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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus
Autoren: Stefan Wolf
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Getreideflocken
und getrocknetem Obst wie eine Süßigkeit, immer übergossen mit Milch oder
Fruchtsaft.
    Die Dose enthielt nur noch eine
Portion.
    Vleske mischte den nußartigen
Samen hinein.

    Es würde aussehen wie
Herzversagen — der plötzliche Tod. Darüber hatte er gelesen. Ja, er mußte sich
wehren. Und er sah keine andere Möglichkeit.

7. Hat der Raser die Millionen?
     
    Die Unfallstelle!
    Tim sah sie, obwohl hier in der
Senke zwischen den Hügeln der Nebel ein Treffen veranstaltet hatte mit Brodem
und Dunst.
    Polizei und Ambulanz parkten
vor einer Kurve. Beide Blaulichter rotierten. Vorn, kurvenwärts, wurden
zusätzlich Warnleuchten aufgestellt, obwohl das Verkehrsaufkommen so gering war
wie am Ende der Welt.
    Immerhin — man mußte mit Rasern
rechnen wie dem schwarzen Audi. Vielleicht waren ihm die Helfer begegnet.
    Der eigentliche Unfallort war
nicht auf der Straße, wie Tim feststellte, sondern am Fuß des Steilhangs, satte
zwölf Meter unterhalb der Fahrbahn.
    Dort lag ein olivgrünes
Geldtransport-Fahrzeug, streckte vier Räder in die Luft und wirkte aufgeplatzt,
was die Türen betraf, trotz der sicherlich vorhandenen Stabilität.
    „Mann, Willi! Das scheint
Schengmanns Kutsche zu sein.“
    „Hähähäh!“ feixte Klößchen.
„Der macht seinen eigenen Unfall. Da brauchen wir uns nicht auf die Straße zu
legen.“
    „Ich kann ihn auch nicht
leiden. Aber deine Schadenfreude ist völlig unangebracht.“
    „Ich freue mich ja gar nicht.
Ich fange gleich an zu heulen.“
    Tim hielt hinter dem
Krankenwagen.
    Die Hecktür stand offen. Zwei
Sanitäter hatten das Unfallopfer auf einer Bahre heraufgeholt, einen
Geldtransport-Mann in Privatfirmen-Uniform.
    Tim sah: Schengmann war’s
nicht, sondern ein ältlicher Graukopf mit Krankenblässe im schlaffen Gesicht.
Der Mann schien bewußtlos zu sein. Der Notarzt horchte das Herz ab. Einer der
Sanitäter stülpte dem Bewußtlosen eine Sauerstoffmaske übers Gesicht. Der
andere Sani warf den Jungs einen Blick zu, abweisend, und schloß dann die
Hecktür.
    „Hoffen wir“, sagte Tim, „daß
es nicht so schlimm ist.“
    „Da unten ist Schengmann“,
sagte Klößchen, „und der blöde Heuser.“
    Tim rückte vor zur
Fahrbahnkante, wo Klößchen stand, und blickte hinunter.
    Tatsächlich! Hinter dem
Fahrzeug in Rückenlage standen mehrere Personen: zwei Uniformierte, die nicht
genau wußten, was sie tun sollten, und zwei weitere Personen, die aber jetzt
hinter den Wagen traten und durch die geöffnete Hecktür hineinstarrten.
    Schengmann trug die gleiche
Uniform wie sein bewußtloser Kollege, hatte außerdem ein Pflaster auf der Stirn
und eins oben auf dem Kopf. Aber Annas Vater schien ziemlich munter zu sein,
jedenfalls gestikulierte er aufgeregt mit beiden Armen.
    Kommissar Heuser, ein
Kripo-Mann, gehörte nicht zu den Freunden der TKKG-Bande. Das lag in erster
Linie daran, daß er Gabys Vater die Erfolge neidete, im Präsidium als Kleinkrämer
galt, viel Zeit für üble Nachrede aufwendete und — heimlich — rechtsradikale
Ideen vertrat. Er hielt Ausländer für Gesindel — grundsätzlich, ohne zu
unterscheiden zwischen einreisenden Kriminellen, die im Wohlstandsland
Deutschland fette Beute machen wollen, und armseligen Flüchtlingen, die alles
Mitleid verdienen.
    Heuser war groß, zwar schmal,
aber dicklich, hatte vorquellende Froschaugen und einen
Zweite-Weltkrieg-Haarschnitt: Specknacken frei und ringsum kahl.
    „Das scheint nicht nur ein
Unfall zu sein“, sagte Tim. „Das riecht nach Diebstahl oder Raub.“
    „Wieso?“
    „Da war doch Geldfracht an
Bord. Aber wie die beiden in den Wagen glotzen! So guckt man hin, wo nichts
ist.“
    „Wie meistens im Fernsehen“,
lachte Klößchen.
    Tim lehnte sein Rennrad an
einen dünnen Chausseebaum.
    „Steigen wir mal runter.“
    Tim meisterte den Hang an
steilster Stelle mit Sprüngen. Klößchen kugelte fast.
    Das fahle Gras schmatzte vor
Nässe. Stellenweise waren tiefe Wunden in den Boden gerissen. Braune Erde lag
bloß. Offensichtlich hatte sich das Fahrzeug mehrmals überschlagen beim
Absturz.
    Ein Uniformierter vertrat Tim
den Weg.
    „Nicht näherkommen! Hier wird
ein Verbrechen untersucht. Sonst zertrampelt ihr Spuren.“
    Tim und Klößchen blieben
stehen.
    Tim betrachtete den Boden.
Gras: welk und braun, offensichtlich kurzgefressen von Kuh oder Schaf. Eine
Menge Kiesel und Steine lag herum. Maulwürfe hatten Erdhaufen gebildet.
Kuhfladen — abgesetzt in Spätsommer oder Frühherbst —
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