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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
Autoren: Das Schloß im Eis
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sollte dich hier mit den Untoten und deinen armseligen verzauberten Freunden allein lassen.
Aber das würde vielleicht deinen Tod beschleunigen, und ich habe
geschworen, das zu verhindern – vorläufig jedenfalls. Also versuche, dich gut mit mir zu stellen, Hauptmann.
Kitiara hörte schon längst nicht mehr richtig zu. »Verzaubert? Tanis…? Sie sind also nicht tot?«
Du läßt dich so leicht täuschen, Mensch. Ich habe doch gesagt,
du verläßt dich zu sehr auf deine Augen.
»Zeig dich, Monster.«
Es raschelte über ihr, als ob etwas Großes mit einer plötzlichen Bewegung seine Federn aufgeplustert hätte. Dann
wurde sie von Luft umbraust und von Wind geschüttelt –
Flügelschlagen, registrierte sie. Ein Schrei wie von einer
Todesfee gellte durch die Finsternis. »Oh, bei den Göttern«,
sagte Kitiara verächtlich und ließ die Schwertspitze sinken.
»Du bist bloß ein großer, dummer Vogel.«
Oben summte es weiter. Das Wesen kreischte erneut. Der
Baum knarrte, als es von einem Klauenfuß auf den anderen
trat. Dann herrschte Stille, die nur von diesem lauten
Summen durchbrochen wurde, das in Kits Kopf gefangen
sein mußte. Schließlich erklang eine neue Stimme, die einer
Frau, und in ihr schwangen Wärme und Humor mit. »Ich
fürchte, du hast meinen Freund beleidigt, Kitiara Uth Matar.«
»Diese Stimme habe ich schon mal gehört. Zeig dich.«
Pause. »Shirak.« Ein Glühen breitete sich über die Lichtung aus. Eine riesige Eule, von den Ohrenspitzen bis zum
kurzen Schwanz doppelt mannshoch und offensichtlich
verstimmt, blickte die Kämpferin böse an. »Eine Rieseneule«, sagte Kitiara leise. »Ich habe schon von euch gehört.
Aber du sprichst Umgangssprache und hast magische Fähigkeiten, was ich nicht für möglich gehalten hätte.«
Ein dunkles, feingeschnittenes Menschengesicht spähte
hinter einem Flügel des Vogels hervor. »Du bist im Düsterwald. Und mein Freund Xantar ist in vieler Hinsicht außergewöhnlich«, sprach die Frau leise. Selbst im grünlichen
Zauberlicht konnte Kitiara erkennen, daß ihre Augen auffallend blau waren.
»Ich kenne dich«, sagte die Kriegerin langsam. »Du warst
eine Magd von Dreena ten Valdan. Und eine Magierin, soweit ich weiß. Aber an blaue Augen erinnere ich mich
nicht.«
»Lida Tenaka«, flüsterte die Frau. Ihre nächsten Worte
konnte Kitiara kaum hören. »Ich habe dich gesucht, Kitiara
Uth Matar.«
Die Eule sprang, breitete die Flügel aus und landete erstaunlich weich für ein so großes Wesen zwischen den erstarrten Gestalten von Tanis und Caven. Dann streckte die
Eule einen Flügel aus, und Lida Tenaka glitt anmutig über
die gefiederte Fläche zu Boden. Trotz ihrer Zartheit schien
sie sich im nächtlichen Düsterwald wohl zu fühlen. Kitiara
musterte sie, steckte jedoch ihr Schwert nicht ein. Diese Lida Tenaka konnte eine Erscheinung sein, etwas fleischgewordenes Böses, das sich im Schlaf in Kitiaras Bewußtsein
geschlichen hatte. Es gab keinen Beweis, daß diese schlanke
Frau mit der Robe wirklich Lida Tenaka war. Kitiara beobachtete sie genau.
Über der Schulter trug sie einen großen, anscheinend
schweren Beutel. Die Lederriemen, mit denen man ihn verschließen konnte, waren zusammengeknotet. Der Sack
zeigte die Umrisse von etwas Großem, Rundem, das an
einer Seite flach sein mußte, und als die Bewegungen der
Frau den Sackinhalt verschoben, zeigte sich, daß die andere
Seite wohl gewölbt war. Das Gesicht der Frau war ausdruckslos, die lebhaften Augen waren der einzige Hinweis
auf ihr Menschsein. Doch ihre Stimme klang freundlich.
»Xantar und ich sind stundenlang auf der Suche nach dir
umhergeflogen, Hauptmann Uth Matar. Ich bin froh, daß
wir dich endlich gefunden haben.«
Kitiara bellte los: »Du kannst zaubern? Die Eule kann
zaubern?«
Lida Tenaka nickte dem Vogel zu. Ihr Haar schien über
ihre Robe zu fließen. »Xantar verfügt über gewisse Kräfte.
Innerhalb einer bestimmten Entfernung und mit bestimmten Lebewesen kann er Gedanken übertragen – vor allem
mit Menschen und anderen Rieseneulen. Und wie du
siehst, kann er sich anderen fühlenden Wesen gedanklich
mitteilen.«
»Fühlenden Wesen«, wiederholte Kitiara. Es klang wie
eine Beleidigung.
»Denkende Wesen.«
»Kann er Gedanken lesen?«
Lida zuckte mit den Achseln. »In sehr begrenztem Maße
kann er erkennen, was andere denken.«
»Diese Fähigkeit entwickelt sich langsam, wenn man viel,
viel übt«, unterbrach der Vogel grantig.
»Kann er meine Freunde
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