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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Feuerwerk wie einen Spuk verfolgten, wußte der Hund sehr wohl, wer dahintersteckte. Kaum daß die Wagentür geöffnet worden war, hatte ihn sein Jagdinstinkt in weitem Bogen um das Krachen und Blitzen herum zu den Mädchen geführt, die er nach Leibeskräften verbellte. Doch Herrchen und Frauchen hörten ihn nicht.
    „Tu jemand das Hundsvieh weg!“ hatte Ingrid gezischt. „Womöglich zerreißt er noch das schöne Kleid.“
    Isabella, die den Ablauf des Feuerwerks dirigierte, stand gerade in der Nähe. Langsam ging sie auf das Tier zu und redete mit ruhiger Stimme. „Hab keine Angst, mein Kleiner. Komm schön her und sei still. Ganz still. Ich tu dir nichts.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, er sah sie an im vielfarbigen Licht, hörte tatsächlich auf zu bellen und begann ihr die Hand zu lecken.
    „So ist es brav.“ Isabella streichelte ihn. „Laß dich mal anschaun, was bist du denn für einer?“
    „Ein ziemlich bunter Hund!“ bemerkte Beatrix von oben. Sie saß auf einem Hochsitz, auf dem Katheder der Baumschule sozusagen und darüber hinaus einem idealen Gestell für den Silberregen.
    „Scheint ein Pudeldackel zu sein“, stellte Isabella fest. „Wir hatten auch mal so einen. Meine Mumsi.“
    Am Stützpfosten eines Holzstoßes knatterte das Feuerrad los — der Hund lief davon.
    Da kam Klaus. „In Feuerwerk kriegt ihr eine Eins!“ flachste er. Doch die Mädchen hatten gar keinen Sinn für seine Scherze.
    „Schleich dich!“ fuhr Martina ihn an, ein brennendes Feuerzeug in der Hand. „Hier herrscht Lebensgefahr!“ Esther und Bettina schoben ihn weg wie einen Schrank.
    „Ist gut“, brummte der Witzbold, „dann überlebt mal schön! Naß genug ist es ja.“
    Auf der anderen Seite der Schonung hatten Stephan, Ottokar, Andi, Dampfwalze und die vier Minis Schwerarbeit geleistet. Nichts blieb liegen, das sie hätte verraten können. Alles war bereits drunten bei den Rädern.
    „Mann!“ Dampfwalze atmete aus, als ob an einem Laster die Bremse gelüftet wird.
    „Schauen wir uns noch das Feuerwerk an!“ schlug Stephan vor. „Der Schluß soll ja besonders besonders sein — hat Beatrix behauptet.“
    Sie rannten den Hang hinauf. Auf halbem Weg kam ihnen Mücke entgegen.
    „Tokio! Tokio!“ drängte der kleine Intelligenzriese. „Jetzt weiß ich, warum ich meine Schwester nicht gesehen hab! Gleich seht ihr was. Wenn ihr das seht, glaubt ihr nicht, was ihr seht.“
    „Ich hör wohl nicht recht, was ich höre!“ erwiderte Miniritter Eberhard wie aus der Pistole.
    Im Laufschritt ging’s weiter, bis zum Rand der Schonung. Keine Raketen krachten mehr, doch es wurde immer heller. Neben einem Holzstoß, der sie seitlich gegen das keine dreißig Meter entfernte Touristenquartett abschirmte, hockten Klaus und Martin, der den Hund streichelte. Sie nahmen die Keuchenden überhaupt nicht wahr, starrten nur völlig abwesend ins gleißende Licht.
    Ein Anblick wie in der Märchenoper bot sich ihnen.
    Hoch über den grünen Schülern der Baumschule stürzte ein silberner Wasserfall in die Tiefe. Darüber stand, von zischenden Glitzerkerzen umrahmt, in langem weißem Kleid ein zierliches, unbekanntes Wesen — die Märchenfee…
    „Mann, ist die schön!“ entfuhr es Dampfwalze. „Total mondamin!“ bestätigte der kleine Kuno.
    Klaus kam wieder zu sich. „Da kann die Horn nicht mit!“
    Niemand lachte. Andächtig starrten die Ritter zu dem Fabelwesen hinüber, starrten stumm, bis die Erscheinung langsam erlosch.
    Die Camper klatschten, der Hund bellte und lief davon.
    Als erster fand Dampfwalze die Sprache wieder. „Madrid!“ flüsterte er aufgeregt.
    „Montreal!“ zischte Stephan und hielt ihn am Arm zurück.
    „Amsterdam! Der Streich ist noch nicht durchgestanden. Was das war, kriegen wir schon raus. Das hat bis morgen Zeit.“
    „Ich schau mal nach“, sagte Mücke. „Geht ihr zu den Rädern.“
    „London!“ flüsterte Andi, doch Mücke war schon in der Schonung verschwunden.
    „Die Baumschule hat einen neuen Lehrer“, flachste Klaus. „Und wir gucken in den dunklen Wald.“
    Der Rückweg brachte keine Schwierigkeiten mehr; die Touristen latschten laut redend zu ihrem Gespann, und der Hund bellte, als wollte er ihnen mitteilen, daß sie einem Streich aufgesessen seien. Doch das würden sie noch früh genug merken.
    Unter dem Eindruck der gleißend schönen Erscheinung, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, kehrten die Ritter zu den Rädern zurück. Lediglich die Minis quatschten und
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