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Der aufziehende Sturm

Der aufziehende Sturm

Titel: Der aufziehende Sturm
Autoren: Robert Jordan
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müssen. Wer würde das übernehmen, wenn Thulins Schmiedeofen erlosch?
    Renald stopfte eine Prise Tabak in die Pfeife, als Thulin den Wagen neben seinem Zaun anhielt. Er wollte ihn begrüßen, aber Thulin sprach zuerst.
    »Meinen besten Amboss habe ich in Gallanhas altem Erdbeerfeld vergraben, Renald«, sagte der große Schmied. »Du weißt doch noch, wo das ist, oder? Ich habe meine besten Werkzeuge dazugelegt. Sie sind gut eingefettet und liegen in meiner besten Truhe, aufgereiht, damit sie trocken bleiben. Das sollte den Rost fernhalten. Jedenfalls eine Weile.«
    Renald hielt mit der Pfeife inne. Wenn Thulin seinen Amboss vergrub ... nun, dann bedeutete das, dass er für längere Zeit nicht zurückkehren würde. »Thulin, was ...?«
    »Wenn ich nicht zurückkehre«, sagte Thulin und schaute nach Norden, »würdest du meine Sachen ausgraben und dich darum kümmern? Verkauf sie an jemanden, der sie zu schätzen weiß, Renald. Ich will nicht, dass jeder X-beliebige auf diesem Amboss herumhämmert. Du weißt, dass ich zwanzig Jahre gebraucht habe, bis ich dieses Werkzeug beisammen hatte.«
    »Aber Thulin!«, stammelte Renald. »Wo willst du hin?«
    Thulin wandte sich ihm wieder zu, legte einen Arm auf das Verandageländer. Der Ausdruck in seinen braunen Augen war ernst. »Da zieht ein Sturm herauf«, sagte er. »Also dachte ich mir, ich muss nach Norden ziehen.«
    »Ein Sturm?«, fragte Renald. »Du meinst den am Horizont? Thulin, der sieht schlimm aus - verbrennt meine Knochen, aber das tut er, doch es ist sinnlos, davor weglaufen zu wollen. Wir haben schon früher schlimme Stürme überstanden.«
    »So einen nicht, alter Freund«, sagte Thulin. »Das ist nicht die Art von Sturm, die man ignoriert.«
    »Thulin?«, fragte Renald. »Wovon sprichst du?«
    Bevor er antworten konnte, rief Gallanha vom Kutschbock. »Hast du ihm das mit den Töpfen gesagt?«
    »Ach ja«, bemerkte Thulin. »Gallanha hat diesen Satz Töpfe mit den Kupferböden poliert, die deiner Frau immer so gefallen haben. Sie stehen auf dem Küchentisch und warten auf Auaine, falls sie sie haben möchte.« Und nach diesen Worten nickte Thulin seinem Freund zu und ging zu seinem Wagen zurück.
    Renald saß wie erschlagen da. Thulin war immer unverblümt gewesen; er zog es vor, das zu sagen, was er zu sagen hatte, und dann zur Tagesordnung überzugehen. Das gehörte zu den Dingen, die Renald so an ihm gefielen. Aber der Schmied konnte auch wie ein Felsblock durch eine Horde Schafe durch eine Unterhaltung rollen und alle verblüffen.
    Renald stemmte sich eilig in die Höhe, legte die Pfeife auf den Stuhl und folgte Thulin zum Wagen. Soll man mich doch zu Asche verbrennen, dachte er, als er wieder das braune Gras und die toten Büsche sah. Er hatte so viel Arbeit in diesen Garten gesteckt.
    Der Schmied überprüfte die Hühnerkisten, die an seinem Wagen festgebunden waren. Renald holte ihn ein und streckte die Hand aus, aber Gallanha lenkte ihn ab.
    »Hier, Renald«, sagte sie vom Kutschbock. »Nimm die.« Sie hielt ihm einen Korb mit Eiern entgegen; eine Strähne ihres blonden Haares hatte sich aus ihrem Haarknoten gelöst. Renald nahm den Korb entgegen. »Gib sie Auaine. Ich weiß, dass euch wegen der Füchse im Herbst ein paar Hühner fehlen.«
    Renald nahm die Eier. Einige waren weiß, einige braun. »Ja, aber wo wollt ihr denn hin, Gallanha?«
    »Nach Norden, mein Freund«, sagte Thulin. Er ging an Renald vorbei und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich schätze, dort wird sich ein Heer sammeln. Man wird Schmiede brauchen.«
    »Bitte«, sagte Renald und fuchtelte mit dem Eierkorb herum. »Nehmt euch doch wenigstens ein paar Minuten. Auaine hat gerade Brot in den Ofen geschoben, einen dieser dicken Honiglaibe, die ihr so mögt. Wir können das bei einem Spiel Steine besprechen.«
    Thulin zögerte.
    »Wir sollten besser aufbrechen«, sagte Gallanha leise. »Der Sturm kommt näher.«
    Thulin nickte. »Du solltest vielleicht auch nach Norden kommen, Renald. Falls du dich dazu entscheidest, bring alles mit, was du kannst.« Er hielt inne. »Du kannst gut genug mit deinen Werkzeugen umgehen, um kleinere Metallarbeiten auszuführen, also nimm deine besten Sensen und mach Stangenwaffen daraus. Deine besten beiden Sensen; nimm nicht die zweitbesten oder drittbesten. Nimm deine besten, denn das wird die Waffe sein, die du benutzen wirst.«
    Renald runzelte die Stirn. »Woher willst du wissen, dass dort ein Heer ist? Thulin, soll man mich doch zu Asche
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