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Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
Autoren: Alex Seinfriend
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ebenfalls. Aber gerade Benny sollte sich ja einen Reim auf das seltsame Verhalten des ehemaligen Schichtleiters machen können. Mich hat die Nachricht nach meiner Rückkehr aus dem Krankenstand zwar ziemlich verwundert, aber doch in erster Linie erleichtert. Um ein Haar wäre ich ja ebenfalls nicht mehr aufgetaucht. Warum sollte es da einem Werner Zielke anders gehen? Möglicherweise hat ja sogar Marco ein bisschen nachgeholfen. Ich hab ihm ja schließlich gesagt, dass er seine offenen Rechnungen gefälligst ohne mich begleichen soll. Allerdings glaube ich das nicht. Mit der ganzen Erpressungsgeschichte hat sich Marco nämlich selbst ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.  
    „Was mit Werner los ist, wüsste ich auch gern“, sagt Hayo.
    „Pah!“, macht Vitto und steht auf. „Kommt nix mehr! Weg!“
    „Ja, das glaube ich auch.“ Hayo nickt zustimmend. „Ich habe ihn zu Hause und auf dem Handy angerufen, aber nichts.“
    „Kaputt in Kopf. Nur saufen.“ Vitto tut so, als würde er sich einen Kurzen kippen.
    Hayo seufzt. „Hätte ich echt nicht gedacht von ihm, dass er so kurz vor dem Ruhestand rückfällig wird. War ja schon mal vor einigen Jahren so, dass er nicht mehr zur Arbeit gekommen ist.“
    „Ach, lange her!“ Vitto winkt ab. „Aber ist so mit Alkohol.“
    „Diesmal kommt er bestimmt nicht mit einer Therapie davon.“ Hayo zuckt mit den Achseln. „Ich denke mal, die werden ihn frühzeitig in Ruhestand schicken. Wenn er Pech hat, gibt’s doch noch ne Kündigung.“
    „Mmh“, macht Benny.
    Plötzlich komme ich mir komisch vor, weil ich die ganze Zeit nie nachgefragt habe. Das muss ja eigentlich merkwürdig aussehen, wenn der Zielke und ich zur gleichen Zeit verschwinden. Gut, ich habe mich für die zwei Wochen krankgemeldet. Aber trotzdem habe ich mich nicht ein einziges Mal verwundert gezeigt, weil für mich die Sache so klar war. Dass Werner Zielke als trockener Alkoholiker vielleicht aufgrund der Erpressungsgeschichte und dem damit verbundenen Stress wieder das Saufen angefangen hat, klingt nur logisch. Allerdings verspüre ich bei ihm absolut kein Mitleid. Erst recht nicht, nachdem mir Marco von Zielkes dunkler Vergangenheit erzählt hat. Wenn ich mir einen Typ vorstelle, der sich an Minderjährige ranmacht, dann sehe ich ab sofort Werner Zielke. Und ja, wenn Marco mit dieser ganzen Geschichte etwas Gutes erreicht hat, dann dürfte das wohl der unrühmliche Abtritt des Schichtleiters für Gebäude 6 sein.
    „Ich hab gedacht, er sei krank“, sage ich lahm, um mich nachträglich für mein mangelndes Interesse zu entschuldigen.
    „Tja, das trifft es ja auch.“ Hayo nickt wieder. „Aber dass er in seinem Alter einfach so die Reißleine zieht …“
    „Bekloppt!“ Vitto wedelt mit der Hand vor seinem Gesicht herum. „Balla-balla!“
    Ich lache. „Jo, da macht man nix.“
    Dann verabschieden wir uns. Auch wenn ich Hayo und Vitto mag, bin ich doch froh, endlich da raus zu sein. Kurz überlege ich, ob ich noch zum Nachbargebäude rübergehe, um mich bei Kevin zu verabschieden. Dann denke ich aber an Lukas. Ich befinde mich ja nun quasi schon auf dem Heimweg …
    „Du hast es ja richtig eilig“, bemerkt Benny im Umkleideraum.
    „Ich will halt weg von dir.“
    „Mann, wie biestig …“
    „Wundert dich das wirklich?“
    Mit den Worten lasse ich ihn stehen und verschwinde mitsamt Duschzeug und Handtuch in die hinterste Duschkabine. Das ist natürlich blöd, weil ich genau hier mit Benny Sex hatte, während Werner mit seiner bescheuerten Kamera gefilmt hat. Ich ärgere mich ein wenig darüber. Aber es ist halt die Kabine, die am weitesten von den Schränken weg liegt. Wütend reiße ich den Vorhang zu. Benny hat mich zwar in den letzten Wochen in Ruhe gelassen, allerdings – irgendwie habe ich so ein Gefühl …
    Und tatsächlich schiebt in diesem Moment eine Hand den Vorhang wieder beiseite.
    „Was soll das?“, frage ich genervt.
    „Ich will nicht, dass wir im Streit auseinandergehen.“
    „Und ich will in Ruhe duschen. Die Welt ist ungerecht!“
    Benny grinst. „Du bist süß, weißt du das?“
    „Glaub mir, ich habe keine Skrupel …“
    „Ich weiß. Mein rechtes Auge wäre schließlich fast draufgegangen.“
    „Ja, also leg es besser nicht drauf an.“
    „Ich will trotzdem nicht ohne einen Kuss nach Hause fahren müssen. Und weil du ja schon heute fährst …“
    „Morgen!“, korrigiere ich ihn und will mir am liebsten im gleichen Moment noch auf die Zunge beißen.
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