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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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ein Teller mit Essensresten und ein Laptop. Eine richtige Junggesellenbude – lieblos und ungemütlich. Die Krönung sind die beiden Ölschinken an der Wand. Birken am Bach und Gondeln in Venedig. Bestimmt von Mama geerbt. Hier war schon ewig keine Frau mehr, das sieht man sofort. Sein Geld scheint Hannes nur in teure Elektroniksachen zu investieren. Auf einem niedrigen Regal unter dem Fernseher prangen eine fette Musikanlage, eine Filmkamera, ein Beamer und ein DVD -Player.
    Langsam setze ich mich auf die Couch, und Frau Freitag lässt sich in den Sessel gegenüber fallen. Den Kinderwagen parke ich neben mir. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!
    «Wollt ihr was trinken? Wasser oder Cola? Bier hab ich auch …»
    «Wasser!», entscheidet Frau Freitag.
    Mir wäre ja nach einem Bier, aber ich muss einen klaren Kopf behalten.
    Hannes scheint sich gefasst zu haben, spielt plötzlich den zuvorkommenden Gastgeber. Irgendwie bizarr in dieser Situation. Er eilt in die Küche und ruft von da aus: «Ihr könnt ruhig rauchen! Ich bringe noch einen Aschenbecher!»
    Frau Freitag hat sich schon eine Zigarette angezündet und schiebt mir auch eine rüber.
    Jetzt werde ich doch wieder nervös, was macht der Mann so lange in der Küche?
    «Sieht ja schlimm hier aus, oder?», flüstert Frau Freitag.
    «Allerdings.»
    Endlich kommt Wernitzki zurück. Er räumt den Laptop weg und stellt zwei Gläser mit Selters auf den Tisch. Seine Hände zittern. Für sich hat er ein Bier mitgebracht. Na toll! Aber das rührt er nicht an. Stattdessen setzt er sich auf einen der Stühle am Tisch und vergräbt das Gesicht in den Händen.
    «Es tut mir so leid», sagt er erstickt, «es tut mir so leid!»
    «Was denn, Hannes?», fragt Frau Freitag sanft.
    Er schweigt einen Moment, dann streicht er sich die Haare aus der Stirn und seufzt tief. Er sieht müde und deprimiert aus. Frau Freitag steht auf. Sie geht zu ihm hin und legt einen Arm um seine Schultern. Ah, ich verstehe. Sie ist jetzt der Good Cop, der ihn zum Reden bringen will. Freundlich und mitfühlend.
    Gut, dann werde ich die Rolle des Bad Cops übernehmen, wenn es nötig sein wird. Als Erstes schalte ich den Fernseher aus.
    «Hannes, was ist denn passiert? Erzähl einfach mal!» Frau Freitag setzt sich auf den Stuhl neben ihn und schaut ihn ernst an. «Was war denn an dem Abend, als Günther …»
    «Günther! Günther! Ihr habt ja keine Ahnung!», bricht es aus Wernitzki heraus. Er wirkt auf einmal wie ausgewechselt.
    «Wovon haben wir keine Ahnung, Hannes?»
    «Wie der Günther wirklich war! Was das für ein Schwein war! Schon immer! Schon früher! Schon im Studium!»
    «So lange kennst du den schon?»
    Wernitzki nickt. Er zittert, Tränen stehen wieder in seinen Augen.
    «Hast du keinen Cognac im Haus?», frage ich. Ein Cognac würde ihn vielleicht beruhigen und seine Zunge lösen. Ich könnte auch einen vertragen!
    Wernitzki schüttelt den Kopf. «Nein! Gib mir mal eine Zigarette, Frau Freitag!»
    Er will rauchen! Frau Freitag und ich sehen uns verblüfft an. Himmel, muss der fertig sein. Der ist doch ein notorischer Nichtraucher. Frau Freitag zündet eine Zigarette an und reicht sie ihm. Er nimmt einen tiefen Zug, muss sofort husten und drückt die Zigarette wieder aus.
    Ich müsste eigentlich ganz dringend aufs Klo, schon die ganze Zeit.
    «Ich verschwinde mal kurz! Wo ist das Bad?»
    Wernitzki weist auf den Flur und erhebt sich halb.
    «Lass man, ich finde das schon!»
    Vielleicht auch eine gute Gelegenheit, etwas in der Wohnung herumzuschnüffeln!
    •
    «Hannes, weißt du, ich mochte den Günther auch nicht. Ich fand den schon von Anfang an unsympathisch.» Jetzt, wo die Krise im Bad ist, werde ich es mal mit aktivem Zuhören und Spiegeln versuchen. «Der war so ein Angeber. Und wie er uns Frauen …»
    «Ja, genau, Frau Freitag», unterbricht mich Wernitzki, «ein richtiges Arschloch war das, und mit den Frauen … hinter jeder Frau war der her. Das war wie ein Sport für den. Da ging es nie um wahre Gefühle, Hauptsache, er bekam sie ins Bett. Und die Frauen … ich habe das nie verstanden, was die an dem fanden. Ich … ich hatte ja nie so richtig Glück bei …» Wernitzkis Kopf fällt runter, als hätte man von hinten dagegengeschlagen.
    Jetzt heult er bestimmt wieder. Der ist weichgekocht! Dranbleiben!
    «Aber Hannes, hattest du nicht was mit der Judith, die …»
    « JUDITH !!!», schreit Hannes plötzlich auf. «Judith Maier, die hat doch der Altmann auch …
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