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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
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eine Hand auf den Arm. Sie wusste nicht, ob sie ihn freisprechen oder nur trösten wollte. Aber sie kam weder zu dem einen noch zu dem anderen, weil in diesem Moment die Streifenwagen die Auffahrt heraufkamen und Roan sich umdrehte. Grelles Scheinwerferlicht brach sich zwischen den Bäumen Bahn. Das rotierende Blaulicht eines schwarz-weißen Streifenwagen erhellte Roans grimmiges Gesicht und fing die Trostlosigkeit in seinen Augen ein. Tory tat es im Herzen weh, aber es gab absolut nichts, was sie dagegen hätte tun können. Es wurde Zeit, unter den Bäumen hervorzutreten, damit man sie sehen konnte.
    Die nächsten paar Stunden vergingen wie im Flug. Harrell wurde vom Strand heraufgeholt und weggebracht. Paul Vandergraff, der vergebens in seinem Arbeitszimmer Zuflucht gesucht hatte, protestierte lautstark und verlangte wütend nach seinem Anwalt, aber schließlich wurde er doch aus dem Haus geführt und in den Streifenwagen verfrachtet. Die Haushälterin Maria war befragt worden, aber sie hatte nichts gehört oder gesehen, weil sie sich im Fernsehen einen Actionfilm angesehen hatte. Tory wurde erlaubt, kurz zu duschen und ihre salzverkrusteten Kleider zu wechseln, dann wurde sie ins Polizeirevier gefahren, wo man ihre Aussage zu Protokoll nahm.
    Sie schilderte die Ereignisse der vergangenen Wochen in allen Einzelheiten, was eine Ewigkeit zu dauern schien. Roan war ebenfalls anwesend und sorgte sowohl durch seine umfassenden Verfahrenskenntnisse wie seinen starken rechten Arm dafür, dass man sie mit dem gebührenden Respekt behandelte. Ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen schirmte er sie nicht nur ab, sondern führte sie zudem geschickt über manche Klippe. Schon gleich zu Anfang ließ er sich von ihr die Namen ihrer Rechtsbeistände geben und ging weg, um sie zu informieren. Wenig später trafen drei Anwälte ein, und aus dem Bestreben, ihre Interessen zu schützen, entwickelte sich zwischen Torys Rechtsbeiständen und Roan ein angenehmes Zusammenspiel.
    Endlich war es vorbei. Roan fuhr sie zu der Villa am Strand zurück. Auf dem Parkplatz angelangt, schaltete er den Motor aus, aber Tory machte keine Anstalten auszusteigen. Sie war plötzlich so müde, zu müde, um etwas anderes zu tun, als auf den Strand und die endlos heranrollenden Wellen zu starren, die im Mondlicht glitzerten. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie Harrell sie zwang, näher ans Wasser heranzugehen, sie sah seinen kalt berechnenden Gesichtsausdruck genau vor sich.
    „Hör auf damit", sagte Roan heiser, während er sich in seinem Sitz zu ihr umdrehte. „Denk nicht mehr daran."
    Sie schloss die Augen und holte tief Luft, dann atmete sie aufseufzend aus. Während sie den Kopf gegen die Nackenstütze lehnte, sagte sie: „Ja. Ja, ich höre auf."
    „Es ist vorbei. Jetzt kannst du dich ausruhen."
    „Man kann es nur schwer begreifen, dass jemand einen wirklich töten will." Tory öffnete die Augen und schaute ihn an. „Es muss dir auch schon passiert sein. Wie geht man damit um? Wie kommt man darüber hinweg?"
    „Man versucht, nicht mehr daran zu denken und sein Leben weiterzuleben. Du schiebst es in eine Ecke irgendwo ganz weit hinten in deinem Kopf und machst die Tür zu. Und dann wachst du eines Morgens auf und fühlst dich wieder gut. Oder du denkst immer seltener daran, bis du eines Nachts daliegst und merkst, dass du schon seit Monaten nicht mehr daran gedacht hast, geschweige denn, dass es dich bis in deine Träume verfolgt hätte. Das ist ganz natürlich. Nichts dauert ewig, kein Zweifel und kein Schmerz, keine Angst und keine Trauer. Irgendwann kommt man über alles hinweg."
    „Und bis dahin?"
    „Macht man weiter, so gut man kann."
    Sie schaute von ihm weg, hinaus aufs Wasser. „Ich weiß nicht, was ich tun werde. Es gibt so viel, um das man sich kümmern muss, so viele Geschäftsentscheidungen, die wegen Pauls Ausscheiden getroffen werden müssen. Ich befürchte, dass noch andere Unregelmäßigkeiten ans Licht kommen, in die Paul verwi- ekelt war. Alte Konkurrenten und vielleicht sogar Freunde könnten versuchen, aus der Krise der Firma einen Nutzen zu ziehen."
    „Du wirst es schaffen", sagte Roan, ohne zu zögern.
    „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich es machen will."
    „Außer dir gibt es niemanden, der es machen könnte. Davon abgesehen, ist es ja offensichtlich alles aus dem Besitz deiner Mutter aufgebaut worden. Das heißt, es gehört dir. Niemand sonst hat das Recht zu sagen, was damit passiert."
    Das war
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