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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers
Autoren: Alan Dean Foster
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Manipulator des Unbekannten. Aber ich fürchte nicht seine Fähigkeiten, sondern seine Absichten. Die begreife ich noch weniger als seine Magie.«
    Er schritt zu dem Feuer hinüber. Flute begab sich an den Tisch und überprüfte das Gedeck fürs Abendessen. Dann ging er zum Herd hinüber, wo ein großer Topf mit Köcherfliegeneintopf dampfte. Vorsichtig rührte er ihn um. Man mußte sehr behutsam mit diesem Gericht umgehen, sonst wurden die darin befindlichen Nester weich und strohig und verloren ihre zarte Knusprigkeit, wie sie von Feinschmeckern so sehr geschätzt wurde.
    »Auch gefällt mir die Einstellung jener Quorumsmitglieder nicht, die ihn von Anfang an unterstützt haben«, fuhr Oplode fort, während er ins Feuer starrte. »Kindore und Vazvek. Diese beiden Opportunisten hätten sich mit jedem verbündet, von dem sie sich einen persönlichen Gewinn versprachen. Und Asmoudelle und einige der anderen haben ungefähr soviel Rückgrat wie ein Wurm. Bei einer solchen Unterstützung gibt es nichts, was diesen Markus noch aufhalten könnte.«
    »Wobei aufhalten, Meister?«
    »Dabei, das zu tun, was er tun will. Er ist Hauptberater des Quorums. Eine geachtete Stellung und auch eine, mit der sich die meisten zufriedengeben würden. Aber das wird er wohl kaum, vermute ich. Wenigstens das habe ich in seinem Augenausdruck lesen können. Das ist keine Hexerei, das sind dreißig Jahre Erfahrung, Flute. Nein, er will mehr haben, fürchte ich, sehr viel mehr.«
    »Hegt er böse Absichten, Meister?«
    »Flute, ich bin alt genug und habe auch oft genug mit Mächtigen zu tun gehabt, um Machthunger zu erkennen, wenn er sich im Gesicht eines anderen zeigt. Ich habe ihn auf dem Gesicht von Markus dem Unvermeidlichen erkannt, als ich die Quorumskammer verließ. Vor den anderen mag er ihn verbergen, doch nicht vor mir.
    Wußtest du eigentlich, Flute, daß das wirklich Schöne am Leben in Quasequa die Tatsache ist, daß wir nie einen Einzelherrscher hatten? Keine Könige, keinen Präsidenten, keinen Kaiser. Nur das Quorum, das wie eine Art gezügelter Anarchie funktioniert. So gefällt es uns Quasequianern.
    Dieser Markus wird das anders sehen. Er wird Schwäche sehen, worin wir Stärke erblicken. Und es hat auch seine Schwachpunkte, unser System, vor allem dann, wenn einige nur zu bereit sind, vor dem ersten Möchtegerndiktator zu Kreuze zu kriechen, der zu uns kommt und sich erklärt.«
    »Dann meinst du, daß er sich zum absoluten Herrscher ausrufen will?«
    »Ich wünschte, ich wäre mir wirklich sicher, aber das bin ich nicht.« Oplode reinigte sich zerstreut das linke Auge mit der Zunge. »Jedenfalls bin ich nicht mehr in der Lage, ihn aufzuhalten.«
    »Ist seine Magie denn wirklich soviel stärker als deine, Meister?«
    »Heute war sie es. Zu einer anderen Zeit...« Er zuckte mit den schleimigen Schultern. »... wer weiß? Aber seine Macht läßt sich nicht leugnen. Wenn ich nur die Quelle kennen würde, aus der er sie bezieht...« Er brach ab und schritt zum Tisch hinüber, die Gesichtszüge von der Enttäuschung scharf gezeichnet.
    Flute griff nach dem Topf. »Abendessen, Meister?«
    »Nein, noch nicht.« Oplode winkte ab. Sein Verstand lief auf Hochtouren. »Wenn ich mir nur seiner Absichten sicher wäre! Seiner Motive - aber bei Menschen ist ja nichts offensichtlich, ist nichts wirklich gewiß.«
    »Was, wenn er wirklich mächtiger sein sollte als du, Meister?« Er brachte die Frage keineswegs respektlos vor.
    »Dann brauchen wir die Unterstützung von jemandem, der nicht nur mit starker Magie umgehen kann, sondern auch mit fremdartiger.«
    »Gibt es denn jemanden, der mehr Talent besitzt als du, Meister?«
    Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Oplode schwach. »Du hast noch nicht sehr viel von der Welt gesehen, mein junger Schüler. Sie ist unvorstellbar groß und reich an Wundern und Überraschungen. Ja, es gibt Hexer, die mächtiger sind als ich. Ich denke dabei vor allem an einen ganz bestimmten. An einen, der weiser ist als alle anderen, der mehr weiß, als man auch nur zu träumen wagt, der noch stärker ist, wie ich glaube, als dieser Markus der Unvermeidliche... Das hoffe ich jedenfalls. Einer, der tapfer ist, mutig und kühn, ein Vorbild für alle anderen Hexer. Er ist es, dessen Hilfe wir uns versichern müssen: Clodsahamp vom Baum.«
    Flute furchte die Stirn und wandte sich ab, damit Oplode nicht die Skepsis auf seinem Gesicht erkennen konnte. »Von dem habe ich gehört, Meister. Es heißt in der Tat, daß er
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