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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
Autoren: Richard Dawkins
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Zeitmaßes zu entfliehen, und ich werde versuchen, dabei zu helfen.
    Eine dritte Beziehung, in der unser Gehirn prädestiniert zu sein scheint, dem Darwinismus Widerstand entgegenzusetzen, hat mit unserem großen Erfolg als schöpferische Planer zu tun. Unsere Welt ist von Meisterwerken der Ingenieurtechnik und von Kunstwerken beherrscht. Wir sind ganz und gar an den Gedanken gewöhnt, daß komplexe Eleganz ein Indikator für vorausgegangene geschickte Planung ist. Dies ist wahrscheinlich der überzeugendste Grund dafür, daß die überwältigende Mehrheit aller Menschen an einen übernatürlichen Gott geglaubt hat oder glaubt. Es bedurfte eines gewaltigen Sprungs der Vorstellungskraft, um Darwin und Wallace erkennen zu lassen, daß es - entgegen aller Intuition - eine andere Möglichkeit gibt, eine - ist sie erst einmal verstanden - viel plausiblere Möglichkeit, wie aus ursprünglicher, uranfänglicher Einfachheit ein komplexer »Plan« entstehen kann. Dieser Sprung der Vorstellungskraft ist so groß, daß bis heute viele anscheinend immer noch nicht dazu bereit sind. Der Hauptzweck dieses Buches ist es, dem Leser »auf diesen Sprung zu helfen«.
    Autoren hoffen natürlich, daß ihre Bücher einen bleibenden und nicht nur einen flüchtigen Eindruck machen. Aber jeder Advokat muß, abgesehen von dem zeitlosen Teil seiner Beweisführung, auch auf zeitgenössische Verfechter entgegengesetzter oder scheinbar entgegengesetzter Ansichten eingehen. Es besteht ein gewisses Risiko, daß einige dieser Meinungsverschiedenheiten, so hitzig sie heute auch toben mögen, in kommenden Jahrzehnten schrecklich veraltet erscheinen. Immer wieder wird das Paradoxon erwähnt, daß Darwin in der ersten Auflage von The Origin of Species seine Sache überzeugender dargestellt habe als in der sechsten. Und nicht ohne Grund: In den späteren Auflagen sah Darwin sich gezwungen, auf zeitgenössische Kritiken zur ersten Auflage einzugehen; Kritik, die uns heute so überholt vorkommt, daß die Antwort darauf lediglich im Wege ist und an einigen Stellen nur irreführt. Dennoch sollte man der Versuchung nicht nachgeben, zeitgenössische Kritik zu ignorieren, auch wenn man sie für eine lediglich kurzlebige Sensation hält; und zwar aus Gründen der Höflichkeit, nicht nur gegenüber den Kritikern, sondern auch gegenüber den Lesern, die andernfalls in Verwirrung geraten könnten. Obwohl ich meine eigenen Vorstellungen darüber habe, welche Kapitel dieses Buches sich aus diesem Grund schließlich als kurzlebig erweisen werden, bleibt es dem Leser - und der Zeit - überlassen, das Urteil zu fällen.
    Ich bin untröstlich, daß einige Frauen unter meinen Freunden (zum Glück nicht viele) die Verwendung des unpersönlichen männlichen Pronomens so auffassen, als wollte ich die Frauen damit ausschließen. Wenn wirklich jemand ausgeschlossen werden müßte (glücklicherweise ist dies nicht der Fall), dann würde ich, glaube ich, eher die Männer ausschließen; als ich aber einmal versuchsweise meinen abstrakten Leser als »sie« ansprach, rügte mich eine Feministin wegen gönnerhafter Herablassung: »er-oder-sie« und »sein-oder-ihr« sollte ich sagen. Das fällt dem leicht, dem die Sprache gleichgültig ist; wem aber die Sprache gleichgültig ist, der verdient auch keine Leser, gleich, welchen Geschlechts. In diesem Buch bin ich nun zum normalen, traditionellen Gebrauch der Pronomen zurückgekehrt. Ich spreche den »Leser« mit »er« an, aber ich denke mir meine Leser ebensowenig spezifisch männlichen Geschlechts, wie sich ein französischer Redner einen Tisch als weiblich vorstellt. Ich glaube sogar, ich stelle mir meine Leser häufiger weiblich vor als männlich, aber das ist meine persönliche Angelegenheit, und ich fände es schlimm, wenn derartige Überlegungen den Umgang mit meiner Muttersprache beeinflussen würden.
    Persönlicher Art sind auch einige meiner Gründe für Dankbarkeit. Jene, denen ich dabei nicht gerecht werden kann, werden dies verstehen. Der Verleger sah keinen Grund, mir die Namen seiner Gutachter vorzuenthalten (nicht Rezensenten - echte Rezensenten, ohne vielen Amerikanern unter 40 nahetreten zu wollen, kritisieren Bücher erst nach ihrer Veröffentlichung, wenn es für den Autor zu spät ist, etwas zu ändern), und ich habe von den Vorschlägen, die (wieder) von John Krebs sowie von John Durant, Graham Cairns-Smith, Jeffrey Levington, Michael Ruse, Anthony Hallam und David Pye kamen, erheblich profitiert. Richard Gregory
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