Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
Autoren: Alex Seinfriend
Vom Netzwerk:
muss da sein! Das Auto jedenfalls steht vor dem Haus. Aber er macht trotzdem nicht auf. Also klingle ich eins drunter. Sofort brummt der Türöffner.
    Ich stürme in den Flur und habe nur die Treppe nach oben im Blick. Die Nachbarin, bei der ich geklingelt habe, ist längst aus meinem Kopf verschwunden.
    „Hallo? Was soll das?“, fragt sie und schaut mich verärgert an. Eine ältere Frau mit Schürze und in die Seiten gestemmten Fäusten.
    „Entschuldigung, hab falsch gedrückt.“ Ich lächle kurz und will an ihr vorbei.
    „Moooment!“ Die Gute hält mich tatsächlich am Arm fest!
    „Ich hab es ziemlich eilig!“
    „Und ich hab gern meine Ruhe!“ Sie funkelt mich böse an. „Ich hab gehört, dass Sie erst oben geklingelt haben. Sie sind doch der – Liebhaber vom Herrn Kehlmann, richtig?“  
    Entgeistert sehe ich sie an. Weil ich ja weiß, was sie eigentlich wissen will, müsste ich mit ja antworten, aber das bekomme ich nicht hin. Also glotze ich wohl recht blöd.  
    „Jetzt tun Sie nicht so! Ich kann Sie hier unten sehr gut hören! Aber ich sage ja nichts! Heute übertreiben Sie es allerdings ein bisschen! Das können Sie gern Herrn Kehlmann mitteilen. Ich war schon zwei Mal oben und wollte mich beschweren, aber er macht nicht auf!“  
    „Ich war heute gar nicht hier …“, gebe ich matt zurück.
    „Dann verstehe ich nicht, was da oben getrieben wird! Es ist mir auch egal, ich will nur, dass das sofort aufhört!“ Sie schnaubt. „Und wo wir schon dabei sind: Im Keller riecht es komisch! Vielleicht sollte sich der gute Herr Kehlmann lieber mal darum kümmern, als um …“
    „Ich werd’s ihm sagen.“ Die Worte scheinen von ziemlich weit weg zu kommen, obwohl ich mir sicher bin, sie selbst auszusprechen.
    „Machen Sie das!“ Die Nachbarin zieht sich wütend in ihre Wohnung zurück und schlägt die Tür zu.
    Das unfreiwillige Gespräch hat mir soeben sämtliche Kraft aus den Beinen gezogen. Mühsam schleppe ich mich die Stufen hoch. Krach aus der Wohnung? Theater, das nach einem Liebesspiel klingt, aber schlimmer denn je? Und das, obwohl Marco eigentlich krank ist … Mir wird ganz schlecht. Irgendwas stimmt hier absolut nicht. Und ich kann nur hoffen, dass Lukas keine Rolle spielt. Ist mir egal, was Marco treibt, aber wenn er sich an Lukas vergriffen hat …
    Ich schüttle den Gedanken ab. Ich werde ja gleich herausfinden, was passiert ist … Zittrig lege ich meinen Finger auf den Klingelknopf. Doch bevor ich drücke, geht die Tür auf und Marco begrüßt mich.
    „Komm rein!“, flüstert er.
    Ich kann der Aufforderung gar nicht folgen, weil er mich bereits in die Wohnung zerrt und die Tür schließt.
    „Die Alte von unten hat sie nicht mehr alle! Die soll mal ihren eigenen Keller ausmisten, dann stinkt’s auch nicht. Und von wegen Krach …“ Marco schüttelt den Kopf und verschwindet ins Wohnzimmer.
    Wie angewurzelt bleibe ich im Flur stehen. Mir kommt das alles so surreal vor. Ich habe ein bisschen Angst, ihm einfach zu folgen. Keine Ahnung, was ich zu sehen bekomme.
    „Was ist? Wo bleibst du?“, ruft er.
    Ich atme tief durch und betrete das Wohnzimmer. Es sieht aus wie immer. Nur dass das Sofa nun wieder frei ist. Meine Decke und mein Kopfkissen sind verschwunden. Marco sitzt seitlich darauf und schaut mich neugierig an. In der Tat sieht er aus, als hätte er den ganzen Tag zu Hause verbracht. Wilde Frisur, T-Shirt, Boxer, Tennissocken …
    „Hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell wiedersehe.“ Marco grinst. Wie beiläufig legt er sich eine Hand in den Schritt und beginnt, sich durch die Shorts zu massieren.
    „Hör auf! Ich hab keine Lust auf Spielchen!“
    „Warum bist du dann hier?“
    „Weil Lukas verschwunden ist!“
    „Ah, das erklärt natürlich, weshalb du zu mir kommst …“
    „Ich find’s halt komisch, dass Sören nicht mehr zur Arbeit kommt, dass du heute nicht da warst, dass Lukas nicht nach Hause kommt …“
    „Und da hast du dir gedacht, dass es irgendeinen psychopathischen Killer geben muss, der uns alle drei umgebracht hat. Gut, wie du siehst, hat er mich noch nicht erwischt. Wenn du also schnell einen letzten Fick willst …“
    „Marco!“ Ich seufze. „Es tut mir leid, falls ich dich gestern verletzt habe. Das war so nicht geplant. Ich wollte dir nicht wehtun …“
    „Du hast mich nicht verletzt. Mir war klar, dass das nicht ewig läuft mit uns. Gut, ich hab es mir anders gewünscht, aber nachdem du die Couch meinem Bett vorgezogen hast,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher