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Der 8. Februar (German Edition)

Der 8. Februar (German Edition)

Titel: Der 8. Februar (German Edition)
Autoren: Jeron North
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November 1948.
    Die Bank Deutscher Länder wurde im März 1948 geschaffen als „Zentralbank der Landeszentralbanken“. Der Zentralbankrat war zunächst an die Anordnungen der alliierten Bankkommission gebunden. Die Bank Deutscher Länder konnte durch ihr geldpolitisches Instrumentarium (Mindestreserve-, Diskont-, Lombard- und Offenmarktpolitik) die Geschäftsbanken kontrollieren. Die Geschäftsbanken waren durch die Bereinigung ihrer Bilanzen wieder aktionsfähig.
    Wahrnehmung in der Bevölkerung 
    Diese Währungsreform war das im positiven Sinne markanteste kollektive Erlebnis der westdeutschen Nachkriegszeit nach 1945, vor allem weil Ludwig Erhard sie mit der fast völligen Aufhebung der „Bewirtschaftung“ (Rationierung) der Güter des Alltagsbedarfes verband: „Auf ein Mal gab es alles!“ Oft wurden vom Kopfgeld spontan unwichtige Luxusgüter gekauft. 
    Am Freitag, dem 18. Juni 1948, wurde die Währungsumstellung im Radio angekündigt. Am Samstag, dem 19. Juni 1948, schlossen Geschäfte wegen „Erkrankung“ oder „Umbau“ oder waren „ausverkauft“. Am Sonntag, dem 20. Juni 1948, wurden zunächst 40 DM pro Kopf in den offiziellen Ausgabestellen umgetauscht. Am Sonntag schon füllten sich die Schaufenster (manchmal mit erläuternden Schildern wie: „keine gehorteten Waren“) mit Lebensmitteln, Toilettenartikeln, Schnaps, Schokolade und Zigaretten. Wegen des begrenzten Kopfgeldes gab es ab Montag, dem 21. Juni 1948, Kaufzurückhaltung, die Preise stiegen und die Arbeitslosigkeit wuchs.
     
    Ungleiche Opferverteilung 
    Der allgemeine Tauschkurs von 100 RM:10 DM galt gewissermaßen nur für Schuldforderungen. Bargeldreserven und Bankguthaben wurden letztlich im Verhältnis 100 RM:6,50 DM umgetauscht. Die öffentlichen Anleihen an Privatpersonen wurden für wertlos erklärt. Preise und Löhne wurden im Verhältnis 100:100 umgesetzt. Wer Waren bis zur Umstellung ungesetzlicherweise gehortet hatte, der war Gewinner. Die Sparer und Arbeitslosen waren die Verlierer. Besitzer von Sachwerten (Betriebe, Immobilien und Waren) wurden bevorzugt. 
    Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen 
    Auswirkungen in den westlichen Besatzungszonen  
    Die Preise stiegen von August bis Dezember 1948 deutlich, die Preissteigerungen konnten jedoch Anfang 1949 auf Grund der restriktiven Kreditpolitik der Zentralbank zum Stillstand gebracht werden. Der relativ geringen monetären Nachfrage aus der Erstausstattung stand unmittelbar nach dem Stichtag ein genügendes Angebot an Waren aus Hortungslagern gegenüber. Diese waren jedoch bald erschöpft, und das Warenangebot beschränkte sich nunmehr auf die laufende Produktion. Diesem Warenangebot stand eine sich ständig ausweitende Geldmenge gegenüber.
    Die Produktion stieg innerhalb kurzer Zeit wieder auf den Vorkriegsstand. [14] Die Spartätigkeit der Haushalte war wegen des großen Nachholbedarfs äußerst gering. Die erzielbaren Marktpreise brachten den Unternehmen hohe Gewinne, die sofort wieder investiert wurden. 
    Die Zahl der Arbeitslosen nahm nach der Währungsreform sprunghaft zu. Die Beschäftigtenzahl dagegen blieb im gleichen Zeitraum mit etwa 13,5 Millionen Personen konstant. Das Anwachsen der Zahl der Arbeitslosen erklärt sich aus der Auflösung von vielen Scheinbeschäftigungen, die zu zusätzlichen Lebensmittelrationen verholfen hatten, und aus dem Bevölkerungswachstum durch den ständigen Zustrom an Flüchtlingen.
    Der Außenhandel: Die Joint Export-Import Agency (JEIA), eine Institution der westlichen Besatzungsmächte, erließ 1948 einen festen Dollarkurs. Dieser Kurs – ein US-Dollar gleich 3,33 RM bzw. DM – galt vom 1. Mai 1948 bis 18. September 1949. Ab 19. September 1949 wurde der Wechselkurs wegen der Abwertung des englischen Pfundes auf 1 US-$ = 4,20 DM festgesetzt. Die Exporte umfassten zunächst nur Rohstoffe und wurden erst später auf Halb- und Fertigfabrikate ausgedehnt. Die Importe überwogen in den ersten Jahren die Exporte. Das Zahlungsdefizit wurde aus Mitteln des Marshall-Planes und des Government and Relief in Occupied Areas (GARIOA) ausgeglichen.
    Auswirkungen in der Sowjetischen Besatzungszone 
    Da die Deutsche Mark recht plötzlich und nur in den „Westzonen“ eingeführt wurde, drohte Reichsmark-Bargeld in größerer Menge in die Sowjetische Besatzungszone abzufließen, wo es dort nachfragend hätte wirken können, so dass dort wegen der daraus resultierenden Preissteigerung eine (weitere) galoppierende Inflation hätte entstehen
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