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Der blinde Hellseher

Der blinde Hellseher

Titel: Der blinde Hellseher
Autoren: Stefan Wolf
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früh, also. Gaby kam runter, machte ihnen auf und zeigte
eine ernste Miene.
    „Mein Papi ist schon da. Ich habe
alles erzählt. Natürlich hat er geschimpft. Aber irgendwie, glaube ich, ist er
doch ziemlich stolz auf uns. Sagen darf er das natürlich nicht. Außerdem — so
hat er es angedeutet — spitze sich die Situation zu. Ich bin schon ganz
gespannt, was er meint.“
    „Wir bringen auch was Neues,“
sagte Tarzan und nahm den Umschlag mit den Fotos aus der Tasche.
    Kommissar Glockner saß in
seinem kleinen Arbeitszimmer. Es war wirklich sehr eng. Mehr Möbel als
Schreibtisch, Bücherschrank und eine lange Couch paßten nicht rein.
    „Euch müßte ich die Hammelbeine
langziehen“, meinte er, nachdem die Jungs ihn begrüßt hatten. „Wenn ihr so
weitermacht, behindert ihr die polizeilichen Ermittlungen. Und dann gibt’s was
auf den Deckel. Der einzige Vorteil ist, daß euch wegen eurer Jugend ein
wirklicher Ganove nicht ernst nimmt. Aber jetzt ist Schluß mit den Aktionen auf
eigene Faust. Klar?“
    Klößchen nickte sofort. Tarzan
drückte sich raffiniert um ein derartiges Versprechen, indem er rasch die Fotos
auf den Tisch legte. „Wir haben noch einen Hinweis. Bestimmt ist er Ihnen
nützlich, Herr Glockner.“
    Der Kommissar betrachtete die
beiden Fotos und ließ sich den Zusammenhang erklären. Dann nickte er.
    „Gut gemacht. Aber
wahrscheinlich brauchen wir der Sache nicht mehr nachzugehen. Die Entscheidung
fällt vorher. Morgen schon.“
    Tarzan begriff sofort. „Heißt
das, der Kidnapper hat sich wieder gemeldet?“
    „Heute morgen erhielten die
Krauses den zweiten Erpresserbrief. Mit der Post und auf die gleiche Weise
zusammengeschnipselt wie der erste. Morgen mittag punkt zwölf — und das ist für
sowas eine ganz und gar ungebräuchliche Zeit — soll Herr Krause das Geld
abliefern.“
    „Und wo?“
    „Die Gegend kennt ihr bestimmt
nicht. Herr Krause soll zu dem Rastplatz Kuckucksruh kommen. So heißt der.
Liegt an der Landstraße hinterm Schwarzen Berg.“
    Tarzan erwiderte nichts. Aber
er wußte ganz genau, wo das war.
    „Und wem soll Herr Krause das
Geld geben?“ fragte Gaby aufgeregt.
    „Auf dem Rastplatz steht eine große
Abfalltonne. Dort hinein soll er das Geld stecken. Natürlich nicht lose,
sondern in eine Aktentasche gepackt.“
    „Und was unternimmt die
Polizei?“ frage Klößchen.
    „Für uns wied es sehr
schwierig. Um Volkers Sicherheit nicht zu gefährden, dürfen wir uns nicht in
die Nähe wagen. Das heißt, wir werden den Kidnapper, wenn erdias Geld holt,
nicht sehen. Aber wir riegeln das Gebiet ab, so gut es geht, und registrieren
jeden, der in die Gegend fährt. Freilich — viel verspreche ich mir davon nicht.
Im weiten Umkreis gibt es nichts als Wald, Wald, Wald. Wenn der Kidnapper einen
langen Fußmarsch macht, bleibt er ungesehen. Wir können dann nur hoffen, daß er
Volker auch wirklich freiläßt. Frasketti, der Hellseher und sein Medium — die
alle werden natürlich während der ganzen Zeit unauffällig observiert.
Beobachtet, also. Für diesen Heinz Bosselt sollte ich vielleicht das gleiche
veranlassen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß so ein Junge...“ Er
stockte, schüttelte dann den Kopf und meinte. „Vielleicht doch. Ehe wir eine
Fahrlässigkeit begehen.“
    Eine Weile noch unterhielten
sich die Kinder mit ihm. Dann mußte Herr Glockner ins Polizei-Präsidium.
    Tarzan war recht schweigsam
gewesen; und es war auch besser, daß er seine Gedanken für sich behielt.
    Karl verspätete sich diesmal.
Als er kam, war Herr Glockner schon außer Haus. Natürlich wurde Karl über alles
unterrichtet, und sein Computer-Gehirn speicherte die Informationen.
    Als der Name des Rastplatzes
fiel, riß Karl die Augen auf und sah Tarzan an. Aber der gab ihm unauffällig
ein Zeichen zu schweigen.
    Spätnachmittags verabschiedeten
sich die drei von Gaby und gingen runter zu ihren Rädern.
    Außer Sichtweite des Hauses
hielt Tarzan an.
    „So, jetzt muß ich’s euch
erklären“, sagte er. „Karl, dir mit deinem Computer-Gehirn schwant ja schon
was. Absichtlich habe ich vor Gaby nichts erwähnt. Natürlich vertraue ich ihr
genauso wie euch. Aber ich will nicht, daß sie in einen Zwiespalt kommt. Mit
ihrem Vater versteht sie sich bombig. Und weil die Sache morgen äußerst brenzlig
wird, wäre Gaby verpflichtet, ihrem Vater von meinem Plan zu erzählen. Aber das
will ich nicht. Er würde und müßte mir verbieten, was ich vorhabe. Aber ich
täte es doch. Dann
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