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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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entwarfen neue mögliche Abläufe — mit Hund. Um vorbereitet zu sein für den Fall, daß sie nachher schnell würden fliehen müssen, trugen sie ihre Räder den Hang hinunter, bis zur nächsten Haarnadelkurve. Hier konnten sie in Ruhe aufsteigen und davonfahren, ohne daß man von oben ihre Lichter sah. Auf dem Rückweg räumten sie mit vereinten Kräften einen angefaulten Stamm und einige weitere Hindernisse beiseite, über die man bös stolpern konnte, wenn es eilte.
    „Hoffentlich machen die Minis keinen Mist, wo’s so lang dauert. Sie wissen ja überhaupt nichts…“, dachte Andi laut.
    „Und machen können sie auch nichts“, beruhigte ihn Ottokar. „Der Hund schlägt sofort an.“
    Vorsichtig schlichen sie weiter den Hang hinauf. Als sie bereits die Stimmen der Kartenspieler hören konnten, trennten sie sich. Stephan, Ottokar, Andi und Dampfwalze näherten sich dem Gespann von links, bis ein Knurren sie stoppte. Martin, Klaus und Mücke machten einen weiten Bogen, um auf die rechte Seite zu kommen, wo sich die Tür befand. In erhöhter Position bezogen sie ihren Beobachtungsposten, um gegebenenfalls warnen beziehungsweise die Touristen ablenken zu können. In äußerster Not blieb ihnen noch der laute Ruf New York! New York!
    Möglichst bequem hinter Bäumen versteckt, warteten sie auf den Paukenschlag, mit dem die Ouvertüre der Mädchen beginnen sollte. Doch der kam und kam nicht. Hände wurden klamm, Füße kalt; wo der Körper nach dem Gewitter in der Nacht mit dem Waldboden in Berührung kam, drang Feuchtigkeit durch die Trainingsanzüge. Die Konzentration drohte bereits mit der Geduld zu erlahmen, und als es endlich in der Schonung krachte, atmeten sie, statt zu erschrecken, auf.
    Sofort fing der Hund zu bellen an und sollte so bald nicht wieder aufhören. Jetzt wurde es hell, erst rosa, dann blau. Durch die hohen Stämme sahen sie Raketen aufsteigen. Plötzlich bellte der Hund im Freien, der Unterschied war deutlich zu hören. Die Kartenspieler hatten also die Tür geöffnet, um nachzusehen, was da krachte und wo.
    Atemlos kam Martin. „Sie sind raus, alle vier!“ meldete er. „Der Hund ist auch weg. Hoffentlich beißt er keine.“
    Ottokar, Stephan, Andi und Dampfwalze zogen die Kreuzschlüssel, die sie, vom Gürtel gehalten, auf dem Rücken getragen hatten, unter ihren Trainings Jacken hervor und rannten gebückt zum Wohnwagen.
    „Sssst! Wir sind’s“, sagte Stephan halblaut.
    „Na endlich!“ antwortete ein Mini. „Wir sind schon ganz steif. Der Kasten sinkt immer tiefer ein, und dieser verdammte Köter…“
    „Los!“ unterbrach Ottokar. „Ihr könnt auch kurz Licht machen.“
    „Nicht nötig bei der Festbeleuchtung“, antwortete der kleine Kuno. „Wo habt ihr denn die Raketen so schnell her?“
    „Wer ist nur da drauf gekommen?“ fragte Miniritter Egon. „Die Idee ist schlicht mondamin!“
    „Quatsch nicht! Hiev das Ding hoch!“ fuhr Dampfwalze ihn an und steckte den Kreuzschlüssel auf eine Radmutter. Martin war weg, unterwegs zu Mücke und Klaus, die ihren Posten näher an die Schonung verlegt hatten. Vom neuen Platz aus konnten sie das Touristenquartett genau beobachten, das bald blau, bald grün, dann wieder gelb, mit offenen Mündern das krachende Schauspiel verfolgte.
    „Wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum!“ alberte Klaus.
    „Schlimmer!“ antwortete Mücke. „Die denken, sie spinnen! Wer glaubt denn im Ernst, daß er nachts in einer Baumschule ein Feuerwerk sieht?“
    Martin suchte die beiden noch, als er plötzlich etwas Nasses an seiner Hand spürte. Auch er traute zunächst seinen Augen nicht. Der Hund war’s, doch statt zu bellen, jaulte er, sprang an ihm hoch und zeigte eine Begrüßungsfreude, als sei Martin sein Herrchen.
    In des Ritters Brust rang der Tierfreund mit dem Streichemacher. Unter den gegebenen Umständen behielt letzterer die Oberhand.
    „Hau ab, Mistvieh!“ zischte er. „Dich kann ich jetzt gar nicht brauchen.“

    Der Hund hüpfte weiter, leckte ihm die Hand.
    „Was ist denn? Was riechst du an mir? Ich bin doch nicht läufig“, zischte Martin verzweifelt. „Los, fort mit dir. New York! New York!“
    Innerlich mußte er über sich lachen. Daß ihm ausgerechnet die Geheimabkürzung eingefallen war, die nur Vertraute verstanden. Der zutrauliche Hund leckte ihm noch einmal die Hand, dann rannte er davon und fing erst in der Schonung wieder zu bellen an.
    Im Gegensatz zu seinem Herrchen und seinem Frauchen, die mit ihren Freunden das
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