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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers
Autoren: Alan Dean Foster
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Richtung Decke empor. Ein Blitzstrahl zuckte aus seinen Fingern hervor und zerschmetterte den Mast, von dem ein Banner über den Tisch herabhing. Holzsplitter und Stoffetzen regneten auf das Quorum herab. Markus grinste, als die Ratsmitglieder sich befreiten und sich dabei anstrengten, ihre Würde zu wahren.
    »Etwas noch Beeindruckenderes vielleicht?« fragte er.
    »Nein, nein, das genügt schon«, grummelte Trendavi, der sich durch das herabgestürzte Banner zu wühlen versuchte.
    »Du kannst ernähren und du kannst vernichten«, fauchte Oplode, »aber kannst du auch erschaffen?«
    Wieder hob der Salamander die Hände im Einklang mit den Lippen.
    »Juwelen der Erde rar und reich – kostbar Gestein, so zeige dich gleich: Steige hervor, uns zu beglücken, uns zu verführen, uns zu verzücken.«
    Nun bildeten sich Kristalle auf der Tischmitte: blaue und gelbe, rosenrote und lavendelfarbene. Sie schienen förmlich aus dem Holz hervorzuwachsen und im Wachsen das Licht einzufangen, um den verzauberten Ratsmitgliedern entzückende Farben zuzuwerfen. Als Oplode die Beschwörung abgeschlossen hatte, war der gesamte Tisch mit Kristallen überkrustet. Die an den Wänden stehenden Diener zollten dem Hexer einen donnernden Applaus.
    Doch Markus der Unvermeidliche lächelte nur immer breiter, als er die Finger gegeneinander bewegte. Der Applaus für Oplode ging in ein eingeschüchtertes Flüstern über.
    Da wuchsen Blumen aus dem nackten Gestein der Mauern und der Decke: exotische, fremdartige Blüten, die die betörendsten Düfte verströmten. Ein Meer von Farben und Gerüchen erfüllte die Quorumskammer fast bis zum Bersten.
    Nun wurde deutlich, daß sich die Einstellung mehrerer Quorumsmitglieder zu Markus' Gunsten verschob.
    »Seid ihr jetzt zufrieden?« fragte Markus sie. »Dann sagt mir, wer von uns der mächtigere Magier ist.«
    »Ein Magier ist ein Trickkünstler, kein Hexer«, wandte Oplode ein.
    Achselzuckend meinte Markus: »Ich ziehe die Bezeichnung Magier vor. Die gefällt mir. Ich habe mich schon immer Magier genannt. Und was meine angeblichen ›Tricks‹ angeht, so sind sie doch wohl ebenso wirkungsvoll wie deine Hexerei, nicht wahr? Hast du genug?«
    »Da ist noch eine Sache«, erwiderte Oplode schleppend. »Du hast uns gezeigt, was du für andere tun kannst, aber kannst du auch etwas für dich selbst tun?« Mit diesen Worten richtete er einen schwarzroten Arm auf Markus' Gesicht und sprach eine derartig mächtige Beschwörung aus, daß ihre Worte hier nicht wiederholt werden dürfen. Eine leichte, aber gleichmäßige Brise begann zu wehen, den Pelz und das Fell der Zuschauer zausend, und die Leuchtkugeln wurden matt. Keiner in der Kammer wagte es zu atmen, aus Furcht, daß ein Bruchteil dieser Energie sich auf ihn richten könnte, um ihn auf der Stelle in Staub zu verwandeln.
    Während sie das Geschehen reglos beobachteten, begann Markus der Unvermeidliche sich vom Boden zu erheben. Er legte die Hände auf die Hüften und begutachtete nachdenklich seine Levitation, dann nickte er Oplode anerkennend zu.
    »He! Gar nicht schlecht. Wirklich, nicht schlecht!« Er hob die Hand und murmelte fast desinteressiert einige Worte.
    Oplode der Schlaue, Oplode der Gerissene, Oplode der magische und geheimwissenschaftliche Hauptberater des Quorum von Quasequa, verschwand.
    Schreie und Rufe unter den Dienern, leise Panik unter den leichter zu beeindruckenden Mitgliedern des Quorums, als Markus sanft wieder auf dem Boden aufsetzte.
    »Was hast du mit ihm gemacht?« Domurmus Kiefer waren angespannt, doch er war klug genug zu erkennen, daß er übertrumpft worden war. Er konnte nicht viel mehr tun als zu fragen: »Wo ist er?«
    »Wo er ist? Hm, laßt mich mal nachdenken.« Markus rieb sich das Kinn. »Wo könnte er sein? Vielleicht - dort drüben!« Er zeigte mit einer scharfen Geste auf eine weit von ihm entfernte Tür. Die dort auf ihrem Posten stehenden Diener stoben auseinander und ließen dabei ein Tablett mit Obst fallen.
    Markus drehte sich um und inspizierte die Kammer.
    »Er könnte aber auch - dort drunter sein!« Einige der Ratsmitglieder spähten unwillkürlich unter den Tisch, um sich hastig wieder aufzurichten, als sie merkten, wie mühelos der Neuankömmling sie manipuliert hatte.
    »Aber wahrscheinlich ist er in Wirklichkeit genau - hier!« Markus der Unvermeidliche nahm seinen schwarzen Hut ab, drehte ihn um und klopfte einmal, zweimal und ein drittes Mal dagegen. Plötzlich purzelte ein verstörter und völlig
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