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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition)
Autoren: David Foster Wallace
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fleischigen Kunstdarm. Männer, die ihren Taschendiktafonen Memos diktierten, die reflexartig auf ihre Armbanduhren sahen, die mit zerfurchten roten Stirnen auf einem Metallläufer standen, während das Propellerbrummen die Tonleiter hinabsank und das Lüftungsgebläse erstarb. Es war eins dieser Pendelflugzeuge, bei denen aus rechtlichen Gründen erst die Fluggasttreppe herangefahren werden muss, bevor sich die Türen öffnen. Die glasige Ungeduld von Geschäftsleuten, die näher an Fremden stehen, als sie es freiwillig je tun würden, Brustkörbe und Kehrseiten berühren sich fast, Kleidersäcke über die Schultern gelegt, Aktenkoffer stoßen zusammen, mehr Kopfhaut als Haar, Einatmen der Ausdünstungen anderer. Männer, die das Warten und Stillstehen nicht ertragen, werden gezwungen, stillzustehen und zu warten, Männer mit kalbsledernen Terminplanern und Franklin-Quest-Zeitmanagement-Zertifikaten und dem klassischen Aussehen ungewollter Einschränkung, dem Aussehen örtlicher Händler am Rande der versäumten Einbehaltung von Sozialversicherungsbeiträgen, unterkapitalisiert, illiquid, strampeln sich ab, um die monatlichen Gemeinkosten aufzubringen, Fische, die in den Netzen selbst verursachter Verpflichtungen zappeln. Zwei spätere Suizide in diesem Flugzeug, von denen einer für immer unter »Unfall« abgeheftet würde. In Philly hatte es eine ganze Unterabteilung unerbittlicher GS -9er gegeben, Prinzipienreiter, deren einzige Aufgabe darin bestand, kleinen Unternehmen nachzustellen, die mit der Einbehaltung von Sozialversicherungsbeiträgen ins Hintertreffen geraten waren, in Rome allerdings war ein knappes Jahr lang die einzige Mitarbeiterin auf Compliance-Ebene, die Mahnungen in puncto Sozialversicherungsbeiträge aus Martinsburg entgegengenommen hatte, Eloise Prout alias Dr. Yes gewesen, eine GS -9 um die vierzig mit Makrameehut, die mittags am Schreibtisch aus einem komplexen System von Tupperware-Behältern aß und ein lockeres Höschen der jämmerlichsten Sorte war; die Jungs in der Prüfabt. hatten sie Dr. Yes getauft, nachdem sie Gerüchten zufolge mit Sherman Garnett geschlafen hatte, nur des – nicht eingelösten – Versprechens wegen, er wolle mit ihr durch den Stadtpark spazieren, wenn es zu schneien aufgehört habe und alles frisch und weiß aussähe. Eloise Prouts Weiterleitungs-und-Eintreibungs-Quote fiel jeden Monat so niedrig aus, dass jeder andere GS- 9 längst angeschissen gewesen wäre, aber der nette und leicht beschränkte Mr Orkney vom RPZ hatte sie weiterbeschäftigt. Prout war anscheinend durch einen Autounfall verwitwet, und das GS -9-Gehalt reichte kaum für Katzenfutter, wie Sylvanshine nur zu gut wusste, dessen Fuß jetzt unter der neuen Blutzufuhr pulsierte und der sich jedes Mal entschuldigte, wenn jemand seine Reisetasche anrempelte, seine dritte Stelle in vier Jahren und immer noch GS -9 mit der Aussicht auf -11, wenn er dieses Frühjahr die CPA -Prüfung bestand und sich in dieser Systems-Stellung vor Ort bewährte, wenn am 15. März die Körperschaftssteuererklärungen und am 15. April dann die 1040er und die Erklärungen geschätzter Steuern zur Prüfung durch Peoria 047 hereinprasselten, er war schon zweimal zur Prüfung angetreten und hatte bisher nur Management knapp bestanden, woraufhin sein Ruf in Philly nach Rome vorauseilte und ihn auf Ebene 1 der Steuererklärungen einsperrte, nicht mal zu den Fetten oder zur Revision vordringen ließ, sodass er kaum mehr als ein professioneller Brieföffner war, worauf hinzu-weisen Soane, Madrid u. a. sich prompt nicht hatten verkneifen können.
    Sylvanshine neigte dazu, seine Büroarbeit in einer Art Rausch zu erledigen im Gegensatz zu der langsamen, nüchternen und methodischen Vorgehensweise wahrhaft großer Wirtschaftsprüfer, wie sein erster Gruppenleiter in Rome ihm erklärt hatte, ein lebenslänglicher Nachtarbeiter, der einen exzentrischen Mantel trug und das RPZ immer mit einem kleinen rautenförmigen Karton mit chinesischem Fast Food für seine Frau verließ, die dem Vernehmen nach ans Bett gefesselt war. Dieser GS -11 war am Anfang seiner Karriere ins Kundenzentrum in St. Louis versetzt worden und arbeitete buchstäblich im Schatten des seltsamen, Furcht einflößenden riesigen Metallbogens, bei dem täglich aus großen ächzenden Neunachsern, die an die langen Förderbänder des Docks zurücksetzten, Post abgeladen wurde, und in den Pausen im Pausenraum hatte sich dieser Gruppenleiter gern zurückgelehnt, seinen
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