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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Claudia Schulligen
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als Folge eines Streits. Doch diese Vermutung erwies sich als Irrtum: Burkhard wurde mit Vorsatz ermordet – und die Wachen, die Margund aufgriffen, wurden mit Plan und Ziel in Burkhards Haus gelockt. Zu einer Stunde, in der man auch Margund dorthin bestellt hatte.«
    Noch jetzt überlief Laetitia eine Gänsehaut wegen der Skrupellosigkeit des Täters, genauso wie in jenem Moment, in dem sich endlich Stück für Stück zu einem stimmigen Ganzen fügte, was vorher widersprüchlich und unvollständig schien. Viel zu lange war ihr misslungen, die einzelnen Fäden miteinander zu verweben. Vielleicht hätte sie eines der Verbrechen verhindern können, wenn sie schon früher geschafft hätte, klug zu kombinieren?
    »Hingegen der Entschluss, Gerwin zu töten, wurde tatsächlich aus dem Moment geboren. Das verriet mir ein besonderer Fund: Es waren Blüten des roten Fingerhuts, die auf dem Boden im erzbischöflichen Palast lagen. Genau in der Kammer, in der die Hure Brigitta starb. Fluch und Segen liegen oft nahe beieinander: Medicamentum oder Venenum – Medizin oder Gift – , das hängt oft nur von der Dosis ab, in der eine Substanz verabreicht wird. Zu viel davon, und der rote Fingerhut wirkt hoch giftig. Doch dazu später mehr.«
    Ein unruhiges Hüsteln und Füßescharren verriet, dass die Leute nicht begriffen, worauf Laetitia hinauswollte. Ohnehin würden sie viel lieber vor das Nordtor zum Galgen ziehen, statt untätig auf ihren Bänken zu verharren. Die Menge dürstete nach Blut und Laetitia beschloss, ihr zu geben, wonach sie verlangte.
    »Dann war da die Sache mit dem Blut. Blut, in dem ich einen weiteren Schlüssel für das Rätsel um die drei Morde fand. Doch rede ich nicht vom Blut der Opfer, sondern von Tierblut. Ich befand mich auf dem Weg zum erzbischöflichen Palast, wo man Brigitta als Zeugin befragen wollte. Dabei kam ich am Schlachthaus vorbei. Dort sah ich Blut von geschlachteten Schweinen, das über die Stufen des Schlachthauses floss.«
    Wutentbrannt sprang der Schmied auf und rief, die Hand zur drohenden Faust ballend: »Nun ist es aber genug! Was hat das Schlachthaus mit den Verbrechen zu tun? Die Metzger dort tun bloß redlich ihre Arbeit. Gebt endlich zu, dass Ihr nichts vorbringen könnt, was diese Sünderin vor dem Galgen rettet!«
    Laetitia zuckte zusammen und warf Wilhelm, dem winzige Tropfen Schweiß auf der Stirn perlten, einen Hilfe suchenden Blick zu. Ihm schienen Laetitias Ausführungen nicht weniger als dem Schmied und dem Rest der Zuhörerschaft zu missfallen. Allerdings hatte er dafür zu sorgen, dass bei der Anhörung alle wichtigen Erkenntnisse zur Sprache kamen.
    »Ruhe, Schmied, gebt Ruhe, oder Ihr verlasst auf der Stelle das Zehnthaus!«, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    Der Schmied musste einsehen, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er ließ sich zurück auf die Bank fallen, nicht ohne Laetitia geringschätzig zu mustern.
    Was gäbe sie darum, wenn Albero hier wäre, ging es ihr durch den Kopf. Irgendwann würde sie wagen müssen, den Namen des Täters auszusprechen. Dann hätte sie den Erzbischof gerne hier gewusst. Aber Albero war dem Papst entgegengereist und hatte noch nicht einmal einen Stellvertreter geschickt. Laetitia trat dicht an Wilhelms Pult heran, als verspräche sie sich davon mehr Überzeugungskraft. »Den entscheidenden Fingerzeig erhielt ich tatsächlich von Burkhard selbst, den ich im Sterben liegend fand. Ja, ich selbst war es, der Burkhard in seinem Blut fand. Im Ringen mit dem Tod hat er mir eine letzte Botschaft zugeflüstert.«
    Eine Woge der Verwirrung schwappte über die Bänke und auch Wilhelm spitzte erstaunt den Mund. Aus dem Augenwinkel nahm Laetitia wahr, dass Sebastian zum Zeichen seiner Missbilligung den Kopf schüttelte. Sie biss sich auf die Lippen. Vielleicht hatte er recht und ihr Verhalten war töricht. In aller Öffentlichkeit zuzugeben, dass sie Burkhard als Letzte lebend gesehen hatte, barg Gefahr. Aber ihre Abscheu gegenüber der Heuchelei und Falschheit des Täters ließ keinen Raum für Angst. »Noch jetzt ärgert mich unsäglich, dass viele Tage ins Land zogen, ehe mir die Deutung des Wortes endlich gelang. Nur ein einziges Wort war es, das Burkhard über die Lippen brachte – ein einziges. Anfangs begriff ich nicht, was er mir sagen wollte, als er das französische Wort ›Tour‹ zuflüsterte, was übersetzt ›Turm‹ bedeutet.«
    Ein höhnisches Lachen gluckste aus Ruperts Mund. Vor Heiterkeit sprang er
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