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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers
Autoren: Alan Dean Foster
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kannst was. Vielleicht sollten wir doch 'n Abkommen schließen.« Er schritt auf den jüngeren Mann zu. »Hier, 'n Friedensangebot, okay? Ist besser, wir denken uns zusammen was aus, als uns gegenseitig umzunieten.«
    Jon-Tom musterte ihn argwöhnisch, doch diesmal brachte Markus' Hand keine mordenden Huris hervor, keine dämonischen Attentäter. Nur einen ganz schlichten Blumenstrauß.
    »Es wäre wohl passender, wenn du 'ne Schnalle wärst«, meinte Markus, »aber was Besseres fällt mir nicht ein. Laßt Blumen sprechen, so heißt es doch, nicht?« Er wedelte mit dem Strauß nach seinem früheren Gegner.
    Jon-Tom grinste und merkte, wie er zustimmend nickte. Das Problem war allerdings, daß er gar nicht nicken wollte. Dennoch tat er es. Vielleicht lag es daran, daß die Blumen so schön waren, so frisch und entspannend. Entspannend. Er hatte sich schon sehr, sehr lange nicht mehr entspannen können. Die Blumen sagten ihm, daß es in Ordnung sei, sich zu entspannen, es leicht zu nehmen. Aus dem Strauß trat ein wunderbar beruhigender, klebriger Duftschwall hervor.
    »Das war's, Junge. Es ist alles vorbei. Es gibt nichts mehr, um das wir kämpfen müssen. Herrje, worum sollten wir denn auch kämpfen? Hier gibt es doch soviel, das wir miteinander teilen können, teiiiiiiiiilen...«
    Irgendwie wich Jon-Tom vor diesem einschläfernden Gehabe zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand stand und nicht weiter konnte. Wollte er zurückweichen? Der winzige Teil in ihm, der noch nicht völlig von dem Duft des Straußes benebelt war, geriet in Panik. Sing irgendwas! Sing irgendwas, was dir gerade einfällt, solange es etwas mit Blumen zu tun hat!
    Van Haien sang nie von Blumen. Die Men Without Hats oder Motley Crue oder Gowanna auch nicht. Blüten und Gänseblümchen waren nicht gerade das Zeug, aus dem man Heavy-Metal-Hymnen machte.
    Andererseits war auch nicht jede gute neue Gruppe ganz so heavy. Es gab sogar eine...
    Er begann zu singen, erstaunt, wie gut die Musik doch paßte. Es wäre also besser, wenn er 'ne Schnalle wäre, was? Irgendwie paßte selbst das noch.
    Diesmal sang er nicht für Markus, sondern er sang den Strauß an. »Karma, karma, karma cameliaaaa, you come and go, you come and go, ohohoh.«
    Es fiel ihm nicht leicht, Boy Georges glatten, leicht öligen Sound zu imitieren, aber er schaffte es, und die Duar spuckte alles aus, von der Begleitgitarre bis zu den Harmonikasoli. Als Markus seine hypnotische Handvoll Blumen wie im Schock anstarrte, lösten sie sich im Rhythmus zum Text auf. Ihre Blätter wirbelten wie winzig kleine Hubschrauberflügel, hoben sich von seinen Fingern und flogen in ordentlicher Formation eine Runde um Jon-Toms Kopf, bis sie schließlich durch das nahe Hochfenster davonsausten.
    Und ließen in Markus' Hand nur eine Papiertüte zurück, in der sich ein zwanzig Zentimeter langes Stilett verbarg.
    Markus wich taumelnd von dem Bannsänger zurück, seinem Thron entgegen. Der Zylinder auf seinem Kopf war verrutscht, und an seinem billigen weißen Hemd waren mehrere Knöpfe abgeplatzt. Jetzt sah er weniger nach Markus dem Unvermeidlichen als nach einem billigen Penner aus.
    »Sie sind fertig, Markus«, sagte Jon-Tom. »Geben Sie auf, solange Sie noch können, bevor ich erst richtig anfange mit meiner Musik. Es ist vorbei, erledigt.«
    Markus riß sich zusammen. Die Nähe des Throns und der Macht, die er darstellte, schien ihm neue Kraft zu geben.
    »Meinst du wirklich, Junge? Meinst du wirklich, ich hätte genug? Mein Gott, bisher habe ich doch bloß 'n Spielchen mit dir gemacht. Kinderkram. Ich dachte, das würde reichen, aber da habe ich mich geirrt. Klar ist alles vorbei, aber nicht für mich, sondern für dich.«
    Sein Gesicht war ein einziger Ausdruck wilder, konzentrierter Wut. Alles, was er sich hier aufgebaut hatte, alles was er aus einer Welt herausgepreßt hatte, in die er gegen seinen Willen gerissen worden war, schien ihm nun aus den Händen zu gleiten. Wie an einen Strohhalm klammerte er sich an seine geistige Gesundheit. Nein, er war noch nicht erledigt. Er war Markus der Unvermeidliche, der Allmächtige Kaiser, und kein abgemagerter Punkrocker würde ihm das streitig machen!
    Er nahm den Zylinder ab, hielt ihn in der Rechten und fuhr flüsternd mit dem Stab über die Öffnung. Dann klopfte er mehrmals gegen die Hutkante. Zuerst geschah nichts, und Jon- Tom merkte, wie er schon darauf hoffte, daß der Magier endlich die Grenze seiner Fähigkeiten erreicht haben mochte.
    Da
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