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Der Codex

Titel: Der Codex
Autoren: Douglas Preston
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gab, das so wertvoll war, dass man es in einen Safe legte.
    Barnaby schlüpfte hinein, ohne die Tür anzufassen. Der Safe war leer, wenn man von dem am Boden verstreuten Abfall und einigen Landkartenfutteralen aus Holz absah. Barnaby zog sein Taschentuch hervor und verwendete es, um eine Schublade zu öffnen. Das Schubladeninnere war mit Samt ausgeschlagen, der Vertiefungen aufwies; was wiederum besagte, dass dort einst Gegenstände gelegen hatten. Barnaby schob die Schublade wieder zu, drehte sich zur Tür um und untersuchte kurz das Schloss. Es wies ke i nerlei Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens auf. Auch war keiner der verschlossenen Behälter aufgebrochen wo r den, die er in den einzelnen Räumen gesehen hatte.
    »Die müssen jeden Kode und alle Schlüssel gehabt h a ben«, konstatierte Fenton.
    Barnaby nickte. Dies hier war kein Raub.
    Er ging hinaus und drehte eine rasche Runde durch den Garten. Das Grundstück wirkte vernachlässigt. Überall wucherte Unkraut. Niemand hatte es gerupft. Das Gras war seit ein paar Wochen nicht mehr gemäht worden. Die g e samte Umgebung wirkte irgendwie heruntergekommen. Barnaby hatte den Eindruck, dass die Vernachlässigung schon vor dem vermeintlichen, vor zwei Wochen stattg e fundenen Raub angefangen hatte. Es sah so aus, als habe der Niedergang des Grundstücks schon vor ein, zwei M o naten begonnen.
    Falls dies ein Versicherungsfall war, hingen die Söhne auch mit drin. Vermutlich.

3
     
    Als Barnaby sie fand, standen sie schweigend und bedrückt, mit vor der Brust verschränkten Armen, im Scha t ten einer Pappel. Während der Lieutenant herankam, fragte der Anzugtyp: »Haben Sie was gefunden?«
    »Zum Beispiel?«
    Der Mann setzte eine finstere Miene auf. »Haben Sie eine Vorstellung von dem, was gestohlen wurde? Es geht um mehrere hundert Millionen. Herrgott, wer kann da glauben, dass er bei dieser Sache straflos davonkommt? Einige der Kunstwerke sind weltberühmt! Zu der Beute gehört ein F i lippo Lippi. Der allein ist schon vierzig Millionen wert. Wahrscheinlich ist das Zeug schon in den Mittleren Osten oder nach Japan unterwegs. Sie müssen das FBI und Inte r pol benachrichtigen und die Flughäfen sperren lassen ...«
    Er hielt inne, um Luft zu holen.
    »Lieutenant Barnaby hat ein paar Fragen«, sagte Fenton. Er übernahm die Rolle, die er stets so gut spielte. Seine Stimme klang zwar eigenartig hoch und sanft, doch sie ha t te einen bedrohlichen Unterton. »Nennen Sie uns bitte Ihre Namen.«
    Der mit den Cowboy-Stiefeln trat vor. »Ich bin Tom Broadbent, und das sind meine Brüder Vernon und Ph i lip.«
    »Hören Sie, Officer«, sagte der namens Philip. »Die Kunstwerke sind offensichtlich ins Schlafzimmer irgende i nes Scheichs unterwegs. Kein Mensch könnte den Krempel auf dem freien Markt verkaufen - dazu sind die Werke zu bekannt. Nehmen Sie's nicht persönlich, aber ich glaube wirklich, dass die Polizei von Sana Fe mit diesem Fall übe r fordert ist.«
    Barnaby zückte sein Notizbuch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie hatten noch fast eine halbe Stunde, bevor der Wagen der Spurensicherung aus Albuquerque eintraf.
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Philip? Hat jemand was dagegen, dass ich ihn mit dem Vornamen a n spreche ?«
    »Nein, nein, machen Sie nur.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Ich bin einunddreißig«, antwortete Tom.
    »Fünfunddreißig«, sagte Vernon.
    »Siebenunddreißig«, gab Philip an.
    »Dann sagen Sie mir mal, wieso Sie alle gleichzeitig hier sind?« Barnabys Blick fiel auf den New-Age-Typen - Ve r non, der so aussah, als sei er als Lügner absolut inkomp e tent.
    »Unser Vater hat uns einen Brief geschickt.«
    »Um was ging's darin?«
    »Tja ...« Vernon schaute seine Brüder nervös an. »Das hat er nicht geschrieben.«
    »Haben Sie irgendeine Vermutung?«
    »Eigentlich nicht.«
    Barnabys Blick wanderte weiter. »Philip?«
    »Ich hab keinen Schimmer.«
    Barnaby nahm Tom ins Visier. Irgendwie gefiel ihm sein Gesicht. Er gehörte offenbar nicht zu denen, die lange he r umlaberten. »Können Sie mir vielleicht helfen, Tom?«
    »Ich glaube, er wollte mit uns über unser Erbe reden.«
    »Erbe? Wie alt war Ihr Vater?«
    »Sechzig.«
    Fenton beugte sich vor und wandte mit heiserer Stimme ein: »War er krank?«
    »Ja.«
    »Wie krank?«
    »Er hatte Krebs«, erwiderte Tom kühl.
    »Tut mir Leid«, sagte Barnaby. Er legte die Hand auf Fe n tons Arm, als wolle er ihn daran hindern, weitere taktlose Fragen zu stellen. »Hat jemand den
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