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Der Codex

Titel: Der Codex
Autoren: Douglas Preston
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wieder gutmachen.
    Er stand auf und kam auf die Kamera zu. Er streckte den Arm aus, um sie abzuschalten, doch dann, als sei ihm noch etwas eingefallen, hielt er inne, und sein verschwommenes Gesicht ragte riesig über den Bildschirm.
    Ich bin ja nie ein sentimentaler Typ gewesen, deswegen sage ich nur: Macht's gut. Macht's gut, Philip, Vernon und Tom. Macht's gut und viel Glück. Ich liebe euch.
    Der Bildschirm wurde leer.

5
     
    Tom blieb auf dem Sofa sitzen. Er war im Augenblick unfähig, sich zu bewegen. Hutch Barnaby reagierte als Erster. Er stand auf und hüstelte leise, um das entsetzte Schweigen zu brechen.
    »Fenton? Sieht so aus, als würden wir hier nicht mehr gebraucht. «
    Fenton nickte. Schwerfällig richtete er sich auf. Er errötete sogar.
    Barnaby schaute die Brüder an und tippte freundlich an die Krempe seiner Mütze. »Sie sehen ja selbst, dass das kein Fall für die Polizei ist. Wir lassen Sie jetzt allein, damit Sie ... die Sache selbst auf die Reihe kriegen können.« Er und Fe n ton setzten sich in Richtung Bogengang in Bewegung, der in den Hausflur führte. Sie konnten es kaum erwarten, von hier zu verschwinden.
    Philip stand auf. »Lieutenant Barnaby?«
    »Ja?«
    »Ich nehme doch an, dass Sie diese Geschichte nirgendwo erzählen. Es wäre nicht hilfreich, wenn ... die ganze Welt sich aufmachen würde, um diese Grabkammer zu suchen.«
    »Sehe ich ein. Es gibt auch keinen Grund, sie jemandem zu erzählen. Überhaupt keinen. Ich werde die Spurensich e rung zurückschicken.« Er ging hinaus und verschwand. Kurz darauf hörten die drei Männer das Geräusch der sich scheppernd schließenden Haustür.
    Nun waren sie allein.
    »So ein Scheißkerl«, sagte Philip leise. »Ich kann's nicht fassen. So ein Scheißkerl!«
    Tom musterte das bleiche Gesicht seines Bruders. Er wusste, dass Philip bisher zu gut von seinem Assistente n gehalt gelebt hatte. Er brauchte das Geld. Und er hatte es zweifellos bereits ausgegeben.
    »Was jetzt?«, fragte Vernon.
    Seine Worte blieben in der Stille hängen.
    »Ich kann nicht glauben, dass der alte Mistkerl das wirklich gemacht hat«, sagte Philip. »Dass er ein Dutzend alte Meisterwerke einfach mit ins Grab genommen hat, ganz zu schweigen von der unbezahlbaren Maya-Jade und dem Gold. Ich bin am Boden zerstört.« Er zog ein seidenes T a schentuch aus der Westentasche und tupfte sich die Stirn ab. »Dazu hatte er kein Recht.«
    »Also, was machen wir jetzt?«, wiederholte Vernon.
    Philip schaute ihn an. »Wir werden die Grabkammer natürlich suchen.«
    »Und wie?«
    »Kein Mensch kann sich ohne Hilfe mit Kunstgegenständen im Wert von einer halben Milliarde Dollar begraben lassen. Wir müssen rauskriegen, wer ihm dabei geholfen hat.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Tom. »Er hat in seinem ganzen Leben niemandem getraut.«
    »Allein hätte er es nicht schaffen können«, warf Vernon ein.
    »Es ist so ... typisch für ihn«, meinte Philip plötzlich.
    »Vielleicht hat er ja Hinweise hinterlassen.« Vernon trat an die Kommoden, zog eine Schublade auf und kramte fl u chend darin herum. Er riss die zweite und dritte Schublade auf und wurde dabei so wütend, dass sie herausrutschten und ihr Inhalt sich auf dem Boden verstreute: Spielkarten, Mühle, Dame, Schach. Tom erinnerte sich an alles - die a l ten Spiele ihrer Kindheit, nun vom Alter vergilbt und sch ä big. In seinem Brustkorb war ein kalter Knoten. Das hatte er nun davon.
    Vernon versetzte dem verstreuten Chaos fluchend einen Tritt, sodass die Figürchen durch den ganzen Raum flogen.
    »Das bringt nichts, wenn du deine Wut am Haus auslässt, Vernon.«
    Vernon ignorierte ihn. Er zog weiterhin Schublade um Schublade heraus, verstreute ihren Inhalt auf dem Boden und untersuchte ihn.
    Philip holte seine Pfeife aus der Hosentasche und zündete sie mit zitternder Hand an. »Du vergeudest deine Zeit. Ich finde, wir sollten uns mit Marcus Hauser unterhalten. Er ist der Schlüssel.«
    Vernon hielt inne. »Hauser? Vater hatte doch über vierzig Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm.«
    »Er ist der Einzige, der Vater wirklich kennt. Sie haben zwei Jahre zusammen in Mittelamerika verbracht. Wenn jemand weiß, wohin er gegangen ist, dann Hauser.«
    »Vater konnte ihn nicht ausstehen.«
    »Ich gehe davon aus, dass sie sich wieder vertragen h a ben, wo Vater doch krank war und so.« Philip schnippte ein goldenes Feuerzeug an und saugte das Flämmchen mit e i nem gurgelnden Laut in den Kopf seiner Pfeife.
    Vernon ging
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