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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide
Autoren: Hans Dominik
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Fußbewegung zur Seite stoßen. Der rückte nicht. Er beugte sich, hob den schweren Brocken auf und warf ihn in eine Ecke zu allerhand zerbrochenem Gerät und Gerümpel. Schritt dann zum Arbeitstisch. Seine Hände umfaßten den schmucklosen Kasten, hoben ihn hoch, drückten ihn an sich mit einer Inbrunst, die unbegreiflich. Wiegend, als hätte er das köstlichste Kleinod im Arm, trug er ihn durch den Raum.
    Triumph jeder Schritt, jeder Blick, jede Geste!
    So ging er in den Nebenraum. Hier standen noch die Speisen vom gestrigen Abend. Heißhungrig stürzte er sich darauf. Erst jetzt kam es ihm zum Bewußtsein, daß er seit vielen Stunden keinen Bissen genossen hatte. Gierig aß er das schlecht zubereitete Mahl. Dann sprang er auf. Vor einem gesprungenen, erblindeten Spiegel betrachtete er sich selbst. Schäbig… verwildert… abgemagert!
    Er lachte auf: »Ohne Kunst aufs beste verkleidet!«
    Aus einem Album zog er eine Fotografie, hielt sie gegen das Licht, betrachtete die Züge, die sie darstellte.
    Wie alt war das Bild?… Vier Jahre… wie hatten die vier Jahre ihn verändert… vier Jahre, in denen er Tag und Nacht nur auf ein einziges Ziel hingearbeitet.
    Gold?… Das Gold dort in der Ecke?…
    Nein! Einem höheren… einem unendlich viel höheren Ziel strebte er nach. Einem Ziele, welches das Gold wertlos machen, der Menschheit anderen, viel reicheren Segen bringen mußte. Einem Ziele, das ihm wie eine reife Frucht in den Schoß fallen mußte, nachdem das Gold nun da war.
    Ein Zeitungsblatt lag neben der kärglichen Mahlzeit auf dem rohen Eichentisch. Der Anzeiger der nächsten Kreisstadt.
    Seine Augen überflogen die Zeilen. Nachrichten aus London… Elias Montgomery gestorben. Alle Versuche der englischen Gelehrten, den hinterlassenen Apparat in Betrieb zu setzen, bisher ergebnislos… wahrscheinlich für immer hoffnungslos.
    Seine Augen hingen an den Worten. Immer wieder überflog er die wenigen Zeilen. Dann lachte er laut.
    War’s möglich? Montgomerys Erbe, keiner, der es zu heben vermag! Er drehte das Blatt um, sah nach dem Datum. Es war schon über eine Woche alt.
    Die Welt! Europa! Was hatten die dazu gesagt… die Riggers-Werke… Harder, der Generaldirektor der Werke. Er?…
    In heftiger Erregung durchmaß er das Zimmer.
    Montgomery! Elias Montgomery! Der Mann, der das Problem der Atomenergie gelöst. Der die Energie beherrschte… und sie der Welt verbarg… vorenthielt.
    Weil der nicht die Kraft besaß, die Aufgabe zu lösen… die schwerere… die größere, das Errungene der Welt zu geben, ohne die Wirtschaft aus den Fugen zu reißen… Statt des Paradieses ein Chaos zu stiften.
    Das allein der Grund. Deshalb Elias Montgomery der Sonderling! Er verstand ihn wohl. Er…! Seine Blicke gingen zu der kleinen hölzernen Truhe. Er schritt darauf zu. Verschränkte die Arme, starrte lange darauf. Segen und Fluch…
    Die Arme fielen nieder. Der Körper sank in sich zusammen, die Schultern krümmten sich.
    Segen allein? Last ungeheure! Der trug sie nicht!… Ich?… Beim Klang der Worte ging es wie ein Ruck durch die Gestalt. Der Körper reckte sich… den Kopf zurückgeworfen, das Auge wie in weite Fernen gerichtet, die Lippen zusammengepreßt, Energie, Kraft in jedem Muskel…
    »Ich will’s versuchen!«
    Die alte Wirtschafterin trat ein. Hielt ihm ein amtliches Schriftstück hin. Er las… und lachte… lachte aus vollem Halse.
    Da stand geschrieben, daß der Ellernhof am nächsten Mittwoch zur Versteigerung kommen würde.
    Er schrie das alte, halb taube Weib an: »Ich muß verreisen!«… Bedeutete ihr, einen Koffer vom Boden zu holen, irgendwo sonst zu suchen, riß selbst die Tür eines wackligen Schrankes auf, der seine karge Garderobe enthielt.
    Da hing eine Hose… ein prüfender Blick darauf… Nein!… Unmöglich, weg damit! Die war ja noch schlechter als die, die er jetzt trug… Ein heller Rock… ein weißer Rock, mit dem er früher… lange war es her… zum Tennisspiel gegangen war… da eine schwarze Hose, die er früher einmal beim Examen getragen… schwarze Hose… weißer Rock… nein! unmöglich! Aber der Schrank war leer… halt!… Da noch eine grüne Joppe… noch vom Vater her… sie war ihm reichlich weit, aber das mußte gehen.
    Er packte ein paar Habseligkeiten in den Rucksack. Prüfend wog er den Goldbarren… zehn Kilo… genug, um die Schuld zu bezahlen… und genug blieb noch für die nächste Zeit darüber hinaus übrig.
    So verließ Friedrich Eisenecker zum erstenmal nach
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