Abbey bemerkte jetzt erst den Ausdruck von Niedergeschlagenheit und Trauer in seinen Augen, und der kleine Funken Hoffnung in ihr erlosch schlagartig. Als der Arbeiter zur Seite trat, sah Abbey, dass seine Kameraden drei leblose Männer aus dem Schacht heraustrugen und nebeneinander auf die Erde legten. Sie erkannte Jock McManus, ihren Vater und Neal.
    Wie versteinert stand sie da und starrte die drei Männer an, aus denen alles Leben gewichen war. Judy McManus war herbeigestürzt und hatte sich schluchzend über ihren Mann geworfen. Das bestürzte Schweigen ringsum wurde von geraunten Anschuldigungen durchbrochen, von Vorwürfen gegen Ebenezer Mason, weil er es in seinem Geiz versäumt hatte, für die Funktionstüchtigkeit der Morphett-Pumpe zu sorgen. Abbey musste an ihre Auseinandersetzung mit ihrem Vater am Abend zuvor denken. Er hatte ihr nahegelegt, den Mann zu verführen, der jetzt für seinen Tod verantwortlich war.
    Als sich die Menge langsam zerstreute, wankte Abbey wie in Trance zu den drei Leichen hinüber und blickte auf das Gesicht ihres Vaters hinunter, der reglos neben Neal und Jock McManus lag, dessen Witwe von einigen Frauen getröstet wurde. Das kann nicht sein, dachte Abbey. Das ist bestimmt nur ein böser Traum. Sie hatte sich ausgemalt, wie sie ihren Vater und Neal umarmen und an sich drücken und Freudentränen weinen würde, und jetzt stand sie vor ihren Leichen.
    Im Tod sah Neal zwischen den beiden älteren Männern wie ein Schuljunge aus. Der Gedanke, dass er nie eine eigene Familie, nie die Kinder haben würde, die sie ihm gern geschenkt hätte, brach Abbey schier das Herz. Ihr fiel die seltsame Gesichtsfarbe der drei Männer auf, aber sie konnte noch immer nicht fassen, dass sie wirklich tot sein sollten. Das kann nicht sein, dachte sie verwirrt, das kann einfach nicht sein.
    »Dad«, wimmerte sie, während ihr die Tränen über die Wangen
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