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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Operation zur Freude aller wieder auf die Burg zurückgekehrt.
    Doktor Waldmann ging mit Stephan zum Klassenzimmer.
    „Sonja hat mich angerufen“, sagte er nur.
    Der Ritter grinste von Ohr zu Ohr. „Sie meinen das Fräulein Hase? Die weiß sowieso von nichts. Und nachtblind ist sie auch. Genau wie wir.“
     
    Bürgermeister Kress war hauptberuflich Wirt. Als solcher zog er es vor, seine Amtsgeschäfte in der Gaststube abzuwickeln. Hier konnte er Kunden, die auf ihr Recht pochten oder dieses anderen streitig machen wollten, über den Zapfhahn beruhigen und gleichzeitig sein Personal im Auge behalten. Vor ihm auf dem Tisch lagen Akten, und es sah so aus, als lese er darin. Seine Glatze leuchtete wie eine Rosenkugel in einem Bauerngarten. Nur an zwei Tischen saßen Gäste beim Essen; die Leute vom Campingplatz kamen meist erst am Abend.
    Die Leuchtkugel hob sich, als die drei Ritter eintraten. „Dacht ich’s mir doch!“ brummte der Bürgermeister. „Setzt euch her.“
    Voreingenommen war er nicht. Er kannte seine Schrekkensteiner, und schließlich brachte die Schule der Gemeinde Geld.
    Mücke, der Wortgewandteste, kam sofort zur Sache. Sehr weit kam er allerdings nicht.
    „Moment!“ unterbrach die Leuchtkugel. „Die Betroffenen sitzen da hinten. Macht es euch was aus, wenn wir sie dazuholen?“
    „Überhaupt nicht“, antwortete Dampfwalze leichthin.
    „Im Gegenteil!“ bestätigte Andi.
    „Ihre Reifen sind gefunden worden!“ rief Kress durch die Wirtsstube. „Wenn Sie sich bitte zu uns setzen wollen…“
    „Wurde auch Zeit!“ antwortete eine der beiden Frauen spitz. Sie hatten schon gegessen. Die Männer tranken noch ihre Gläser aus, und alle fünf kamen herüber. Der Hund war nämlich auch dabei, dieser Beller, der den Streich fast hätte scheitern lassen. Bonzo nannten sie die niedliche, leider nicht näher bestimmbare Wollwurst.
    Einer der beiden Männer, ein gutmütiger Onkeltyp mit kurzen Hosen, gab sich als Besitzer des Wohnwagens zu erkennen. Mit Gönnerlächeln, als wolle er den dreien sofort Eis spendieren, wandte er sich an die Ritter.
    „Dann seid ihr die ehrlichen Finder! — Fräulein…“ Tatsächlich winkte er der Kellnerin. „Bitte drei Eisbecher für die jungen Herrn. — Ihr habt doch nichts dajejen?“ scherzte er und lachte gleich selbst.
    Stumm schüttelten die Ritter die Köpfe; umständlich nahmen die vier Urlauber Platz. „Da ist uns ein Stein vom Herzen, Herr Bürgermeister!“ sagte der andere Mann im ärmellosen Unterhemd. „Wir wollen doch heute weiter.“
    „War sehr schön an Ihrem See. Und das Feuerwerk…“, meinte eine der beiden Frauen. „Aber zwei Tage sind genug.“
    „Wollen ja noch nach Italigen!“ fügte die andere mit deutlichem Dialektanklang hinzu.
    Bei dem Wort Italigen rümpfte Mücke als Chefredakteur der Schulzeitung Wappenschild die Nase.
    „Kommen wir zur Sache“, drängte Kress.
    „Ja.“ Wieder wandte sich der Wohnwagenbesitzer den Rittern zu. „Also: Wo habt ihr meine Reifen gefunden?“
    „Dort, wo wir sie versteckt hatten“, antwortete Mücke. Den Urlaubern verschlug es die Sprache. „Soll… soll das ein Witz sein?“ fragte der ohne Ärmel schließlich.
    „Wieso?“ fragte Andi. „Sehen wir so lustig aus?“
    „Werd nicht unverschämt, Junge!“ rief die erste der beiden Frauen.
    „Jenau, während des Feuerwerks haben die…“, ereiferte sich die andere, „…drum war dat im Wald! Eine abjekartete Sache!“
    „Nur ein Denkzettel!“ widersprach Dampfwalze. „Wegen Waldfrevels.“
    „Ich sag’s ja immer: Die Jugend ist kriminell!“ schimpfte der ohne Ärmel, gerade als Maria, die Kellnerin, drei gewaltige Eisbecher brachte.
    Da fand der Wohnwagenbesitzer die Sprache wieder. „Und jetzt schlagen sie sich auch noch die Bäuche voll. Aber nicht auf meine Rechnung. Dat sag ich euch!“
    Zu spät, die Löffel hatten bereits die erste Portion in die Münder verfrachtet.
    „Moment!“ unterbrach Bürgermeister Kress. „Erstens haben Sie außerhalb des Campingplatzes kampiert — zwei Nächte, wie ich höre — , zweitens haben Sie einen Baum gefällt, und das in der Schonung. Hier sitzen die Zeugen!“ sprach er mit dem Gewicht seines Amtes.

    „Der Platz war überfüllt!“ entschuldigte sich die Frau mit dem Dialekt.
    „Das weiß ich leider besser“, widersprach Kress. „Ich führe nämlich die Liste.“
    „Na, und dat kleine Bäumchen“, wich sie aus. „Also dat…“
    „Man macht kein Feuer im Wald!“
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