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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie
Autoren: Jak Koke
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gibt jemanden, der Dich mehr liebt als das Leben.
    Ich werde auf Dich warten, Ryan, unbeirrbar und unerschütterlich, weil ich weiß, daß Du zurückkehren wirst, so wie ich wußte, daß Du ins Arboretum kommen und mich holen würdest.

    Mit all meiner Liebe
    Nadja

    Ryan lächelte und spürte dabei, wie sich seine frisch verheilte Haut spannte.
    Er betrachtete das Drachenherz und dachte über Nadjas Worte nach. Sie stimmten nicht ganz. Er mußte nicht gehen, wenn er nicht wollte.
    Ryan spürte, wie ihn die Macht des Herzens erfüllte.
    Ich könnte es behalten.
    Bei der Vorstellung wurde ihm ebenso schwindlig wie beim letzten Mal. Als er von Roxboroughs Person lichkeit beherrscht worden war und beschlossen hatte, das Herz zu behalten. All die Macht und die Wunder, die er damit wirken konnte, zu seiner Verfügung zu haben.
    Dann erschien plötzlich ungebeten Mirandas Gesicht vor seinem geistigen Auge. Mit ihren letzten Worten hatte sie ihn gebeten, dafür zu sorgen, daß ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein und all der Tod und die Zerstörung einen Sinn bekommen würde.
    Ryan wußte, daß er für ihren Tod mehr als nur ein wenig verantwortlich war. Er betrachtete das neue Narbengewebe seiner Hand und ballte sie zur Faust. Die Narben ließen ihn an Nadja denken, wie sie völlig durchnäßt vor ihm gestanden hatte, nachdem sie wegen Burnouts Verlangen nach dem Herz fast gestorben war.
    Und wegen meines eigenen.
    Er wußte, daß es nicht aufhören würde, solange er es behielt. Es würde immer Leute geben, die es begehrten, und eines Tages würde jemand mit genügend Macht kommen, um es ihm abzunehmen.
    Dann würde alles umsonst gewesen sein.
    Ryan spürte die Macht des Drachenherzens in sich abklingen. Damit wurde auch das Verlangen schwächer, das Artefakt zu besitzen.
    Er schaute durch das Fenster ins wunderschöne Mondlicht.
    »Keine Sorge, Dunkelzahn, du wirst wie üblich deinen Willen bekommen. Obwohl du tot bist, bekommst du deinen Willen immer noch. Aber diesmal gibt es einen Unterschied, du Bastard. Ich tue das nicht mehr für dich. Ich tue das auch nicht im Namen irgendeines heiligen Kreuzzugs, um die verdammte Welt zu retten. Ich tue es für mich, Dunkelzahn. Hast du mich verstanden? Ich werde diese Sache für mich zu Ende bringen und für alles und jedes, was mir lieb und teuer ist.«
    Ryan lächelte. »Aber das hast du gewußt, nicht wahr, alter Wurm? Du wußtest, das war der einzige Weg, wie ich diesen Auftrag übernehmen würde. Indem ich ihn zu meinem eigenen mache.«
    Ryan legte das Drachenherz behutsam wieder auf das Samtkissen und sah zu, wie der Wind sanft an den Jalousien rüttelte. »Ruhe in Frieden, du alter Wurm.«
    Ryan lächelte, als eine einzelne Träne auf seine Wange fiel und rasch von den Verbänden auf seinem Gesicht aufgesogen wurde. »Ich vermisse dich.«

42
     
    Der stete Nieselregen legte einen glänzenden Schein auf die Wolkenkratzer aus verspiegeltem Glas in Wunderland City. Alice brütete vor sich hin, den Kopf geneigt, da sie auf den Boden starrte und das Spiegelbild der Gebäude im glänzenden Schwarz der Straße sah.
    Sie blieb abrupt stehen und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. Resigniert gestand sie sich ein, daß sie nicht wußte, was sie tun sollte. Ich brauche den Rat eines Außenstehenden.
    Wunderland tätigte den Anruf für sie.
    »Hallo?« ertönte eine Männerstimme, die bemerkenswert wach klang, wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte. Dann erschien sein Bild. Weiße Verbände bedeckten Kopf und Gesicht, wenngleich seine silbern gesprenkelten blauen Augen wie funkelnde Juwelen leuchteten.
    »Ryan«, sagte Alice. »Wie geht es dir?«
    »Ich habe schon bessere Zeiten erlebt.«
    »Ich brauche deinen Rat.«
    »Du brauchst meinen Rat?«
    »Ich weiß nicht, was ich mit Rox machen soll.«
    »Was hast du denn bisher mit ihm gemacht?«
    Alice erzählte ihm, daß sie Roxborough in Wunderland eingesperrt und ihn mit seiner Krankheit gequält hatte, und als sie fertig war, ließ Ryan sich wieder in seine Kissen sinken.
    »Ich weiß genau, was du mit ihm machen kannst«, sagte er. »Das einzige, was noch schlimmer ist als alles, was du ihm bereits angetan hast.«
    »Was?«
    »Laß ihn frei«, sagte er.
    »Was? Ryan, bist du verrückt?«
    »Schick ihn zurück zu seinem erbärmlichen Leben.«
    »Aber...« Alice konnte nicht glauben, daß ausgerechnet Ryan bereit war, Roxborough freizulassen.
    »Denk darüber nach, Alice. Er haßt sein Leben, haßt es, in der Matrix
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