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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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wussten genau, was passiert war.«
    »Und wenn dem so war?«
    »Sie wussten, dass ich für diese Story Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt habe. Empfinden Sie denn keinerlei Loyalität gegenüber dem lokalen Sender?«
    »Nein.«
    Die Antwort kam so prompt und nüchtern, dass Liv für einen Moment wie geplättet war. »Sie haben dort einmal angefangen.«
    »Würden Sie WTRL in Jersey anrufen und denen Ihren Exklusiv-Bericht durchgeben, weil Sie früher einmal dort das Wetter angesagt haben?«, konterte er. »Vergessen Sie Ihre Alma-Mater-Manieren, Liv; das zieht bei mir nicht.«
    »Sie sind abscheulich.« Ihre Stimme hatte eine gefährliche Tonlage angenommen. »Sie hätten mir doch nur sagen brauchen, dass Sie mit der Story rauskommen.«
    »Und Sie hätten höflich die Hände gefaltet und meinem Exklusivbericht gelauscht, wie?« Er zückte ironisch die Brauen. »Sie hätten mir die Kehle aufgeschlitzt, damit Sie die Story als Erste in die Welt hinausposaunen können.«
    »Mit Genuss.«
    Jetzt lachte er. »Sie sind sehr ehrlich, wenn Sie wütend sind, Liv – und hinreißend.« Er schob ein paar Manuskriptblätter auf seinem Schreibtisch zusammen und reichte sie ihr. »Sie werden meine Unterlagen brauchen, um Ihre Reportage umzumodeln. Ihre Sendung beginnt in weniger als einer halben Stunde.«
    »Ich weiß, wie spät es ist«, fauchte sie, ohne die Papiere zu beachten. Sie hatte das beinahe unwiderstehliche Bedürfnis, irgendetwas durch das große Fenster hinter Thorpes Schreibtisch
zu schleudern. »Sie werden das in Ordnung bringen, Thorpe – wenn nicht gleich, dann bald. Ich habe es satt, für jeden meiner Beiträge über Ihren Rücken klettern zu müssen.« Damit riss sie ihm die Seiten aus der Hand, empört, überhaupt etwas von ihm annehmen zu müssen, aber wissend, dass sie keine andere Wahl hatte.
    »Fein.« Er beobachtete, wie sie sich bückte, um ihr zerknülltes Manuskript vom Boden aufzuheben. »Heute Abend gehen wir zusammen auf einen Drink.«
    »Nie im Leben.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zur Tür.
    »Angst?«
    Dieses eine, provokante Wort ließ sie abrupt stehen bleiben. Liv drehte sich noch einmal um und funkelte ihn an. »O’Riley’s. Acht Uhr.«
    »Abgemacht.« Thorpe grinste, als sie die Tür hinter sich zuknallte.
    Aha, dachte er, als er es sich wieder in seinem Schreibtischsessel bequem machte. Unter dieser Seidenhülle steckte tatsächlich eine Frau aus Fleisch und Blut. Er hatte schon seine Zweifel gehabt. Wie es aussieht, habe ich die erste Hürde bereits genommen. Er lachte in sich hinein und drehte sich zum Fenster, das eine großartige Aussicht über die Stadt bot.
    Verdammt, aber sie hatte ihn gereizt. Und das nicht wenig, stellte er fest. Ansonsten hätte er weiter abgewartet. Die wichtigste Eigenschaft, die ein Reporter besitzen musste, war Geduld. Und Thorpe übte sich seit über einem Jahr in Geduld. Seit sechzehn Monaten, um genau zu sein.
    Seit dem Abend, als er sie zum ersten Mal im Fernsehen gesehen hatte. Er erinnerte sich an die ruhige, leise Stimme, die kühle, klare Schönheit. Diese Frau hatte ihn auf der Stelle fasziniert. Und seit dem Augenblick, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, ihren distanzierten Blick auf sich gerichtet sah, begehrte er sie. Sein Instinkt hatte ihn angewiesen, Zurückhaltung zu wahren und auf Distanz zu bleiben. Hinter Olivia Carmichael steckte mehr, als das Auge sah.
    Er hätte sich gründlich über ihre Familie und ihre Lebensumstände
informieren können. Er verfügte über die entsprechende Gabe und die notwendigen Kontakte. Dennoch hatte irgendetwas seine berufsbedingte Neugier in Schach gehalten. Er hatte sich aufs Abwarten verlegt. Nachdem er sich jahrelang die Füße heiß gelaufen hatte, um Prominente auszuforschen, war Thorpe ein Meister der Geduld geworden. Er lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Wenn er die Sachlage richtig deutete, schien sich sein Warten bezahlt zu machen.
     
    Um acht Uhr lenkte Liv ihren Wagen auf den Parkplatz neben O’Riley’s und lehnte, nachdem sie den Motor abgestellt hatte, für einen Moment den Kopf ans Lenkrad. Allzu deutlich stand ihr das Bild vor Augen, wie sie durch den Nachrichtenraum und in Thorpes Büro gestürmt war, und sie hörte immer noch, wie sie ihn angebrüllt hatte.
    Sie hasste es, die Fassung zu verlieren, umso mehr gegenüber Thorpe. Seit ihrer ersten Begegnung wusste Liv, dass Thorpe ein Mann war, von dem sie besser Abstand hielt. Er war zu
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