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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers
Autoren: Alan Dean Foster
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strengte sich mit aller Macht an. Sie hob sich, langsam zwar, aber sie hob sich. Er bewegte sie, weil er es mußte. Diesmal versuchte er gar nicht erst, die Duar zu berühren. Das hätte keinen Zweck gehabt. Diesen Gegner konnte er mit keinem Banngesang bezwingen.
    Mit schwachen, zittrigen Fingern zeigte er durch die Wolke.
    »Er hat dich gerufen.«
    »Nein«, ertönte eine bebende Stimme weit hinten aus dem Zimmer. Markus hockte zusammengekauert auf seinem Thron, versuchte, sich zu verstecken. »Nein, das war nicht ich! Ich hab dich nicht gerufen!«
    Die Augen wandten ihren erbarmungslos friedvollen Blick nicht von Jon-Tom ab. Vielleicht erschien ein weiteres Augenpaar an anderer Stelle im Nebel. Eine Pause, eine kurze Ewigkeit, in der der Raum im Nichts zu hängen schien.
    Dann flüsterte der Tod: »Markle Kratzmeier, achtundvierzig Jahre alt, aus Perth Amboy, New Jersey. Du bist in einen Dynamo gestürzt. Du bist sofort an einem Stromschock gestorben. Du bist tot.«
    »Nein!« Markus zitterte am ganzen Leib, als er mit seinem Stab hektisch und unkontrolliert auf die Wolke zeigte und ihn schwenkte. Er war hysterisch geworden, die Augen weit aufgerissen, als der Dampf auf ihn zukroch, um ihn zu umhüllen. »Nein, ich bin nicht gestorben! Ich bin hierhergekommen. Ich bin hier!«
    »Du bist gestorben«, beharrte der Tod sanft. »Ich bin gekommen, um dich zu holen, aber du warst fort. Ich konnte dich nicht finden. Ich mag es nicht, betrogen zu werden.«
    Dann war da noch ein weiteres Geräusch im Raum, eines, das Jon-Tom noch viel stärker einen Eisschauer durch den Leib jagte, als es die Berührung dieses alles vernichtenden Nebels getan hatte: das Geräusch des lachenden Todes.
    »Und nun hast du mich wieder zurückgerufen. Und da behaupten die Lebenden, daß das Leben voller Ironie sei!«
    »NEIN!« Markus schrie es heraus. Dann begann er zu wimmern. »Ich hab dich nicht gerufen, hab ich nicht. Geh weeeeeeg!« Matt zuckte der Stab durch die Luft. »Ich schicke dich dorthin zurück, wo du hergekommen bist. Ich befehle es dir!«
    Die Wolke zog sich von dem zitternden Jon-Tom zurück, schleppte sich über den Boden auf den Thron zu. Als sie fort war, merkte er, daß er sich wieder bewegen konnte. Er wollte zur Tür laufen, blieb aber nachdenklich wieder stehen. Wenn der Tod ihn holen wollte, würde er sich von keiner Tür davon abhalten lassen. Irgendwie glaubte er nicht, daß dies geschehen würde. Er war nur beinahe zum Opfer einer tödlichen Verwechslung geworden.
    Er drehte sich um. Der Nebel hatte Markus völlig umhüllt. Er konnte den unglückseligen Magier noch immer hören. Die Gestalten im Inneren der Wolke streckten die Hände aus, um ihn willkommen zu heißen. Die Fackeln erloschen, und plötzlich war nur noch das grüne Licht da, mit dessen Hilfe man noch etwas erkennen konnte.
    Es gab weder dramatische Schreie noch Rufe. Das Wimmern auf dem Thron verstummte einfach plötzlich. Dann wich die Wolke zurück, von dem Zylinder eingesogen, aus dem sie hervorgekommen war. Ein harmlos aussehender schwarzer Zylinder, für den der verblichene Markus der Unvermeidliche wahrscheinlich nicht mehr als zehn Dollar in irgendeinem billigen Laden für Magierzubehör in New Jersey bezahlt hatte.
    Dann war sie fort. Zögernd wehte frische Luft ins Zimmer. Alles, was von Markus dem Unvermeidlichen, dem Allmächtigen, dem Herrscher von Quasequa und dem Seengebiet, übriggeblieben war, war ein Stück schwarzes Plastik mit weißen Enden, dreißig Zentimeter lang.
    Immer noch zitternd, schritt Jon-Tom zu dem Thron hinüber und hob den Zauberstab auf. Er schlug damit gegen das Holz. Ein leises, klickendes Geräusch. Auf einer Seite die Inschrift »Made in Hongkong«. Mit spitzen Fingern trug er ihn die Stufen hinab und ließ ihn in den Zylinder fallen. Er verschwand.
    Dann machte er einen tiefen Atemzug und tat das Schwerste, das er je im Leben vollbracht hatte: Er nahm den Hut auf. Vorsichtig hielt er ihn in der Rechten, als er zum nahen Fenster schritt und ihn so weit hinausschleuderte, wie er nur konnte. Er segelte hinaus in die Nacht, und er sah zu, wie er fiel. Als er auf das Wasser traf, war er zu leicht, um ein hörbares Platschen zu erzeugen. Entweder würde er untergehen, oder die Strömung würde ihn in den Fluß treiben, der dem See der Tränenreichen Perlen entsprang, und der würde ihn hinaus aufs Glittergeistmeer bringen, wo er in Tausenden von Klaftern sonnenlosem, gespensterlosem Wasser versinken würde.
    Er merkte,
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