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Der Blut-Pirat

Der Blut-Pirat

Titel: Der Blut-Pirat
Autoren: Jason Dark
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so nah an seinem Hals, dass sich der Wiedergänger der Gefahr sehr genau bewusst war, in der er schwebte.
    Er verdrehte die Augen und kam mir dabei vor, als wollte er für einen Zirkusauftritt üben.
    Ich schielte über die Klinge hinweg gegen seinen Hals, wo die Haut eigentlich totenweiß schimmerte, aber nicht in der gesamten Breite, denn an einer Stelle war sie verbrannt und sah wirklich aus wie nasse Baumrinde.
    »Du hast verloren«, sagte ich zu ihm. »Du hast endgültig verloren! Siehst du das ein!«
    Er rollte mit den Augen. Sein Mund zuckte. Aus dem rechten Winkel rann eine dunkle, widerlich riechende Flüssigkeit. Der gleiche Geruch strömte mir auch aus seiner Halswunde entgegen, aber das war mir in diesem Fall egal. Ich wollte von ihm Informationen haben. Die eine Adresse war mir einfach zuwenig.
    Ein Vampir ließ sich normalerweise nicht einschüchtern. Es sei denn, es geschah unter dem Zeichen des geweihten Silbers, wie es hier der Fall war.
    Mein Dolch strahlte aus. Nicht so stark wie das Kreuz, aber für ihn reichte es. Zudem sagte ihm mein Blick, dass ich kein Pardon mit ihm kannte. »Wer hat dich geschickt? Wer?«
    Er wollte sich bewegen und zurückdrücken, aber die Klinge blieb hautnah bei ihm.
    »Wer?«
    »Wir sind gekommen…«
    »Das habe ich gesehen. Bestimmt nicht von allein. War es Mallmann? Seid ihr seine Vasallen?«
    Er brauchte mir keine normale Antwort zu geben. Das Rollen und erschreckte Aufleuchten in seinen Augen reichte mir aus. Mit dieser Frage hatte ich genau ins Schwarze getroffen.
    »Also Mallmann! Warum?«
    »Nein, ich…«
    Wieder berührte ich ihn mit der flachen Seite des Dolchs. Diesmal an einer anderen Stelle des Halses, dicht unter dem rechten Ohr. Und abermals klang das Zischen aus, zog sich die Haut zusammen, um der eines Bratherings immer ähnlicher zu werden.
    »Beim dritten Mal stirbst du endgültig!« versprach ich ihm. »Ich will wissen, warum euch Mallmann geschickt hat.«
    »Das Blut… das Blut…«
    »Die Konserven meinst du?«
    »Ja.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie… sie…« gurgelte er, »sie sollten nicht für ihn sein. Das will Mallmann nicht.«
    »Für wen denn?«
    »Rabanus!«
    Ich hatte einen Namen gehört, der mir bisher völlig unbekannt gewesen war. Deshalb fragte ich noch einmal nach. »Tatsächlich Rabanus?«
    »So heißt er.«
    »Und was ist er?«
    »Der Blut-Pirat, der Blut-Pirat. Er soll wieder zu neuem Leben erweckt werden, aber Mallmann will es nicht. Schon zuviel Blut ist für ihn gesammelt worden…«
    »Wo wird er erweckt?«
    »Aus der Erde, tief aus der Erde. Er ist einer von den ganz alten, sagt Mallmann.«
    Bei dieser Antwort rann mir ein Schauer über das Gesicht. Ich kannte diese ganz alten. Höchstwahrscheinlich verbarg sich dahinter eine fürchterliche Dämonenart, die es schon seit Bestehen der Welt gab und die sich bisher immer versteckt gehalten hatte, wobei sie in der Lage war, alle möglichen Gestalten anzunehmen.
    Es waren die Kreaturen der Finsternis. Nicht mehr und nicht weniger, doch dahinter verbarg sich meiner Ansicht nach der absolute Schrecken, denn das hatte ich schon mehr als einmal zu spüren bekommen. Als Vampire hatte ich sie bisher nicht erlebt, aber warum sollten sie, die Urzeit-Dämonen, auch nicht die Gestalt eines Blutsaugers annehmen können? Alles war hier möglich. »Was weißt du noch über Rabanus?«
    »Nichts mehr!« kreischte der Blutsauger. »Er… er… war nur begraben…«
    »Ist er schon frei?«
    Der Vampir heulte auf. »Weiß nicht. Blut ist genug da. Sie haben es hier geholt.« Er brach ab, und ich merkte, wie er körperlich schwächer wurde.
    Das war mir egal, denn meine Gedanken hatten sich bereits auf Wanderschaft begeben.
    Es war also Blut geholt worden. Kein frisches, direkt aus dem Körper, das wäre möglicherweise noch mehr aufgefallen. Wenn Blutkonserven gestohlen wurden, dachte doch kein Mensch daran, dass dies für einen Vampir geschah. Da verdächtigte man eher einen gewissen illegalen Handel. Die Diebe hatten es schon raffiniert angestellt, und ich merkte, wie der Ärger in mir hochstieg, auch gepaart mit einer gewissen Furcht, weil die Vampire alle Möglichkeiten ausnutzten. Die beiden Diebe wussten dabei sicherlich am wenigsten.
    Der Untote röchelte und versuchte verzweifelt, sich auf den Beinen zu halten, was ihm immer schwerer fiel, denn die Verletzungen am Hals stellten sich als noch schlimmer heraus, als sie im ersten Moment ausgesehen hatten.
    Er taumelte von mir weg. Ich
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