Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Abgrund

Titel: Der Abgrund
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
aber auch schon immer vermutet, dass sie überschätzt wurden. Er hatte schließlich ja den Kreis durchbrochen, den sie um das Gelände der »Freien« gezogen hatten. Und er hatte einen von ihnen am Pool erschossen. Er war nicht lange genug geblieben, um zu sehen, ob Romano Verstärkung bekam. Als Strait sich Claire gegriffen hatte und losgelaufen war, hatte Macy, ganz der treue Lieutenant, seinem Boss den Rücken gedeckt. Strait war gut zu ihm gewesen, hatte ihn damals in der Anstalt unter seine Fittiche genommen. Und als Macy rausgekommen war und es ihn in die Welt der »Freien« verschlagen hatte, hatte Strait ihn aufgespürt und ihm die Augen geöffnet. Die »Freien« waren Amateure, das hatte das Debakel in Richmond ihm gezeigt. Und Strait hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die »Freien« keinen roten Heller bezahlten, sondern ganz im Gegenteil erwarteten, dass man sie finanziell unterstützte. Und wofür?, hatte Strait ihn demonstrativ gefragt. Für das Privileg, sich mit dummen Leuten zusammenzutun.
    Er hatte sich den vernünftigen Rat zu Herzen genommen und mehrere Jahre lang mit Strait zusammengearbeitet. Die derzeitige Chose war die lukrativste gewesen. Sie hatten mit dem Drogenhandel ein Vermögen verdient, und Macy hatte es sogar geschafft, den »Freien« die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das, und den alten Peebles abzuknallen - das allein war es die Sache schon wert. Jetzt, da der Plan so schnell zum Teufel ging, wie die Sirenen sich ihnen näherten, musste Macy nur noch eins erledigen. London umbringen. Das würde seine absolute Überlegenheit beweisen. In gewisser Hinsicht hatte Macy sein gesamtes Leben als Erwachsener für genau diesen Augenblick trainiert.
    Er setzte die Nachtsichtbrille auf, schaltete sie ein und suchte die Gegend ab, wo er London zuletzt gesehen hatte. Der Mann brachte es offensichtlich nicht mehr, wenn er so rumlief. Er war übertrieben zuversichtlich und hatte es plötzlich mit einem Gegner zu tun, der tatsächlich besser als er war. Und nun war es an der Zeit, es zu Ende zu bringen. Gerade als er das dachte, erfasste er das grüne Leuchtfeuer, das dort aufflackerte. Eine Sekunde lang war Macy überrascht, denn er wusste nicht, was es war. Und dann wurde ihm klar, dass es sich um eine Reflexion von Londons Nachtsichtgerät handeln musste. Er zielte, atmete aus, bis keine Luft mehr in seinen Lungen war. Muskel um  Muskel glitt sein Finger zum Abzug. Er wurde völlig reglos. Und dann schoss er. Die Kugel traf das Leuchtfeuer genau in die Mitte, und das Licht ging aus. Erst da wurde Macy klar, dass sein eigenes, auf volle Leistung eingestelltes Nachtsichtgerät wahrscheinlich ebenfalls solch ein Leuchtfeuer abgab. Aber man musste durch sein Gerät schauen, um das Licht zu sehen, und er hatte London gerade erledigt. Er war einfach einen Sekundenbruchteil schneller gewesen, und deshalb lebte er noch, und London nicht mehr. Darauf lief es oft hinaus.
    Bevor Macy einen weiteren Atemzug tun konnte, traf die Kugel ihn mitten in die Stirn. Eine Millisekunde lang reagierte sein Verstand nicht auf die Tatsache, dass ihm jetzt der halbe Kopf fehlte. Dann fiel ihm das Gewehr aus den Händen, und Clyde Macy sackte zusammen.
    Web erhob sich hinter einer kleinen Böschung etwa drei Striche des Uhrziffernblatts von der Stelle entfernt, wo er seine Nachtsichtbrille auf einen Baumstumpf gelegt und auf volle Stärke eingestellt hatte. Er hatte sich nicht auf das grüne Leuchtfeuer verlassen müssen, das Macys Gerät ausgestrahlt hatte. Als Macy auf das geschossen hatte, was er für Webs Kopf hielt, hatte der Mündungsblitz seine Position verraten. Eine Sekunde später war es dann vorbei. Endstand: Profi eins, Amateur tot.
    Er hatte keine Zeit, länger über seinen Sieg nachzudenken, denn laute Schritte, die durchs Unterholz trampelten, ließen Web sich zu Boden werfen und mit dem Gewehr zielen. Als die beiden den Wald verließen und sein Schussfeld betraten, zögerte Web und erhob sich dann auf die Knie. Seine Waffe war genau auf den gewaltigen Brustkorb des Mannes gerichtet.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, Francis!«
    Westbrook zuckte zusammen und sah sich in der Dunkelheit um. Durch das Gewehrfernrohr konnte Web deutlich sehen, wie der Riese Kevin hinter sich schob und den Jungen vor dieser  neuen Bedrohung abschirmte.
    »Ich bin's, Francis, Web London. Lassen Sie die Waffe fallen. Sofort!«
    »Bleib hinter mir, Kev«, sagte Westbrook, als er vor dem Klang von Webs Stimme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher