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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide
Autoren: Hans Dominik
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sei.
    Doch Elias Montgomery blieb mit seiner Erfindung im Dunklen.
    Er wünschte weder Störungen noch Besuche. Er umgab sein Haus mit einem System raffiniertester und wirkungsvollster Sicherungen. Elektrische Wechselspannungen zwischen scheinbar harmlosen Pfosten und Bäumen, die auf jeden, der die Lücke passierte, einen tödlichen Blitz warfen. Später noch, als überzudringliche Besucher sich nicht scheuten, von oben her einzudringen… sich aus stillstehenden Hubschraubern in die Höfe des Schlosses niederzulassen versuchten, auch in der Höhe ein hochgeladenes Netz, das tötende Funken auf jedes Fahrzeug warf.
    Ein vollkommenes Sicherungssystem, durch welches das Geheimnis unbedingt gewahrt wurde. Und nun war es doch einem gelungen, gegen den Willen des Erfinders einzudringen. Der Knochenmann war gekommen und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Hatte ihn mitten aus der Arbeit an dem kleinen Apparat hinweggerissen, der das Geheimnis barg.
    Als sicher galt es, daß er das Geheimnis bis zu seinem letzten Atemzuge für sich bewahrt hatte. Mitten in seiner Arbeit war er verschieden, ganz plötzlich, vom Herzschlag dahingerafft. Am Arbeitstisch, die Hände noch an dem Wunderapparat, hatte man den Toten gefunden. Sonst, man traute es ihm wohl zu, hätte er vielleicht beim Herannahen des Todes noch im letzten Augenblick den Apparat, mit dem er die Wunder vollbrachte, zerstört… die Erfindung mit ins Grab genommen.
    Jetzt!… Der Meister tot… Sein Werk unversehrt da… Der Augenblick gekommen, es in den Dienst der Welt zu stellen… die Periode des Kohlenzeitalters vorüber! Alle Energiequellen, die die Menschheit bisher kannte, jämmerlich klein, verschwindend gegen die neue Energiequelle, die der Zertrümmerung der Atome entsprang. Die Reaktion an allen Börsen der Welt gab den anschaulichsten Beweis dafür. Alle Kohlenwerte… die Aktien aller Kraftwerke so gut wie wertlos.
    Wieder war es wie damals, als die ersten Gerüchte von Montgomerys Entdeckung in die Welt drangen, als die Politiker und Volkswirtschaftler die Köpfe zusammensteckten… berieten, wie dem Chaos zu begegnen sei, das bei der Umstellung auf die neue Energie entstehen mußte.
    Wirtschaftskrisen schwerster Art, Krisen, wie sie die Menschheit bisher kaum je erlebt, waren zu erwarten. Und… bedeutete die Erfindung nicht auch gleichzeitig eine fürchterliche Waffe, die in gewissenloser Hand schrecklichstes Unheil über die Menschheit bringen konnte?
    Damals schon, gleich nach dem ersten Bekanntwerden von Montgomerys Entdeckung, waren in den Parlamenten Stimmen lautgeworden, die den Erfinder unter staatliche Aufsicht stellen wollten. Schien doch das Problem, die Erfindung anzuwenden, noch viel schwieriger als das, die Erfindung zu machen.
    Jetzt, beim Tode des Erfinders, tauchten alle diese Fragen und Ideen wieder von neuem auf. Und von Tag zu Tag spannte sich die Erwartung. Von Tag zu Tag hoffte man auf die Nachricht aus Montgomery-Hall:
    »Die Kräfte des geheimnisvollen Apparates sind erkannt, es ist gelungen, ihn in Tätigkeit zu setzen.« Doch die Tage verrannen, und keiner brachte die Nachricht.
    Wohl hörte man, daß es gelungen sei, das Sicherungssystem auszuschalten, in das Gebäude einzudringen und die Arbeitsstätte des Verstorbenen zu versiegeln. Wohl hörte man, daß eine Kommission der hervorragendsten englischen Physiker mit der Hinterlassenschaft des Erfinders beschäftigt sei. Aber die Nachricht, die man mit steigender Ungeduld erwartete, blieb aus.
    Es war ein Paradoxon stärkster Art. Da stand der Apparat, und keiner Hand war es gegeben, ihn zu bedienen. Es schien der letzte Trumpf dieses ironischen Spötters und Menschenverächters zu sein, daß er der Welt sein Werk unversehrt hinterließ, und daß es doch ebenso war, als hätte er es vor seinem Tode vernichtet.
    Die Presse wurde mit Zuschriften überschüttet, sollte Erklärungen darüber geben, wie das möglich sei. Sie wußte nichts anderes, als ihre Leser zur Geduld zu mahnen.
    Und je weiter die Zeit vorschritt, desto geringer wurde die Hoffnung, desto mehr zerrannen die Träume, die sich an das große Problem der Atomenergie knüpften. Eine neue Welt sollte sie bringen… ein Paradies auf Erden, den Beginn eines neuen Zeitalters. Das Ende der Kohlenzeit… neues Leben, neue Lebensmöglichkeiten, den Beginn einer neuen Wirtschaft. Möglichkeiten, die das Auge blendeten, Möglichkeiten, die die kühnste Fantasie übertrafen, bot ja der Besitz dieser Energie. Doch wenn
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