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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe
Autoren: Irina Reinert
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Gasthof holen. Immerhin..."
    Vor Schreck blieben ihr die letzten Worte im Hals stecken, als sie Tränen in den Augen ihres neuen Arbeitgebers entdeckte. "Ist... kann ich... Entschuldigung, ich kann auch später wiederkommen."
    Hastig wischte sich Dr. Hofmann über die Augen. "Der Geruch der neuen Möbel ist kaum auszuhalten", erklärte er verlegen. "Mir wird regelrecht übel, wenn ich mich zu lange in diesem Zimmer aufhalte." Er merkte, wie übertrieben seine Worte klangen, und das machte ihn nur noch verlegener.
    "Kann ich ihnen helfen, Herr Doktor? Ich meine, beim Einräumen Ihrer Sachen", fügte Ingeborg Blatt hastig hinzu. Sie strich sich die schulterlangen dunklen Haare zurück, weil sie im Moment nicht so genau wußte, wohin mit den Händen.
    Der neue Doktor war ja ein netter Mann, doch in den vergangenen zwei Wochen, seit er mit seinen beiden Töchtern in dem alten Doktorhaus eingezogen war, hatte sie sich noch nicht so richtig an die Umstellung gewöhnen können. Sie hatte öfters Schwierigkeiten, weil sie  nicht wußte, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
    Noch immer trauerte Ingeborg, inzwischen schon Mitte fünfzig, um ihren guten alten Doktor Pauling, dessen Haushalt sie übernommen hatte, als sie mit der Grundschule fertig gewesen war. Er war ein ernster, aufrechter Mann gewesen, gerecht und auf eine angenehme Weise in sich gekehrt, was Ingeborg jedoch in keiner Weise gestört hatte.
    Im Doktorhaus hatte sich seit dem Weggehen des alten Arztes einiges geändert. Dr. Alexander Hofmann, der die Praxis von seinem ins Rentenalter gekommene Kollegen übernommen hatte, brachte mit seiner Familie frischen Wind in die etwas verstaubte Atmosphäre, aber auch eine Unruhe, die Ingeborg nicht gewöhnt war.
    Ingeborg wußte noch nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder lieber nicht. Jedenfalls war alles anders, und das war für die ältere Frau zumindest gewöhnungsbedürftig.
    Mit Kindern hatte sie keine Erfahrung, und einen Arbeitgeber, der um einiges jünger war als sie selbst, hatte sie noch nie zuvor gehabt. Sie würde höllisch aufpassen müssen, dass sie mit der Zeit nicht Dr. Hofmann gegenüber genau dieselben mütterlichen Gefühle entgegenbrachte wie sie sie bereits für die knapp dreijährige Tanja empfand.
    "Gibt es etwas, das ich für sie tun kann?", wiederholte sie ihre Frage von vorhin.
    Natürlich hörte Alexander sofort den Doppelsinn aus den Worten seiner Haushälterin heraus, was ihn nur noch mehr durcheinander brachte. Deshalb fiel auch seine Antwort ein wenig kurz aus.
    "Sie können natürlich die Schachteln auspacken und das Geschirr einräumen. Allerdings werde ich zum Mittagessen wahrscheinlich nicht hier sein. Ich habe noch einiges in Rothenhusen zu besorgen, was ich hier nicht bekommen kann, zum Beispiel eine neue Schreibtischlampe."
    Ingeborg nickte. Plötzlich fühlte sie sich von ihm zurückgewiesen und auch abgelehnt, obwohl dazu überhaupt kein Grund bestand. Das machte sie traurig und auch zornig, denn eigentlich war sie im Doktorhaus daheim als dieser Städter, der ohnehin, davon war sie felsenfest überzeugt, nicht lang bleiben würde. Ein eigenes Zuhause hatte sie nicht, ihr ganzes Erwachsenenleben hatte sie ausschließlich hier verbracht, der Praxis und seit mehr als zehn Jahren auch in der kleinen Wohnung im Anbau.
    Am Gesichtsausdruck seiner Haushälterin merkte Dr. Hofmann, dass seine Worte sie getroffen hatten. "Es tut mir Leid, ich wollte ihnen nicht weh tun", sagte er leise. "Die Umstellung, die neue Umgebung... Ich vermisse meine verstorbene Frau sehr." Seine Stimme geriet ins Stocken und klang nicht mehr ganz sicher. Er wußte plötzlich nicht mehr weiter, und insgeheim verwünschte er seine Tochter, die ihm so unerwartet Simones Bild auf den Schreibtisch gestellt hatte. Noch immer konnte er es nicht ertragen, das Gesicht seiner Frau anzusehen und sich dabei sagen zu müssen, dass er dieses Lachen, diese vor Lebensfreude sprühenden Augen niemals mehr sehen würde. 
    "Es ist schon in Ordnung, Herr Doktor." Ingeborg war leicht zu versöhnen. "Ich verstehe, dass sie sich noch nicht sehr heimisch fühlen in Haselheide. Außerdem..." Sie warf einen raschen Blick auf das Bild der Verstorbenen, dann schaute sie schnell wieder zu Dr. Hofmann. "Sie hatten es bestimmt nicht leicht in der letzten Zeit."
    "Das kann man wohl sagen", stimmte der Arzt zu und seufzte verhalten auf. "Doch nun ist erst einmal Schluß mit den trüben Gedanken." Er hob den Kopf und straffte
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