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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
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Partner. Man sah ihn als das, was er war. Unehelich. Außerhalb der Ehe geboren, Sohn eines Marquess und einer einfachen Schauspielerin. Ein gebildeter und betuchter Bastard, ja, aber dennoch ein Bastard.
    Er ging weiter, sein Herz verhärtete sich, in seinem Kopf kreiste nur ein Gedanke, der einzige Gedanke, der verhinderte, dass er sich seinen Schmerzen überließ und noch einmal kopfüber in die Gosse fiel.
    Er würde tun, was die Göre ihm geraten hatte. Er würde fortgehen. Weit fort.
    Doch er würde zurückkommen.
    Eines Tages.
    Und, bei Gott, dann sollte es noch einmal jemand wagen, über ihn zu lachen!

1. KAPITEL
    L ady Chelsea Mills-Beckham, stets ein Ausbund an Anmut und Charme, schleuderte ihrem Bruder Thomas, seines Zeichens seit zwei Jahren der siebzehnte Earl of Brean, den dicken Predigtband mit marmoriertem Einband an den Kopf.
    Sie hatte jämmerlich gezielt, und das Buch verfehlte ihn um einiges, was nicht dazu beitrug, ihre Laune zu heben.
    Seine Lordschaft beugte sich hinab, hob das Buch auf, prüfte den Rücken auf etwaige Schäden, klappte es zu und legte es auf seinen Schreibtisch. Er war ein Mann Anfang vierzig, zu wohlgenährt und mit rosigem, nahezu glänzendem Teint. Er hielt sich für gut aussehend und geistreich, doch weder das eine noch das andere traf zu. In Chelseas Augen glich er eher einem kostspielig gekleideten Schwein.
    „Gottes Wort, Chelsea, höchstpersönlich überbracht von dem frommen Reverend Francis Flotley. ‚Die Rolle der Frau verlangt ihren Gehorsam, und ihre größte Gabe ist ihre Einsicht in die überlegene Klugheit des Mannes. Sie mit ihrem unterlegenen Verstand soll sich sanft führen lassen wie das Schaf auf der Weide, sonst kommt sie vom Wege ab und wird als moralisch verkommen gestempelt, als Dirne in Herz und Seele, die nichts anderes als den Stock verdient hat.‘“
    Die Geschwister hielten sich an diesem schönen Morgen im Spätapril seit kaum einer Viertelstunde im Herrenzimmer von Portland Place auf, und doch zitierte Chelseas Bruder bereits zum vierten Mal aus dem Predigtbuch. Was eindeutig ein Mal zu viel war, da es prompt die schon erwähnte Tat ihrer Ladyschaft nach sich zog, die ihm das Buch aus den Händen riss und in seine Richtung schleuderte.
    „ Hütet uns arme, dumme, hirnlose Frauen, führt uns sanft an der Hand, solange wir gehorchen, und schlagt uns mit dem Stock, wenn wir uns weigern, uns wie Schafe zu benehmen. Mehr heißt das nicht. Welch ein erbärmliches Gewäsch“, konterte Chelsea, trotz ihrer Empörung bemüht, normal zu atmen. „Du bist ein Papagei, Thomas. Sprichst Worte nach, die du auswendig gelernt, aber nie zu begreifen versucht hast. Und ist dir je aufgefallen, Bruderherz, dass derartiger Unsinn stets von Männern geschrieben wurde? Steht mir das als Nächstes bevor? Dass du mich schlägst ? Wenn ich mich recht erinnere, hast du die Peitsche einmal sehr sachkundig eingesetzt und scheutest auch nicht davor zurück, sie einen Wehrlosen spüren zu lassen.“
    Der Earl sprang auf die Füße und hob die flache Hand, als wollte er seine Schwester ohrfeigen, ließ sich aber genauso schnell wieder in den Sessel sinken und setzte ein grässliches Lächeln brüderlicher Nachsicht auf.
    „Ganz gewiss nicht, Chelsea. Aber du hast gerade den Beweis für die Worte des Reverend geliefert“, sagte er und faltete die Hände wie zum Gebet. „Frauen haben nicht so viel Verstand wie Männer und verfügen auch nicht über die hirngesteuerte Beherrschung, um sich gegen ungezogene, widerwärtige Ausbrüche wehren zu können. Aber ich will dir verzeihen, denn wie der Reverend sagt, bedeutet es, dass er dann Gottes Botschaft so überliefert hat, wie es ihm aufgetragen wurde.“
    „Gott spricht mit dem Mann? Na, dann sollte ich vielleicht mal versuchen, selbst mit Gott zu plaudern, und wenn Er dann das nächste Mal mit dem Reverend spricht, kann Er ihm nahelegen, nicht immer meine Brust zu streicheln, wenn er vorgibt, mich zu segnen. Das dient vielleicht nicht unbedingt der Förderung meines mangelhaften Verstands, mag den Reverend aber immerhin vor einem Tritt gegen das Schienbein bewahren.“
    Der Earl seufzte. „Gemeine Beschuldigungen bringen dich nicht weiter, Chelsea, und zeigen nur deine Bereitschaft, den Charakter des Reverend durch haltlose Vorwürfe zu schmähen, nur um … um deinen Willen durchzusetzen.“
    „Hast wohl die restlichen Worte vergessen, wie? Wirklich, Thomas, du bist ein Papagei . Deine Frömmigkeit beruht auf
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