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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer
Autoren: Günther Thömmes
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Klöster und Mönche.
    »Wer macht
denn das Bier im Kloster?«, fragte er keck, »da gibts doch nur Männer. Und Brauen
ist doch Weibersache.«
    Der Junge
und sein Vater fingen an, laut zu lachen.
    »Die Mönche
machen ihr Bier natürlich selber«, sagte der Vater, »und sogar ein sehr gutes dazu.«
    »Muss
man Mönch sein, um im Kloster Bier zu machen?«, fragte Niklas, der sich durch das
Lachen nicht verunsichern ließ.
    »Ja freilich,
das ist ein Grund, warum viele Menschen ins Kloster gehen, nie mehr Hunger oder
Durst haben, das ist doch schon was.«
    In diesem
Moment fasste Niklas einen folgenschweren Entschluss.
    Dann war
die Rast beendet, Vater und Sohn standen auf und machten Anstalten, weiterzuziehen.
Niklas wünschte ihnen eine gute Reise und machte sich auf den Heimweg.
    Nachdem
er fast zu Hause war, fiel ihm ein, dass er nicht mal die Namen des Jungen und seines
Vaters wusste, die sein Leben so verändern sollten. Wie sehr sie es wirklich verändert
hatten, wurde Niklas erst im Lauf der nächsten Jahre bewusst, sobald er gelegentlich
an diesen Tag und diese zufällige Begegnung zurückdachte.
    Für den
Rest des Tages war er nicht mehr ansprechbar. Ruhig und in Gedanken versunken erledigte
er seine Arbeiten. Er wollte erst überlegen, wie er es seinen Eltern sagen sollte,
nur nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
    Wie der
Vater des Jungen gesagt hatte, nahmen die Klöster nicht jeden. Und scheinbar dauerte
es auch eine Weile. Aber bald wurde er zwölf, was tun? Viel Zeit blieb ihm nicht
mehr.

4
     
    Im zehnten und elften Jahrhundert gab es in
Franken eine Reihe von Klostergründungen. Als Ableger eines größeren Klosters der
Zisterzienser war im Jahre 1076 das Kloster Urbrach gegründet worden, hatte sich
aber schnell eigenständig entwickelt. Durch den guten Ackerboden der Umgebung und
die Umsicht der ersten Äbte wurde Urbrach sehr schnell sehr wohlhabend.
    Besonders
bekannt waren die Weine des Klosters, die sich nicht nur bei allen Ordensbrüdern
großer Beliebtheit erfreuten. Nachdem im Jahre 1185 der Grundstein zu einer großen
Kapelle gelegt worden war, die später zu einer der größten frühgotischen Kirchenbauten
überhaupt ausgebaut wurde, entwickelte sich Urbrach auch über die direkte Umgebung
hinaus zu einem religiösen und wirtschaftlichen Mittelpunkt. Das erfolgreiche Kloster
konnte es sich leisten, sich nur den besten, talentiertesten oder zahlungskräftigsten
Nachwuchs auszusuchen.
    Bis jenseits
von Nürnberg, sogar aus Regensburg, brachten die Väter ihre Söhne zur Erziehung
nach Urbrach, immer mit der Gewissheit, dass es dem Jungen dort viel besser ergehen
würde als dem Rest der Familie; zudem gab es dann einen Esser weniger im Haus.
    In der
Tat war es so: Wer bereit war, sich dem unerbittlich exakten Tagesablauf des Klosters
zu unterwerfen, das fromme und arbeitsame Leben eines Mönches zu führen und die
Klosterdisziplin niemals infrage zu stellen, der durfte sich wenigstens einer Sache
sicher sein: Nie mehr Hunger oder Durst zu leiden!
    Wenngleich
Niklas’ Eltern niemals über das Mönchsleben Worte verloren hatten, so wussten sie
doch darüber Bescheid.
    Insgeheim
wünschten sie beide sogar, dass einer ihrer Jungen das Glück hätte, ins Kloster
zu gehen. Da Niklas’ Schicksal als Ältester bereits vorherbestimmt war, galten diese
Hoffnungen Matthias. Einfache Leute, die sie waren, hatten sie keine Hoffnung darauf.
Gelegentlich ein Brot für die ganz Armen war bestimmt nicht genug, um eine solche
Belohnung zu erhalten.
    Und zu
mehr reichte es einfach nicht, das wussten beide, also sprachen sie nicht darüber.
Niklas hatte sich einige Tage lang überlegt, wie er es am klügsten angehen sollte,
kam jedoch auf keine Lösung. Da half ihm der Zufall: Der Abt von Urbrach war vor
Kurzem verstorben.
    Dies allein
sprach sich jedoch nicht herum bis zu dem zwei Tagereisen vom Kloster entfernten
Hahnfurt. Erst als der neue Abt Kilian beschloss, zur Feier seiner Ernennung die
Bruderschaft des Klosters Urbrach um 50 Novizen zu vergrößern und dies überall im
Umkreis bekannt machte, wurde es auch in Hahnfurt zum Gesprächsthema. Niklas schnappte
es auf der Straße auf, und abends sagte sogar der sonst so schweigsame Vater etwas
zum Thema.
    »Wir sollten
doch einmal versuchen, einen von unseren Buben nach Urbrach zu bringen.«
    Die daraufhin
leuchtenden Augen von Niklas übersah er und fuhr fort:
    »Ich denke,
dass der Matthias einen tüchtigen Mönch abgeben würde. Er kennt sich schon
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