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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten
Autoren: Boris Koch
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fühlte er sich stark genug, Anula zu tragen.
    »Und wie wir das sind«, rief Yanko und sprang auf.

    »Dann also los.«
    Jeder der vier stieg auf den Rücken eines Drachen und ließ sich von ihm in die Höhe tragen. Während die Welt um sie in Dunkelheit versank und erste Sterne am Himmel erschienen, flogen sie nach Süden, in ferne Länder, von denen Aiphyron ihnen versprochen hatte, dass sie selbst im Winter warm seien. Und dass dort der Orden der Drachenritter nicht das Geringste zu sagen hatte.

ANHANG

DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DER SCHANDHAFT VON DRACHEN VERBANNTEN ORDENSRITTER FRIEDBART UND ZENDHEN
    »Gib mir das Schwert«, verlangte Herr Zendhen, der narbige Befreier von sieben Drachen, heroische Begleiter dreier Jungfrauen von Rang und tapferer Verteidiger der Großtirdischen Grenzen. Sein Haar war vom Wind zerzaust, die Rüstung von Drachenkrallen zerkratzt und das Gesicht bleich. Ihm war flau im Magen, und er schwankte noch etwas, erst seit wenigen Augenblicken hatte er wieder Boden unter den Füßen.
    »Warum?«, fragte der hakennasige Herr Friedbart, der schneller focht als er dachte, was jedoch vor allem an der geringen Geschwindigkeit seiner Gedanken lag. Auch er war bleich und seine Rüstung ramponiert vom Flug in den Klauen der von Samoth verfluchten Drachen. Dass ihm schwindlig war, lag aber nicht nur an dem wilden Zickzackkurs hoch in den Lüften, sondern ebenso an den Nachwirkungen des berauschenden Pilzes, den die kleine ungewaschene Ketzerin Nica ihn zu essen gezwungen hatte. Kein sehr damenhaftes Verhalten.
    »Weil ich der Klügere bin.«
    »Aber müsste dann nicht eher ich...«
    »Nein«, schnitt Herr Zendhen seinem Kameraden das Wort ab. »Wenn du eine Waffe willst, such dir eine. Ich gehe schließlich voraus.«
    Missmutig warf Herr Friedbart ihm die einzige Klinge vor die Füße, die die Drachen ihnen gelassen hatten, verschränkte die langen Arme und blickte sich mit beleidigt vorgeschobener
Unterlippe um. Doch außer Steinen und Stöcken war weit und breit keine Waffe zu entdecken.
    Die beiden geflügelten Drachen hatten sie auf einer schmalen, j edoch sicherlich zweihundert Schritt langen und mit gedrungenen Bäumen und Sträuchern bewachsenen Insel abgesetzt, die inmitten eines ungeheuer breiten Stroms lag. Beide Ufer waren viele hundert Schritt weit entfernt, zu weit, um hinüberzuschwimmen, denn beide Ritter waren darin nicht sonderlich geübt.
    »Weshalb sollte ein Ritter auch schwimmen lernen?«, hatte ihr ergrauter Ausbilder stets verächtlich gefragt. Ein guter Ritter trüge stets ein Kettenhemd, selbst im Schlaf, und mit dessen Gewicht auf den Rippen würde er sowieso absaufen, da sei alles Strampeln vergebens. Schwimmen sei etwas für Kinder, Lumpen und Fischer.
    Mit so viel Würde, wie er mit seinen schwankenden Beinen aufbieten konnte, hob Herr Zendhen das Schwert vom Boden auf und gürtete es um. Nun fühlte er sich viel sicherer, richtig angezogen, vollständig. Ein Ritter ohne Schwert war ein trauriger Anblick, und da Herr Friedbart immer einen traurigen Anblick bot, war es nur recht, wenn Herr Zendhen das Schwert bekam; einer musste schließlich Eindruck schinden. Es galt, in fremden Landen den heiligen Orden der Drachenritter würdig zu vertreten, und wer das Schwert trug, der sprach schließlich auch.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Herr Friedbart und bückte sich dabei nach einer armdicken knorrigen Wurzel, in deren Knoten man mit ein wenig Vorstellungskraft zahlreiche grimmige Trollgesichter mit langen Nasen erkennen konnte. Herr Friedbart sah kein einziges. »Ich glaube, damit kann man schmerzhaft zuschlagen.«

    »Wir müssen möglichst schnell heim und Herrn Arthen alles berichten.«
    »Er wird nicht glücklich sein, der Herr Arthen.« Friedbart verzog das Gesicht.
    »Nein, wird er nicht.« Herr Zendhen schüttelte den Kopf. Er hatte bereits zahlreiche Belobigungen für treue Dienste und das rasche, beflissene Ausführen klarer Aufträge wie etwa das Auffinden des weißen Kleids erhalten. Doch jetzt musste er selbst eine Entscheidung treffen. Rasch legte er die Hand auf den Schwertknauf, das beruhigte. »Dennoch müssen wir heimkehren.«
    Ein schwarzer Frosch mit eitergelben Augen, kaum dicker als ein großer Männerzeh, kroch an Land, ohne dass die beiden Ritter es bemerkten.
    Herr Friedbart blickte auf den Fluss hinaus, sah nach rechts und links, nach vorn und hinten, dann fragte er: »Aber wo liegt denn unsere Heimat?«
    »Woher soll ich das wissen?« Die
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