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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode
Autoren: Serhij Zhadan
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der Macker, diese Lachnummer – in die Anstalt mit ihm und basta, was machen wir hier rum – am besten gleich die Miliz rufen, die Leitungen kappen und ihren Macker kastrieren, Seemann bei der Handelsflotte, denkste, ein Pisser ist er, eine Lachnummer, verflixt, ins gemachte Nest, Arschlöcher) und Gott sagt zu ihr (verpiß dich, verpiß dich, Mädel, wir ackern hier unser ganzes Leben lang, und du glaubst, du wärst hier die Königin, was? Willst dich hinter deinem Macker verstecken, hinter deinem Seemann? Die Anstalt wartet schon lange auf ihn, so ist es, ja genau – in die Anstalt mit ihm). Was für eine Anstalt? – denkt Johnson-und-Johnson plötzlich, was übersetzt diese fucking Fotze für einen Scheiß? Er macht eine Pause, in der man das Schluchzen der Invaliden hört, und fährt dann fort.
    Liebe Brüder und Schwestern! (Liebe Brüder und Schwestern! – die Dolmetscherin nähert sich dem Thema wieder an.) Und Gott sagt zu ihr – kehr um (und Gott sagt euch – kehrt um und basta!), steh auf und geh! (geht doch endlich!), und sie ging weg (weg mit ihr) und fragte die Ärzte (fragt die Ärzte) – wer hat meine Behandlung bezahlt? (wer das alles bezahlen soll). Und sie sagten ihr – es ist ein Wunder, ein Wunder Gottes, aber jemand hat deine Versicherung bezahlt (versichert euer Wunder), und jemand hat dir Kleidung, ein paar Sachen gebracht, und das ist das zweite Wunder (eine andere Sache ist, daß jemand dir ein Wunder gebracht hat), und jemand hat dir eine Wohnung gemietet, du hast nun ein Dach über dem Kopf, und das ist das dritte Wunder (das Wunder flog schon zum dritten Mal über deinen Kopf). Nun war es für sie endgültig klar – es ist die Offenbarung Gottes, die Erleuchtung, die von oben über sie kam (es kam ihr hoch), Jesus selbst schenkt ihr diese Erleuchtung, ganz klein, einen kleinen Streifen Licht, wie wenn ihr nachts den Kühlschrank aufmacht (der fürchterliche Dschisus will ihr in der Nacht einen Kühlschrank schenken, so einen ganz kleinen). Wozu erzähle ich euch das alles, liebe Brüder und Schwester? (Wozu braucht ihr Brüder, Schwestern?) Damit ihr versteht, daß die göttliche Offenbarung Meeresfrüchten gleicht (erschöpft verstummt die Tussie und versinkt in Gedanken) – das Wichtigste ist nicht, sie zu fangen, sondern sie richtig zuzubereiten. Die Offenbarung Gottes ist wie das Gehirn eines Octopus – du weißt nicht, wo es sich befindet. Du gehst auf den Octopus zu, betrachtest ihn und denkst – Hallelujah! – wo ist bei diesem fucking Octopus das Gehirn? Denn wenn es einen Octopus gibt, dann muß es auch sein Gehirn geben? Aber dein Verstand kann es nicht fassen, dein Verstand ist träge und ungläubig, du kannst nicht einfach so einen Octopus nehmen und die Sache durchziehen, mußt auf deine innere Stimme hören, und die sagt dir – weg, weg damit, hier findest du nichts, das ist nichts für dich. Und dann beginnst du an dir selbst zu zweifeln. Hallelujah! Du denkst – ja, ich bin nicht würdig, ich bin zu schwach und zu siech, um diesen Weg bis zu Ende zu gehen und alles zu begreifen, diese Arbeit ist nichts für mich. Ich trete besser ab. Denn du siehst seinen Körper, er ist wie dein Körper. Und du siehst seine Augen, sie sind wie deine Augen, und du hörst sein Herz schlagen – Gott sei's gelobt – es schlägt wie dein Herz! Wer bist du also?
    – Ein Octopus! – ruft es aus dem Saal.
    – Was für ein Octopus? – Johnson-und-Johnson versteht nicht, wieso Octopus? Bestürzt verstummt er für einen Augenblick, verliert aber nicht den Schwung und taucht wieder in das bunte Purpur seiner Predigerscheiße ein: Richtig, du bist Gottes Kind! Wir sind alle Gottes Kinder! Die Offenbarung Gottes ist in jedem von uns (Jedem von euch – die Tussi schaltet sich wieder ein – wird am Ausgang eine Broschüre und ein Kalender mit dem Foto von Hochwürden ausgeteilt), laßt uns also der Aufmerksamkeit des Allmächtigen Beachtung schenken (vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, alles Gute, auf Wiedersehen bei den Predigten der Kirche Jesu (vereinigt)), da uns die Begegnung mit ihm noch bevorsteht! (Auf Wiedersehen, – wiederholt sich die Tussi. – Laßt nichts liegen, – fügt sie hinzu, – und schafft endlich diese scheiß Invaliden hier weg).
     
    Denen hab ich's aber gegeben, – sagt Hochwürden Johnson-und-Johnson zu dem Typen von der Verwaltung. Der Typ schaut ihn verträumt an. Ja, – wiederholt Hochwürden. – Denen hab ich es gegeben. Aber warum habe ich
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