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Der alte Mann und das Meer

Der alte Mann und das Meer

Titel: Der alte Mann und das Meer
Autoren: Ernest Hemingway
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Schildkröten absäbelten, wenn die Schildkröten an der Oberfläche schliefen, und sie würden, wenn sie hungrig waren, einen Menschen im Wasser anfallen, selbst wenn er keinerlei Geruch von Fischblut oder Fischleim an sich hatte.
    »Ay«
, sagte der alte Mann. »
Galanos
, los, komm,
galanos

    Sie kamen. Aber sie kamen nicht, wie der Mako gekommen war. Der eine wendete und verschwand unter dem Boot, und der alte Mann konnte das Boot erbeben fühlen, während er an dem Fisch zerrte und riß. Der andere beobachtete mit seinen geschlitzten, gelben Augen den Mann und näherte sich dann schnell mit seinen halbkreisförmigen, weit aufgerissenen Kiefern, um den Fisch dort anzufallen, wo er bereits zerbissen war. Die Linie zeigte sich deutlich oben auf seinem braunen Kopf und Rücken, wo das Gehirn ins Rückenmark übergeht, und der alte Mann stieß das Messer an dem Riemen in die Stelle, zog es heraus und stieß es dann von neuem hinein in die gelben, katzenartigen Augen des Hais. Der Hai ließ den Fisch los und glitt hinunter und verschlang, während er starb, was er abgefetzt hatte.
    Das Boot schütterte immer noch, da der andere Hai den Fisch weiter zerstörte, und der alte Mann machte die Schot los, damit das Boot quer schwang, um den Hai darunter hervorzubringen. Als er den Hai sah, lehnte er sich über Bord und stieß nach ihm. Er traf nur Fleisch, und die Haut war hart gespannt, und er kriegte kaum das Messer hinein. Der Stoß tat nicht nur seinen Händen weh, sondern auch seiner Schulter. Aber der Hai kam schnell heran mit dem Kopf über Wasser, und der alte Mann traf ihn direkt mitten auf seinen abgeflachten Schädel, als sein Maul aus dem Wasser kam und den Fisch berührte. Der alte Mann zog die Klinge zurück und stieß sie noch einmal genau in die gleiche Stelle.
    Der Hai hing noch immer mit festgebissenen Kiefern an dem Fisch, und der alte Mann durchbohrte sein linkes Auge. Der Hai hing immer noch da.
    »Nein?« sagte der alte Mann, und er stieß die Klinge zwischen Wirbelsäule und Schädeldecke. Das war jetzt eine einfache Sache, und er spürte, wie die Knorpel sich spalteten. Der alte Mann drehte den Riemen um und steckte das Blatt zwischen die Kiefer des Hais, um sie aufzubrechen. Er drehte das Blatt hin und her, und als der Hai wegglitt, sagte er: »Los,
galano
, rutsch eine Meile tief runter. Geh, besuch deine Freundin, oder vielleicht ist es deine Mutter.«
    Der alte Mann wischte die Klinge des Messers ab und legte den Riemen hin.
    Dann griff er nach der Schot, und das Segel füllte sich, und er brachte das Boot auf Kurs.
    »Die haben bestimmt ein Viertel von ihm genommen und vom besten Fleisch«, sagte er laut. »Ich wünschte, es wäre ein Traum, und ich hätte ihn nie angehakt.
    Es tut mir leid, Fisch. Dadurch ist alles verdorben.« Er hielt inne und mochte den Fisch jetzt nicht ansehen. Ausgeblutet und gewässert, hatte er die Farbe von der Silberschicht eines Spiegels, aber seine Streifen waren noch zu sehen.
    »Ich hätte nicht so weit hinausfahren sollen, Fisch«, sagte er. »Deinetwegen und meinetwegen. Es tut mir leid, Fisch.«
    Jetzt, sagte er zu sich selbst, untersuch mal das Seil am Messer und sieh nach, ob es durchschnitten ist. Dann bring deine Hand in Ordnung, weil noch mehr kommen wird.
    »Ich wünschte, ich hätte einen Stein für das Messer«, sagte der alte Mann, nachdem er das Seil am Griffende des Riemens untersucht hatte. »Ich hätte einen Stein mitnehmen sollen.« Du hättest eine Menge Dinge mitnehmen sollen, dachte er. Aber du hast sie nicht mit, alter Freund. Jetzt ist keine Zeit, um daran zu denken, was du nicht hast. Denk nach, was du mit dem, was da ist, tun kannst.
    »Du gibst mir viele gute Ratschläge«, sagte er laut. »Das hab ich satt.«
    Er hielt die Ruderpinne unter dem Arm und hielt seine beiden Hände ins Wasser, während das Boot vorwärts fuhr.
    »Gott weiß, wieviel dieser letzte genommen hat«, sagte er. »Aber das Boot ist jetzt viel leichter.« Er wollte nicht an die verstümmelte Unterseite des Fisches denken. Er wußte, jeder der ruckartigen Stöße des Haies hatte abgerissenes Fleisch bedeutet und daß der Fisch jetzt für alle Haie eine Fährte so breit wie eine Landstraße durch die See zog.
    Er war ein Fisch, um einen Mann den ganzen Winter über zu ernähren, dachte er. Denk nicht daran. Ruh dich nur aus und sieh zu, daß du deine Hände wieder in die Reihe kriegst, um das, was von ihm übrig ist, zu verteidigen. Der Blutgeruch von meinen Händen
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