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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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das kleine Hundeherz stillzustehen drohte.
    Einzugreifen erschien bei der Größe des rabiaten Schäferhundes nicht ratsam. Stephan wagte es trotzdem. Er packte Hasso am Schwanz und zog mehrmals ruckartig, damit der vorne loslasse.
    „Vorsicht… ks…“ Mauersäge kam im Eilschritt und schaltete zwischen den Worten, wie die Ritter das nannten — eine Eigenart, die mit der Luftzufuhr durch seine sehr schmale Nase zusammenhing. „Nicht hinten… ks… er beißt! Hasso kusch! Hasso… ks… kusch!“
    Tatsächlich ließ das Rassetier von dem Mischlingsknäuel ab. Bonzo blieb liegen. Sein Atem ging im Stakkato wie bei der Lokomotive einer Kleinbahn.
    Von allen Seiten kamen die Ritter, Martin kniete neben dem Häufchen Elend. Behutsam strich er über das Fell im Nacken und hatte Blut an den Fingern.
    „Ich glaub, er hat vor allem einen Schock“, meinte er zuversichtlich.
    „Das… ks… das tut mir leid, das hättet ihr mir sagen sollen, daß ihr jetzt einen… ks… Hund habt!“ näselte Mauersäge, den Schäferhund an der Leine. „Hasso verteidigt sein Revier. Er ist hier… ks… der… ks… Hausherr!“
    Vorsichtig hatte auch Andi Bonzos Wunde begutachtet.
    „Scheint nicht so schlimm zu sein. Aber ich weiß ein Mittel, das werd ich besorgen, und zwar gleich.“
    Kopfschüttelnd sah Klaus ihm nach. „Seit wann versteht der was von Hunden?“
    „Woher sollen wir das wissen?“ fragte Eugen zurück. „Bis jetzt hatten wir ja keinen.“
    Martin tätschelte Bonzo, der sich gerade wieder auf seine kurzen Beine stellte.
    „Na, seht ihr!“ Ottokar nickte allen zu. „Martin, kümmere du dich — wir machen weiter.“ Und Sportlehrer Rolle meinte, er werde Andi beim Staffeltraining vertreten.
    In ihrem geblümelten Zimmer saß Fräulein Doktor Horn mit einigen Lehrerinnen beim Tee. Sie tranken ihn aus geblümelten Tassen, in der Mitte standen in geblümelter Vase Blümchen auf der geblümelten Tischdecke.
    „Mir fiel ein Stein vom Herzen, als Bürgermeister Kress mich noch einmal anrief“, erzählte sie. „Ich hatte es mir ja gleich gedacht!“
    Sonja Waldmann schluckte und kam sich wie eine Schülerin vor. Entsprechend fiel ihre Antwort aus. „Ein Feuerwerk ist viel zu teuer, als daß unsere Mädchen oder die Jungen drüben etwas damit zu tun haben konnten!“
    „Eben. Aber diese Touristen werden wirklich immer dreister. Nehmen Sie noch eine Tasse Tee, Fräulein Waldmann? Nachher wollen wir runtergehen und dem Badetreiben ein wenig zusehen.“
    Sonja nahm keinen Tee mehr. Ihr war auch so schon heiß genug.
    Durch die Kurve, wo der kleine Weg zur Schonung abzweigt, strampelte Andi auf seinem Rennrad im Wiegetritt den Berg hinauf, als gelte es, einen neuen Rekord aufzustellen. Bei seiner vorgebeugten Haltung sammelten sich Schweißtropfen auf der Nasenspitze und fielen auf den Lenker.
    Ich komme mir vor wie ein alter Wasserhahn, dachte er. Bei der Hitze sind die bestimmt drunten am Wasser!
    Die Mädchen schwammen und planschten im See. Im Schatten der alten Weide, die es so schwierig macht, die Einfahrt zum Rosenfelser Hafen zu finden, saß das dicke Fräulein Böcklmeier und fächelte sich mit einem Schulheft Kühlung zu.
    Ein Geräusch — es kam von dem steilen Weg — ließ sie aufschauen. Tollkühn wie ein Querfeldeinfahrer kam da ein Junge herunter, daß die Steine nur so zur Seite spritzten. In den Pedalen stehend, nahm er die letzte Kurve und bremste zentimeterknapp vor ihr ab.
    „Du willst mich wohl umbringen!“ sagte sie ungerührt.
    „Erst ins Wasser!“ antwortete er, lehnte sein Rad an den Baum, zog sich blitzschnell aus und hechtete in der Badehose ins Hafenbecken.
    An Überraschungen durch die Schreckensteiner gewöhnt, schüttelte Fräulein Böcklmeier nur den Kopf und fächelte weiter.
    Noch in Ufernähe sah Andi über die Wasserfläche. Wo war Amanda? Er tauchte mitten zwischen den Mädchen wieder auf. Sie bemerkten oder erkannten ihn nicht gleich. Mit einem Ritter rechnete jetzt keine.
    Da! Etwas abseits — das könnte Amanda sein.
    Unter Wasser schwamm er weiter und kam genau vor dem Mädchen wieder an die Oberfläche. Sie war’s.
    „Hallo!“
    Erstaunt musterten sie ihn. „Wer bist du denn?“
    „Andi. Ich hab dir doch gesagt, ich komme dich besuchen.“
    „Verrückter Kerl.“ Sie schüttelte das nasse Haar. „He! Wen seh ich denn da“, rief eine. „Und natürlich bei Amanda.“
    „Ein Idiotenritter! Ich werd verrückt!“ rief eine andere.
    „Ich hab euch ja gesagt, es
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