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Der Codex

Titel: Der Codex
Autoren: Douglas Preston
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Adobehaus, das zwischen Pappeln auf einer Wiese stand. Barnaby hielt kurz an, um es zu untersuchen. Eine mechanische Konstruktion, von zwei Motoren bewegt. Nichts wies darauf hin, dass es gewaltsam geöffnet worden war, doch stand der Stromkasten offen, und in seinem I n nern war ein Schlüssel zu sehen. Barnaby ging in die Hocke und schaute ihn sich an. Der Schlüssel steckte im Schloss und war gedreht worden, um das Tor zu öffnen.
    Er wandte sich zu Fenton um. »Was hältst du davon?«
    »Sie sind mit 'nem Semi hier raufgefahren und hatten e i nen Torschlüssel. Die Typen waren vom Fach. Schätze, wir werden Broadbents Leiche im Haus finden.«
    »Genau deswegen mag ich dich, Fenton. Du bist mein zweites Gehirn.«
    Barnaby hörte einen Schrei. Als er aufschaute, sah er drei Männer, die sich ihnen über den Rasen hinweg näherten. Die Junioren latschten einfach übers Gras.
    Barnaby stand wütend auf. »Herrgott! Wollen Sie alle Spuren zertrampeln?«
    Die Männer blieben stehen, doch der Anführer, ein großer Bursche im Anzug, ging weiter. »Wer sind Sie überhaupt?« Seine Stimme klang lässig und hochnäsig.
    »Ich bin Detective Lieutenant Hutchinson Barnaby«, erwiderte Barnaby. »Und das ist Sergeant Harry Fenton. Wir sind von der Polizei von Santa Fe.«
    Fenton warf den Männern ein kurzes Lächeln zu. Es war aber kaum mehr als ein Zähnefletschen.
    »Sind Sie die Söhne?«
    »Ja, genau«, sagte der Anzug.
    Fentons Lippen zuckten erneut.
    Barnaby brauchte einen Moment, um die Söhne als mögliche Verdächtige abzuschätzen. Der Hanf-Hippie hatte ein ehrliches, offenes Gesicht. Er war vielleicht nicht die hellste Leuchte im Laden, aber sicher kein Räuber. Barnaby registrierte respektvoll, dass die Pferdekacke an den Stiefeln des Cowboy-Typs echt war. Dann war da noch der Laffe im Anzug, der aussah wie ein New Yorker. Laut Hutch Barn a bys Einstellung war jeder New Yorker ein potentieller Mörder. Selbst die New Yorker Omas. Er musterte die Männer erneut: Drei unterschiedlichere Brüder konnte man sich nicht vorstellen. Komisch, dass so was in einer Familie vorkam.
    »Dies hier ist ein Tatort, meine Herren, deswegen muss ich Sie bitten, das Gelände zu verlassen. Gehen Sie durchs Tor nach draußen, stellen Sie sich unter einen Baum und warten Sie auf uns. In Ordnung? Laufen Sie bitte nicht hier herum; fassen Sie nichts an und reden Sie nicht miteinander über das Verbrechen oder über das, was Sie beobachtet h a ben.«
    Barnaby drehte sich um, dann fiel ihm noch etwas ein: »Die ganze Sammlung ist weg?«
    »Das hab ich doch schon am Telefon gesagt«, sagte der Anzug.
    »Wie viel - über'n Daumen - war sie wert?«
    »Ungefähr fünfhundert Millionen.«
    Barnaby griff an seine Hutkrempe und schaute Fenton an. Der Ausdruck unverhüllter Freude auf dem Gesicht seines Kollegen reichte aus, um einem Zuhälter Angst einzujagen.
    Als Barnaby zum Haus ging, fiel ihm ein, dass er lieber vorsichtig sein sollte, denn dieser Fall würde zu jeder Me n ge Nachfragen führen. Das FBI, Interpol und Gott weiß wer würden sich einmischen. Aber es war wohl in Ordnung, wenn sie sich kurz umsahen, bevor die Spurensicherung aufkreuzte. Er klemmte die Daumen hinter den Gürtel und schaute sich das Haus an. Ob die Sammlung wohl vers i chert gewesen war? Auch das musste eruiert werden. Wenn ja, war Maxwell Broadbent vielleicht nicht ganz tot. Vie l leicht schlürfte er in diesem Moment in Begleitung eines scharfen Hasen am Strand von Phuket Margaritas.
    »War Broadbent versichert?«, fragte Fenton.
    Barnaby grinste seinen Partner an, dann richtete er den Blick wieder auf das Haus. Er begutachtete die eingeschlagene Scheibe, das Durcheinander der Fußabdrücke auf dem Kies, das zertrampelte Buschwerk. Die frischen Spuren ha t ten die Söhne hinterlassen, aber es gab hier auch noch eine ganze Reihe älterer Fußabdrücke. Barnaby sah, wo der U m zugslaster geparkt hatte, wo er schwerfällig hin und her manövriert worden war. Offenbar waren seit dem Raub ein bis zwei Wochen vergangen.
    Das Wichtigste war das Aufspüren der Leiche - falls es eine gab. Barnaby betrat das Haus. Er begutachtete die Kl e bebänder, das Blisterverpackungsmaterial, die Nägel und liegen gebliebenen Holzstückchen. Auf dem Läufer fanden sich Sägespäne. Außerdem bemerkte er schwache Verti e fungen. Die Leute hatten tatsächlich eine Tischsäge mitg e bracht. Man hatte außergewöhnlich professionelle Arbeit geleistet, die nicht ohne Lärm abgegangen war.
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