Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Countdown

Der Countdown

Titel: Der Countdown
Autoren: Rick Mofina
Vom Netzwerk:
schwebten, wo man sie beide absetzte und den Hubschrauber ein paar Meter weiter landete. Die Sanitäter zogen ihm die nasse Kleidung aus, hüllten ihn in Decken und platzierten ihn im Fond; dann flogen sie wieder mit ihm los.
    Während die Sanitäter sich um das Mädchen kümmerten, raste der Hubschrauber über ein hügeliges bewaldetes Tal zwischen den Bergen. Binnen weniger Minuten erreichten sie eine Lichtung in der Nähe einer Wanderhütte, wo bereits mehrere Ambulanzen, und ein weiterer Hubschrauber der STARS-Luftambulanz aus Calgary warteten. Die hinteren Klapptüren der Maschine waren geöffnet, die Rotorblätter drehten sich.
    “Sie reagiert nicht”, hörte Graham die Sanitäter den Ärzten zurufen.
    Der Notarzt, der Rettungsassistent und die Krankenschwester arbeiteten noch in ihren Overalls und mit aufgesetzten Helmen. Sie starteten die Wiederbelebungsmaßnahmen, in dem sie einen intravenösen Zugang setzten, dem Mädchen eine Sauerstoffmaske anlegten und sie auf eine Trage betteten. Sie trugen sie in den Ambulanz-Hubschrauber, der in Richtung eines Unfallkrankenhauses in Calgary startete.
    Graham blieb am Boden zurück. Er war barfuß und in Decken gehüllt, als die Sanitäter ihn wegen einer leichten Unterkühlung und Schnittwunden an Händen und Beinen behandelten. Andere Helfer sahen dabei zu und warteten ab.
    “Wir bringen Sie ins Krankenhaus in Banff, um da einen genaueren Blick darauf zu werfen”, sagte einer der Sanitäter.
    Graham schüttelte den Kopf und sah dabei dem roten Rettungshelikopter nach, der in Richtung Osten entschwand.
    “Mir geht es gut. Ich möchte bei den Suchmannschaften bleiben.”
    Einer der Parkaufseher ging zu seinem Pick-up und holte einen behördeneigenen orangefarbenen Overall heraus, wie ihn die Feuerwehrmänner bei Waldbränden trugen, dazu wollene Socken und Stiefel. Das alles warf er Graham zu.
    “Sie sind trocken und sollten passen”, sagte der Aufseher und nickte in Richtung einer Umkleidekabine. “Wenn Sie fertig sind, fahre ich Sie zum Suchzentrum.” Er schüttelte Grahams Hand. “Bruce Dawson.”
    Wenig später schaltete Dawson durch alle Gänge, während sein Jeep mit Graham auf dem Beifahrersitz eine unbefestigte Straße entlangrumpelte, die südwestlich durch die Pinienwälder verlief. Während der Fahrt bat er die Suchmannschaften über Funk, die Tasche des Mounties mit allem, was er sonst noch am Fluss gelassen hatte, zu bergen und zum Zentrum zu bringen.
    “Wie ist die Lage?”, fragte Graham. “Diese Kinder sind hier doch nicht allein in diese Gegend gekommen.”
    “Richtig, wir gehen auch von einer erwachsenen Begleitung aus. Wir haben den Suchradius flussabwärts ausgeweitet.” Dawson behielt den Blick auf der Straße und ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er fortfuhr: “Ich hörte im Radio, dass man Sie mit dem Mädchen im Fluss entdeckt hatte. Das ist wirklich eine Wahnsinnstat.”
    Graham sah zu den Bergen am Horizont und antwortete nicht.
    Nach einer holprigen halben Stunde auf unbefestigtem Terrain erreichten sie die Aufseherstation für die Faust-Region. Sie stand auf einem kleinen Plateau in der Nähe eines Höhenpfads. In ihrem früheren Leben war die Station einmal eine Garküche gewesen, die eine Bergbaugesesellschaft 1909 aus handbehauenen Fichtenstämmen errichten ließ.
    Nun diente sie in einem Notfall zugleich als Kommandozentrale. Die Wände waren bedeckt mit Landkarten. Der größte Sitzungsraum war vollgepackt mit Menschen, und auf einem massiven Holztisch türmten sich Computer, GPS-Peilgeräte und noch mehr Landkarten. Satellitentelefone und Festnetzanschlüsse klingelten inmitten der Gespräche und dem Knacken der Funkgeräte, während über allem ständig das Dröhnen der Suchhubschrauber ertönte.
    Die Station war außerdem mit den notwendigsten Sanitäranlagen ausgestattet. Graham nahm eine heiße Dusche und zog sich Kleidung aus seiner mittlerweile eingetroffenen Tasche an. Als er sich zu den anderen gesellte, galt seine Hauptsorge dem Mädchen.
    “Wie ist ihr Zustand?”
    “Bislang keine Informationen.” Dawson bot ihm einen Becher Kaffee und ein Schinkensandwich an. Graham nahm den Kaffee, das Sandwich lehnte er ab. “Wir wissen, dass sie vor wenigen Augenblicken im Kinderkrankenhaus von Alberta gelandet sind. Während wir auf Neuigkeiten warten, bringe ich Sie auf den neuesten Stand, was unsere Notfallmaßnahmen angeht.”
    Auf einer der Landkarten deutete Dawson mit der Spitze seines Bleistifts auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher