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Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Titel: Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie
Autoren: Pierre Dinner
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Druck ausüben, was die Patienten in einem eigentlichen Teufelskreis noch tiefer in depressive Muster treiben kann. Insgesamt kann eine Depression eine so große seelische Belastung darstellen, dass ein Kranker im verzweifelten Wunsch nach innerer Ruhe und Erlösung suizidgefährdet wird (siehe Frage 23 und 24 ) . Dann ist es äußerst wichtig, dass mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln erst mal das Überleben des Depressiven sichergestellt wird. Denn mit den heute zur Verfügung stehenden psychotherapeutischen und biologischen Möglichkeiten kann in der Folge die Depression in vielen Fällen geheilt oder zumindest gebessert werden (siehe Frage 63 ff) .
    Frage 5
Was ist keine Depression?
    Der Begriff Depression hat in der Alltagssprache eine gewisse Ausweitung erfahren, so dass man zum Beispiel sagen hört, «gestern hatte ich eine recht starke Depression». Es ist nun durchaus möglich, dass ein Tag oder auch ein ganzes Wochenende von Niedergeschlagenheit, Sorgen, Enttäuschungsgefühlen, Hilflosigkeitsempfindungen, schlechter Laune oder anderen Formen des Verstimmtseins geprägt ist und sich zur Beschreibung dieses Zustandes in der Umgangssprache der Begriff «depressiv» anbietet. Ist diese Verstimmung jedoch am nächsten Tag wieder verschwunden oder wäre sie durch einen Kinobesuch oder einen angenehmen Telefonanruf gleich wieder aufgelöst worden, so handelt es sich nicht um eine Depression im medizinischen Sinn, nicht um ein Krankheitsgeschehen.
    Weiterhin müssen auch Trauer und Depression voneinander abgegrenzt werden. Trauer, Niedergeschlagenheit und Bedrücktheit sind normale Empfindungen und dienen der seelischen Verarbeitung namentlich von Abschieds- beziehungsweise Verlusterfahrungen (Tod einer geliebten Person, Trennung aus einer nahen Beziehung, Verlust von Besitz, Misslingen einer wichtigen Prüfung, Erkrankung als Verlust der Gesundheit, Beendigung eines Lebensabschnitts wie zum Beispiel bei der Pensionierung u. ä. m.). Die Gefühle lassen sich einteilen in lustvolle und unangenehme. Wir alle kennen Traurigkeit, Zerknirschung, Resignation, Schuldgefühle, Angst, Ärger, Wut, Enttäuschung, Einsamkeitsempfindungen, Verlorenheitsgefühle, Hoffnungslosigkeit und viele andere belastende Gefühle. Alle Gefühle, auch die unangenehmen, gehören zum normalen Erleben eines jeden Menschen. Die Fähigkeit, das ganze Spektrum von Gefühlen spüren zu können und in diesem Sinne über eine emotionale Grundausstattung zu verfügen, stellt eine Grundvoraussetzung dar, um seelisches und körperliches Befinden wahrnehmen und bewerten zu können. Alle Gefühle sind wichtig, und sie stellen auchdann, wenn sie auf unsere Stimmungslage drücken, keine Erkrankung dar. Bleibt die Fähigkeit zu Gefühlsempfindungen jedoch eingeschränkt, so ist dies häufig ein Anzeichen für eine seelische Störung, beispielsweise für eine Depression.
    Kennzeichen einer normal gedrückten Stimmungslage ist, dass sie auch wieder anderen Stimmungen weicht, man kann sich wieder an etwas freuen, lachen und heiter sein. In der Depression dagegen verharrt man in Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, alles ist grau, man kann sich nicht mehr freuen und auch nicht richtig trauern. Man befindet sich in einem Zustand anhaltend dumpfer Gedrücktheit und kann sich zu nichts aufraffen.
    Frage 6
Welche Funktion kann eine Depression haben?
    Es lässt sich beobachten, dass ein bestimmtes Stressvolumen, dem ein Mensch nicht mehr gewachsen ist (siehe Frage 18 ) , nach einer gewissen Zeit zu Überforderungserscheinungen führt. Man findet hierbei einen fließenden Übergang von mehr oder weniger isolierten Störungen wie Nervosität, Gereiztheit, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Verspannungen der Rückenmuskulatur, Kopfschmerzen und anderen Symptomen zu einer umfassenden depressiven Symptomatik mit Denk- und Gefühlsstörungen, Antriebsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Ängsten und körperlichen Störungen (siehe Frage 4 ) . Während erste Zeichen noch übersehen werden können, wird mit der Zunahme der Symptome immer deutlicher, dass es dem betroffenen Menschen schlecht geht. In den depressiven Symptomen können Überforderungssignale gesehen werden, mit anderen Worten übt Depression in diesem Sinne eine Signalfunktion aus.
    Man wird auch feststellen, dass der von einer Depression befallene Mensch sich nicht mehr konzentrieren kann und Gedächtnisschwierigkeiten entwickelt, am Morgen nicht mehr aufstehen mag, kraft- und
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