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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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im All“ geworden. Er trat im Fernsehen auf. Er schrieb Bücher. Er hielt häufig öffentliche Vorträge, zumeist in Hochschulen, wo das Publikum jung, intelligent und beeindruckbar war. Er war mit dem Präsidenten zusammengetroffen und hatte vor verschiedenen Kongreßausschüssen ausgesagt. Seine Botschaft war immer dieselbe: Es gab Leben dort draußen. Es war die natürliche Pflicht der Menschheit, dieses Leben zu finden und kennenzulernen. Der Mars war ein perfekter Ausgangspunkt dafür, aber danach würden unausweichlich Jupiter, Saturn und die Sterne selbst folgen. Er hatte gut gesprochen. Er hatte intelligent agitiert. Das Endergebnis war diese Expedition gewesen. Das Endergebnis dieser Expedition jedoch, das war seine glühende Überzeugung, mußte der Erfolg sein. Ein Fehlschlag würde alles zerstören, und er wußte, daß er zu fast allem bereit war, um den Erfolg sicherzustellen. Die Zukunft der Menschheit hing in der Schwebe. Was jetzt auf dem Mars geschah, war entscheidend für das, was später, wenn überhaupt, auf den anderen Planeten und Sternen geschehen würde.
    Kastor, McIntyre und Morgan waren tot. Er vermißte keinen von ihnen. Eine hatte er gemocht. Alle drei betrauerte er gleichermaßen. Es war besser so – besser allein. Keiner von ihnen – nicht einmal Morgan – hatte die ganze Wahrheit auch nur geahnt. Aber er kannte sie. Er kannte sie ganz.
    Und deshalb war es jetzt an ihm, den wartenden Augen und Ohren der Welt diese Wahrheit zu enthüllen.
    Smith übermittelte die Daten über den Lebensquell zur Erde und kam knapp einen Tag später mit der Antwort. „Die Einsatzleitung läßt Ihnen sagen, diese Idee von einem Quell des marsianischen Lebens sei Unsinn.“
    Reynolds beherrschte sich. Der Sturm draußen stöhnte wütend. „Aber sie können doch meine Untersuchungsbefunde nicht bestreiten.“
    „Sie sagen, das sei wahrscheinlich ein Zufall.“
    „Aber das ist absurd. Ein Zufall kann nicht …“
    Sogar über das Radio konnte man hören, daß Smiths Stimme schriller wurde. „Ich erzähle Ihnen nur das, was sie gesagt haben, Brad.“
    Reynolds blieb ruhig. Es war wieder das gleiche: menschliche Unzulänglichkeit stellte sich der Wahrheit des Universums entgegen. Aber er hatte sie schon öfter geschlagen. „Was wollen sie denn dann von mir?“
    „Sie meinen, Sie sollten zurückkommen. Drei Todesfälle bei vier Leuten ist ein furchtbarer Preis. Ich kann die Fresno nicht allein zur Erde zurückfliegen. Sie sollen am besten sofort zum Modul zurückfahren.“
    „Das würde ich gern tun“, sagte Reynolds, „aber wir sind hierhergekommen, um das Leben zu studieren. Daran können auch drei Todesfälle nichts ändern, Paul.“
    „Es war ein Befehl, Reynolds.“
    Reynolds beschloß, seinen Verdacht nicht länger zu verbergen. „Von wem?“
    „Was?“ fragte Smith.
    „Ich frage mich, ob Sie es ihnen überhaupt erzählt haben. Das mit dem Ursprungsort. Haben Sie es nicht vielleicht verschwiegen, um mich auf diese Weise zurückzuholen?“
    „Das wäre aber doch ziemlich dumm, oder nicht?“
    „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Nur … belügen Sie mich nicht, Paul.“
    „Um Gottes willen, glauben Sie mir doch, ich lüge nicht. Houston hat den Befehl gegeben.“
    „Dann werde ich leider den Gehorsam verweigern müssen.“
    „Reynolds, das können Sie nicht.“
    „Paul, ich werde es tun.“
     
    Und er tat es. Reynolds machte weiter. Bei jeder vierten Umkreisung sprach er mit Smith. Er fand, daß er die Isolation leicht ertragen konnte.
    Smith sagte ihm: „Brad, was Sie da machen, ist Wahnsinn. Die andern sind tot. Wollen Sie auch sterben?“
    Dies war eine Frage, über die nachzudenken er sich nie gestattet hatte. „Ich werde nicht sterben.“
    „Aber es ist doch sinnlos. Wir wissen, daß es dort unten Leben gibt. Was wollen Sie noch?“
    „Wir wissen nicht, warum.“
    „Wen kümmert das denn?“ schrie Smith.
    „Mich, glaube ich“, antwortete Reynolds leise.
     

 
6
     
    Das Ende der winzigen Sonde ragte aus dem Sand, und ihr mattes Schimmern fing seinen Blick und verbrannte seine Seele.
    Reynolds mußte nicht erst eine Probe nehmen, um Bescheid zu wissen. Wie ein grabendes Tier legte er die Sonde mit den Händen frei. Sie sah aus wie ein verrücktes Rad auf einer Stange. Überall Speichen, Streben und Nieten. Die Inschrift auf einem der Flügel war zwar durch die Erosion von Wind und Sand verwischt und verwittert, aber sie war noch lesbar. Sie enthielt sogar ein
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